Bayern: Rothenburg sucht seinen Weg
Bayern: Rothenburg sucht seinen Weg

25. September 2025

Bayern: Rothenburg sucht seinen Weg

Die Stadt an der Tauber wurden nach 1945 zu 40 Prozent wieder aufgebaut – ohne alte Proportionen zu zerstören. Das will die Touristen-Hochburg künftig mit Führungen und einer Ausstellung stärker hervorheben.

Trutzig steht das Galgentor an der Nordostecke der Stadtmauer und ringt jedem Respekt ab, der Rothenburg ob der Tauber aus dieser Richtung betreten möchte. Fast rechnet man damit, dass unter dem mächtigen Torturm abends die Stadtwache die schweren Torflügel schließt. In der Galgengasse dahinter ducken sich bunt getünchte Häuser mit zwei Etagen unter ihren steilen Satteldächern. An manchem Haus finden sich Giebelbalken oder es ragen die Aufhängungen für Flaschenzüge aus der Fassade hervor. Am Ende der Straße passiert man die Judengasse und das fachwerkgeschmückte große Judentanzhaus am Weißen Turm, bevor man ins innere Zentrum mit Marktplatz, Rathaus und der Jakobi-Kirche gelangt. „Mit der weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Altstadt ist die Große Kreisstadt Rothenburg eine weltbekannte Sehenswürdigkeit“, liest man entsprechend bei Wikipedia.

Das Galgentor im Nordosten der Stadtmauer. Foto von Tjeerd, Adobe Stock

Auch das lachsrosa getünchte Haus in der Galgengasse 33 punktet mit Fachwerk und Sprossenfenstern in den oberen Stockwerken. Unten betreibt Andrea Poth zwischen Antiquitäten und moderner Kunst ihr ziemlich gemütliches Café Einzigartig. „Das Haus war das erste in der Straße, das nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde. Das war schon 1947“, sagt die Gastgeberin. Auf ihrem Smartphone zeigt Poth verblichene Schwarzweiß-Fotos von Bauarbeiten in einer Trümmerwüste. Der Besitzer habe als Sprengler handwerkliches Geschick und des nötige Kapital für den Neuanfang besessen.

Die Häuser der Galgengasse vor dem Weißen Turm wurden nach 1945 überwiegend im Heimatstil wieder aufgebaut. Foto von Martin Wein

Wir treffen Robert Frank. Der ist beruflich im Denkmalschutz tätig und in seiner Freizeit als Gästeführer unterwegs. Er bemüht sich gar nicht erst um Beschönigung. „Was heute so pittoresk aussieht, sind zu einem großen Teil Ersatzbauten der Nachkriegszeit“, sagt er. Bei einem Luftangriff noch am 31. März 1945 seien 300 von 950 Gebäuden innerhalb der Stadtmauer total, 50 weitere teilweise zerstört worden. Brandbomben legten den gesamten Osten in Schutt und Asche. Dass man als Besucher von dem dreitägigen Inferno heute erst bei genauerem Hinsehen etwas merkt, liegt am behutsamen Wiederaufbau.

Robert Frank führt Gäste zum „Rothenburger Weg“. Foto von Martin Wein

Anders als in anderen deutschen Kommunen lagen in Rothenburg 1945 keine Pläne für einem modernen, autogerechten Stadtumbau aus den 20er- und 30er-Jahren in den Schreibtischen. Frank erklärt: „Rothenburg galt seit etwa 1880 als romantischer Inbegriff einer mittelalterlichen Stadt und als internationales Touristenziel.“ Das Rothenburger Rathaus hatte schon 1893 als Vorbild für den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Chicago gedient. Selbst mitten im Zweiten Weltkrieg war Walt Disney in die Stadt gereist und hatte sich von den Fassaden zum Setting für seinen Trickfilm „Pinocchio“ inspirieren lassen.

Den kompletten Artikel könnt ihr in der Ausgabe 3/2025 des Reisemagazins 360° HeimatReisen nachlesen.

Informationen:

rothenburg.de

  • ANREISE:
    • Rothenburg liegt an der A7 zwischen Würzburg und Ulm. Die Anreise mit der Bahn ist nur mit Umstieg in Steinach möglich.
  • UNTERKÜNFTE:
    • Romantik-Hotel Markusturm**** luxuriös möblierte Zimmer und Suiten in der Altstadt neben dem markanten Stadttor, DZ ab 162 Euro, markusturm.de
    • Hotel Der Reichsküchenmeister****, Traditionshotel am Marktplatz gegenüber dem Rathaus mit gutem Restaurant, DZ ab 97 Euro, hotel-reichskuechenmeister-rothenburg.de
    • Boutique-Hotel Villa Mittermeier, sehr familiär geführtes und individuell gestaltetes Haus direkt vor der Altstadt, Restaurant mit 1 Michelin-Stern 2024, DZ ab 115 Euro, villamittermeier.de
  • AKTIVITÄTEN:
    • Mittelalterliches Kriminalmuseum Rothenburg, täglich 10 bis 18 Uhr, kriminalmuseum-rothenburg.de
    • Rothenburg-Museum im alten Dominikanerkloster, täglich 9.30 bis 17.30 Uhr, rothenburgmuseum.de
    • Stadtführungen zum Rothenburger Weg auf Anfrage beim Rothenburg Tourismus Service buchbar, Tel. 09861/404-800, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Beitragsbild: Blick auf Rothenburg ob der Tauber. Foto von jarek106, Adobe Stock

Lesetipp: „Quer durch Bayern“ lautet das Schwerpunktthema unserer neuen Ausgabe – HEIMATREISEN 3/2025

Zunächst entführt uns Jochen Müssig auf eine Genussreise durch Churfranken, dabei entdecken wir nicht nur die Restaurants im Mainviereck, sondern besuchen auch die Erzeuger. Weiter geht’s nach Rothenburg ob der Tauber. Auf einem Rundgang mit Dr. Martin Wein erfahren wir, dass die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg zu 40 Prozent wieder aufgebaut wurde – ohne alte Proportionen zu zerstören.

Mal klassisch, mal avantgardistisch, mal himmelstrebend, mal geerdet: Das Schwäbische Donautal rund um Dillingen hat eine ganz besondere touristische Attraktion. An den Radwegen der Region sind auf Initiative einer privaten Stiftung sieben markante Wegekapellen namhafter Architekten entstanden. Sieben Orte zum Halten, zum Rasten, zum Schauen und Fühlen, zum Besinnen und Genießen, die uns Alexa Christ vorstellt.

Anschließend geht es nach Augsburg, in die „Hauptstadt“ des Regierungsbezirks Bayerisch-Schwaben. Seit Juli 2019 darf sich die Stadt mit dem Welterbetitel der UNESCO schmücken. Allerdings wurde die 300.000-Einwohner-Stadt in Bayern nicht für ihre spektakulären Renaissancebauten oder die erste Sozialsiedlung der Welt ausgezeichnet, sondern für ihr Wassermanagementsystem, das uns der gebürtige Augsburger Rasso Knoller vorstellt.

Vor gut 100 Jahren setzte eine Münchner Malerclique, die sich der Blaue Reiter nannte, neue Akzente in der Kunst. Gabriele Münter, Wassili Kandinsky, Franz Marc, Alexej Jawlensky, Marianne von Werefkin und andere zog es von München aufs Land – in die Region zwischen Murnau und Kochel, die sich heute Blaues Land nennt. Vom Standort in Murnau am Staffelsee oder am Kochelsee erkunden wir zusammen mit Elke Homburg Museen, Orte und natürlich die traumhaften Landschaften, die die Künstler zu ihren Werken inspirierten.

Und zum Abschluss reisen wir noch ins Allgäu: Das Schloss Neuschwanstein bei Füssen zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Damit der Besuch König Ludwig II. steingewordenen Traums aufgrund der zahlreichen Besucher nicht zu einem persönlichen Albtraum wird, gibt Franz-Marc Frei Tipps für den Besuch an die Hand und verrät die besten Standorte und Tageszeiten für Fotos.

Jenseits der Grenzen des Freistaats Bayern erkunden wir in dieser Ausgabe noch die Leuchtenburg bei Jena, die Saale-Unstrut-Region, die Sächsische Schweiz, den Norden Berlins, das Ruhrgebiet, Bludenz im österreichischen Vorarlberg und San Sebastián im spanischen Baskenland.

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