Oberer Mittelrhein: Rund um Boppard - unterwegs mit und entlang der Hunsrückbahn
Oberer Mittelrhein: Rund um Boppard - unterwegs mit und entlang der Hunsrückbahn

31. Juli 2025

Oberer Mittelrhein: Rund um Boppard - unterwegs mit und entlang der Hunsrückbahn

Ein architektonisches Meisterwerk erwartet Reisende zwischen ­Boppard am Rhein und Emmelshausen im Hunsrück. Zwei Viadukte und fünf Tunnel auf rund 15 Kilometern umfasst die Hunsrückbahn – dazu gibt’s den Titel als „steilste Eisenbahnstrecke“ in Westdeutschland mit einem Höhenunterschied von 336 Metern und einem Steigungsgrad von 60 Prozent.

Die 1908 eröffnete Strecke beeindruckt neben Schienenfans auch Wanderfreunde und Mountainbikefans: Der Hunsrückbahn-Wanderweg eröffnet immer wieder schöne Ausblicke auf die Bahnstrecke, den Hunsrück und den Rhein sowie das charmante Boppard. Am besten erkundet man das Baudenkmal erst zu Fuß (oder mit dem Mountainbike) und dann per Zug.

Der Hunsrückbahn-Wanderweg führt über 16 Kilometer in vier bis fünf Stunden von Emmelshausen nach Boppard. Dabei überwinden Wanderer einen Höhenunterschied von rund 400 Metern. Doch die Wegstrecke lässt sich verkürzen – der Abschnitt zwischen Emmelshausen und dem Boppard-Buchholz gilt vielen als wenig praktikabel. Zwar präsentiert sich gerade die S-Kurve Hunsrückhöhe als schönes Fotomotiv, dem stehen aber viele Gehminuten auf Straßen entgegen.

Blick auf Boppard. Foto von Birgit Schönwälder

Daher bietet sich der Parkplatz am Bahnhof Boppard-Buchholz als idealer Startpunkt an. Hier folgt der Weg dem Gleis, schnell wird die Brücke über die Autobahn A61 überquert. Dann geht es an einem einfachen Eisenbahnübergang auf die andere Seite der Schienen. Gut zu wissen: Der Hunsrückbahn-Wanderweg ist perfekt ausgeschildert, so wünscht man es sich immer. Bergab geht es weiter durch den Ruhewald Boppard. Nach der Landstraße L209 passiert man die Soldatengedenkstätte „Drei Eichen“. Schließlich wird der Weg erstmals schmal und steil, Wanderstöcke helfen. Dann endlich ist die Liesenfeld-Hütte erreicht – und der wohl schönste Aussichtspunkt, mit einem Panoramablick auf das imposante Hubertus-Viadukt, 150 Meter lang und 50 Meter hoch: das Wahrzeichen der Hunsrückbahn schlechthin – Zeit für viele Fotos und ein Picknick!

Von hier führt der Hunsrückbahn-Wanderweg mit einer Spitzkehre in die Hubertusschlucht und lockt mit einem Blick auf das Viadukt. Nun verläuft der Wanderweg parallel zu einem Bach, ehe man am Aussichtspunkt auf den Rauherberg-Tunnel ankommt. Nach einem Anstieg bietet sich am Talberg-Tunnel ein weiterer Fotospot an. Es geht weiter zum Aussichtspunkt Elfenlay, mit Blick hinab auf das Gleis. Kurz vor dem vermeintlichen Ziel knickt der Weg an einer Gabelung unerwartet rechts ab und führt steil hoch zu einem weiteren Aussichtspunkt – mit einem Panoramablick auf Boppard und die Rheinschleife bis hinüber nach Filsen am anderen Flussufer. Wenn man hier auf dem Felsen steht, fühlt man sich schnell an den Löwen Simba auf dem Königsfelsen aus „König der Löwen“ erinnert. Über weiterhin schmale Wege geht es nun wieder steil hinab – entlang der Aussichtspunkte Kurt-Alich-Blick und Heinz-Bach-Eck. Schließlich ist das Tal erreicht, die letzten Meter führt der Weg wieder direkt entlang der Schienen zu den ersten Häusern von Boppard bis zum Bahnhof. Doch vor der Zugfahrt zurück lohnt ein Stadtrundgang samt Abstecher zu Deutschlands längstem Fluss.

Die Hunsrückbahn fährt größtenteils eingleisig. Foto von Birgit Schönwälder

Vom zentral gelegenen Bahnhof geht es mit dem Zug zurück zum Ausgangspunkt. Bei der Fahrt ab Boppard unbedingt in Fahrtrichtung rechts sitzen – dann eröffnet sich abermals ein schöner Blick auf den Rhein, das Mühltal und den Hunsrück. Nach gerade einmal zehn Minuten Fahrzeit ist dann schon der Bahnhof in Boppard-Buchholz erreicht. Bis zur Endstation Emmelshausen dauert es noch eine knappe Viertelstunde länger.

Die heutige Hunsrückbahn ist Teil der früheren Eisenbahnlinie von Kastellaun nach Boppard, die am 3. August 1908 eröffnet wurde. Bis zum Jahr 1931 war angesichts der Steigung ein Betrieb per Zahnradbahn nötig. Der Abschnitt zwischen Emmelshausen und Kastellaun wurde 1983 eingestellt: Seit 1998 verläuft auf der früheren Trasse der Schinderhannes-Radweg.

Informationen:
  • LAGE UND ANREISE: Emmelshausen und Boppard-Buchholz sind am besten per Auto über die Autobahn A61 erreichbar. Boppard steuern Autofahrer über die B9 an. Alternativ lässt sich die Stadt an der Rheinschleife gut per Zug oder Schiff erreichen.
  • WANDRERTIPPS:
    • Der Hunsrückbahn-Wanderweg erstreckt sich insgesamt über 16 Kilometer bzw. rund 4,5 Stunden.
    • Aufgrund des Höhenunterschieds bietet sich der Weg vom Berg ins Tal an.
    • Wer nicht den kompletten Weg laufen kann oder möchte, hat mindestens zwei Optionen zum Abkürzen. Erstens: Da die erste Hälfte als wenig sehenswert gilt, bietet sich ein Start erst in Boppard-Buchholz statt direkt in Emmelshausen an. Zweitens: Ab der Liesenfeld-Hütte folgt man nicht mehr dem ausgewiesenen Hunsrückbahn-Wanderweg, sondern den Wegweisern gen Boppard.
    • Der beeindruckende Aussichtspunkt an der Liesenfeld-Hütte – mit dem perfekten Blick auf das Hubertusviadukt – lässt sich auch auf der sogenannten Traumschleife Elfenlay ansteuern. Dieser Rundwanderweg führt über 10,4 Kilometer und 410 Höhenmeter bei einer Gehzeit von etwa vier Stunden.
    • Tickets für die Bahnfahrt sind auch am Automaten im Zug erhältlich.
  • WEBSITES:

Beitragsbild: Unterwegs mit der Hunsrückbahn - Foto von Thomas Riebesehl, Adobe Stock

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Ob romantische Burgen oder steile Weinberge: Über 67 Flusskilometer erstreckt sich entlang des Rheins eine der schönsten Kulturlandschaften Deutschlands. Das Obere Mittelrheintal, im Jahr 2002 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet, und der Rheingau faszinieren immer wieder aufs Neue. Kloster Eberbach ist spätestens seit dem Kinoerfolg „Der Name der Rose“ weltweit bekannt, die Sage der Loreley ist es ohnehin. Doch es gibt weitaus mehr am vielleicht schönsten Abschnitt des Rheins zu entdecken.

50 erlebnisreiche Mikroabenteuer stellen zwei gute Kenner der Region vor: von der nächtlichen Führung bei Kerzenschein und Weinprobe im Kloster Eberbach über Aussichtspunkte mit Wow-Faktor bis hin zu einer Kunstgalerie in einem historischen Weinkeller. Oder wie wäre es mit einer kurzen Wanderung mit Waldgeistern oder der Königsetappe des Rheinsteigs, einem Tag auf den Spuren von Hildegard von Bingen oder einer Übernachtung in einem überdimensionierten Weinfass?

Über die Autoren: Christian Dose lebt seit 2001 als Journalist und Kommunikationsberater in Frankfurt/ Main. Schon ein kurzer Ausflug an den Rhein lässt ihn den Alltag vergessen. Daher war es sein Herzenswunsch, nach Büchern über die USA und Neuseeland seine Empfehlungen zur Welterberegion zu veröffentlichen.Carolin Gerstenmaier ist seit 2008 in der Luftfahrtbranche in Frankfurt/Main tätig. Besonders interessiert an Kunst und Kultur, genießt sie es, das Mittelrheintal zu erkunden. Nach einem Buch über New York war es ihr ein besonderes Anliegen, über die Region „vor der eigenen Haustür“ zu schreiben.

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Bibliographische Angaben: