25. März 2024
Australien: Aborigines verzierten Emu-Eier schon vor 150 Jahren
Bei uns ist das Färben von Hühnereiern ein typischer Brauch zur Osterzeit. Doch auch andere Kulturen schmücken Eier. Im fernen Australien verzierten die Aborigines bereits vor über 150 Jahren Emu-Eier, die deutlich mehr hergeben als ein herkömmliches Hühnerei. Die flugunfähigen Emus sind aber auch aus anderen Gründen außergewöhnliche Tiere.
Von Mitte des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts war das Einritzen von Emu-Eiern ein beliebter Zeitvertreib auf Farmen und in Aborigine-Gemeinden in Australien. Bis heute sind noch viele dieser oft kunstvoll verzierten Eier in Museen zu sehen. Emu-Eier waren aber nicht nur als Zeitvertreib bei den australischen Indigenen geschätzt – sie standen ähnlich wie unsere Oster-(Hühner)-Eier seit jeher auch schon auf dem Speiseplan der einheimischen Völker Australiens.
Der Rest der australischen Bevölkerung ist zwar noch nicht aufs Emus-Ei gekommen, doch einige von Australiens Spitzenköchen haben in der jüngeren Vergangenheit ein Auge auf die grün schimmernden Eier geworfen. Im Jahr 2017 machte Ben Shewry vom Melbourner Restaurant „Attica“ bespielsweise mit einem süßen Emu-Ei-Sabayon Schlagzeilen. Und selbst in den USA schlugen die Rieseneier Wellen: So servierte ein New Yorker Restaurant sie einst mit wilden Pilzen. Auch in Koch-Shows im Fernsehen wurden die riesigen Eier, die im Durchschnitt 600 Gramm pro Ei wiegen und damit ungefähr so viel wie acht Hühnereier, bereits zum Star.
Bis zu zwei Meter groß
Doch nicht nur die Eier des Emus sind bemerkenswert. Nicht umsonst ziert der flugunfähige Vogel gemeinsam mit dem Känguru das australische Wappen. Emus sind nach dem Vogel Strauß die zweitgrößten Vögel der Welt – ausgewachsene männliche Tiere können bis zu zwei Meter groß werden. Ihre Beine sind kräftig und manche Emus können bis zu 50 Kilometer pro Stunde schnell laufen.
Obwohl Emus für ihr Fleisch wie auch für ihre Eier in einigen Farmen gezüchtet werden – in der Wildnis geht es den Tieren bei Weitem nicht immer und überall gut. Dies liegt wie so häufig meistens am Menschen, der die Tiere lange Zeit erbarmungslos gejagt hat. Legendär ist bis heute der „große Emu-Krieg“ der 1930er Jahre: Damals hatten Emu-Horden zahlreiche Ernten der Farmer zerstört und wurden daraufhin in einer Militäroperation gejagt. Die Aktion war letztendlich jedoch ein Fehlschlag, da die Laufvögel doch eher robust sind.
Wichtig für ein gesundes Ökosystem
In manchen Regionen in Australien ist ihr Überleben inzwischen aber sogar gefährdet – so beispielsweise an der Nordküste des Bundesstaates New South Wales im Osten Australiens. Dies ist die Heimat des sogenannten Küsten-Emus Dromaius novaehollandiae. Man wisse „nicht genau, wie viele noch in dieser gefährdeten Population leben, aber wir schätzen, dass es weniger als 50 sind“, heißt es vonseiten der zuständigen australischen Umweltbehörde. Würde nicht schnell gehandelt werden, so könnten die Tiere in den kommenden 50 Jahren aussterben.
„Ihr Verlust hätte schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt, da Küsten-Emus Früchte und Samen fressen und über große Gebiete verbreiten“, schreiben die Experten. Dies sei wichtig, damit die lokalen Wälder gesund bleiben und viele verschiedene bedrohte Pflanzen und Tiere beherbergen könnten. Diese Wälder wiederum würden „zu den artenreichsten Küstenwäldern der Welt“ gehören.
Ein Emu- aber kein Eier-Fan
Oftmals sind es die Aktionen einzelner Menschen, die einen Unterschied für die Tiere machen. Eine Tierschützerin, die gleich eine ganze Herde Emus gerettet hat, um ihr Überleben sicherzustellen, ist beispielsweise die Australierin Belinda Donovan. Sie betreibt mit ihrem Ehemann Phil die Mudgeroo Farm, etwa drei Autostunden südlich von Sydney. Neben rund 50 Emus kümmert sich das Paar mit seinem jungen Sohn dort auch um verletzte oder verwaiste Wombats, Kängurus und zahlreiche andere Tiere.
Die Donovans, die ihr Tierheim auf eigene Kosten tragen und auf Spenden angewiesen sind, lieben jeden ihrer Emus, die Rieseneier der Tiere können ihnen aber „gestohlen bleiben“, so Belinda Donovan. „Ich finde, dass Emu-Eier überhaupt nicht gut schmecken“, meinte sie. Vom Geschmack her seien sie eher teigig. Immerhin würde ein Ei aber eine ganze Familie satt machen, meinte die Tierschützerin, die auch eng mit der lokalen indigenen Gemeinde zusammenarbeitet und diese beispielsweise mit Emufedern versorgt, die sich in zeremoniellen Gewändern wiederfinden. Auch die Praxis, Bilder auf Emu-Eier einzuritzen, wird von einigen indigenen Künstlern bis heute bewahrt. Die Bilder würden Geschichten der australischen Ureinwohner erzählen, heißt es vonseiten des Australian Museums. Sie seien bis heute ein Mittel für die Aborigines, um die Verbindung zum Emu wie auch zum Land selbst zu stärken.
Autorin und Beitragsbild: Barbara Barkhausen