Neuseeland: Keine Reisen unter Social-Media-Einfluss mehr

09. Februar 2021

Neuseeland: Keine Reisen unter Social-Media-Einfluss mehr

Neuseeland hat die Nase voll von Instagram-Posts, die alle gleich aussehen. In einer neuen Tourismuskampagne bittet das Land deswegen seine Einwohner, nicht mehr „unter sozialem Einfluss“ zu reisen.

Von Neuseeland können Urlauber derzeit nur träumen: Das Land hat seine Grenzen voraussichtlich noch bis Ende des Jahres geschlossen, um sich keine Covid-19-Infektionen ins Land zu holen. Denn Neuseeland ist eines der wenigen Länder weltweit, das die Viruserkrankung mit wenigen Ausnahmen besiegt hat – vor allem wegen geschlossener Grenzen und eines rigorosen Quarantänesystems.

Das hält die Neuseeländer jedoch nicht davon ab, die Zeit zu nutzen, um künftige Besucher besser zu erziehen. So hat der Inselstaat im Pazifik eine neue Tourismuskampagne gestartet, in der er Reisende auffordert, keine Fotos mehr nachzustellen, die sie online gesehen haben. Stattdessen sollten sie sich „etwas Neues einfallen“ lassen und dies teilen.

Klassiker: „Mann sitzt ruhig auf einem Felsen und denkt nach“

Der Aufruf ist witzig in ein zweiminütiges Video verpackt, in dem Komiker Tom Sainsbury, der sich als Beamter des „Social Observation Squad (SOS)“ ausgibt, Touristen zu einigen der berühmtesten Sehenswürdigkeiten des Landes folgt. Dabei weist er die Urlauber an, nicht mehr „unter sozialem Einfluss“ zu reisen. „Ich wurde auf eine Situation aufmerksam gemacht, die in letzter Zeit häufig geschehen ist“, sagt er in dem humorvollen Video. „Die Leute haben Fotos in sozialen Medien gesehen und unternehmen nun größte Anstrengungen, sie nachzustellen.“

Komiker Tom Sainsbury als Beamter der Social Observation Squad. Photo Credit: Tourism New Zealand
Komiker Tom Sainsbury als Beamter der Social Observation Squad. Photo Credit: Tourism New Zealand

Dann rattert er eine Liste solcher klischeehaften Social-Media-Beiträge herunter: „Im Whirlpool von hinten fotografiert.“ „Mann sitzt ruhig auf einem Felsen und denkt nach.“ „Hot Dog-Beine.“ In einer Presseerklärung schreibt der lokale Tourismusverband, dass es inzwischen auffällig wäre, dass es trotz vieler schöner Urlaubsziele in Neuseeland immer wieder die gleichen Posts auf Instagram gebe.

Berge, Buchten, Kirchen und sogar Toiletten

Roy's Peak ist dabei einer der Hot Spots in Neuseeland. So finden sich unter dem Hashtag #RoysPeak fast 70.000 Fotos im Netz – und die meisten gleichen einander. Der Hashtag #CathedralCove – eine idyllische Bucht auf der Nordinsel – hat sogar weit über 100.000 sich ähnelnde Posts. Beliebt bei Influencern aus aller Welt sind außerdem eine kleine Kirche am Lake Tekapo oder Toiletten, die der bekannte österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser entworfen hat.

Photo Credit: Tourism New Zealand
Photo Credit: Tourism New Zealand

In der neuen Kampagne fordert das Team der Tourismusbehörde Reisende deswegen nun auf, sich doch endlich etwas Neues einfallen zu lassen. Da aber ja nach wie vor keine ausländischen Touristen in das Land im Pazifik reisen dürfen, müssen vorübergehend die Neuseeländer selbst herhalten. Die Herausforderung für sie ist nun, „außerhalb des (Instagram-)Platzes zu denken und sich etwas Neues einfallen zu lassen“, wie es in einer Pressemitteilung hieß. Sie sollen „ihre Kreativität kanalisieren und neue Bilder unter dem Hashtag #DoSomethingNewNZ teilen“.

Gratis-Werbekampagne dank Donald Trump

Dass die Neuseeländer ohnehin die beste Werbung für ihr Land sind, wurde zuletzt im September deutlich. Damals sprach der frühere US-Präsident Donald Trump vor Medienvertretern über die Coronalage in Neuseeland und verwies – leicht dramatisch – auf einen neuen Ausbruch in dem ansonsten sehr sicheren Land. In alter „Trump-Manier“ übertrieb der Politiker ein wenig. Denn ganz so schlimm stand es nicht um Neuseeland: An dem Tag, an dem der frühere US-Präsident die Situation in Neuseeland erwähnte, zählte das Land gerade mal neun Neuinfektionen, während die USA fast 42.000 hatte.

Doch die Worte Trumps hallten im Internet wider und ein Internetnutzer bezeichnete das Land daraufhin als „Hellhole“. Dies konnten die Neuseeländer natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie fingen an, Bilder ihres „Höllenlochs“ auf sozialen Medien zu posten: Idyllische Berge, Wälder und Küstenstreifen. Letztendlich hatte der US-Politiker dem Land mit seiner schamlosen Übertreibung eher einen Gefallen getan. „Er hat versehentlich die vielleicht beste inoffizielle Marketingkampagne ausgelöst, die Neuseeland jemals hatte“, urteilte das neuseeländische Medium „Stuff“ damals.

Autorin: Barbara Barkhausen, alle Bilder Photo Credit: Tourism New Zealand