Marokko: Aït Bougoumez – Im glücklichen Tal

01. März 2022

Marokko: Aït Bougoumez – Im glücklichen Tal

Das grüne Flusstal im nördlichen Hohen Atlas säumen ursprüngliche Berberdörfer inmitten der spektakulären Kulisse des 4000 Meter hohen M´goun-Massivs. Die Region ist ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger.

Karge Hochgebirgsszenerie auf den Gipfeln der Viertausender, sattgrüne Terrassenfelder in den Flusstälern, ursprüngliche Berberdörfer aus Stein und Lehm, aussichtsreiche Pässe mit windgebeugten Wacholderbäumen – der Hohe Atlas zeigt sich vielfältig. Das Gebirge trennt den wüstenhaften Süden vom mediterran geprägten Norden Marokkos und bildet eine natürliche Klimabarriere.

Während in den Ausläufern der Sahara Palmenoasen, Sand- und Steinwüste die Landschaft prägen, liegt auf den Gipfeln im Hohen Atlas im Frühjahr noch Schnee. Viele Touristen erhalten bei einer Passfahrt von Marrakesch über den Tizi-n-Tichka oder Tizi-n-Test nur einen kurzen Eindruck vom höchsten Gebirge Nordafrikas, bevor sie zu den Oasen und Wüstenlandschaften des Südens reisen. Wer sich etwas mehr vornimmt, fährt nach Imlil, um den Jebel Toubka in drei Tagen zu besteigen.

Einsam ist es dort allerdings schon lange nicht mehr. Um den Hohen Atlas und seine Menschen in ursprünglicher Form kennenzulernen – und nebenbei vielleicht noch einen Viertausender zu besteigen – bietet sich eine Tour in das malerische Aït Bougoumez-Tal in der Provinz Azilal an.

Ruhe und Entspannung in einem Gästehaus. Photo Credit: Astrid Därr
Ruhe und Entspannung in einem Gästehaus. Photo Credit: Astrid Därr

Wie ein grünes Band durchzieht das 1800 Meter hoch gelegene Flusstal mit seinen Getreidefeldern, Pappeln und Apfelbäumen die schroffe, braune Gebirgslandschaft des nördlichen Hohen Atlas. Zwischen November und März liegt hier häufig Schnee, im Sommer wirkt das fruchtbare Tal geradezu lieblich, weshalb es auch das Vallée Heureuse, das glückliche Tal, genannt wird. Die Bewohner des Tals sind berberischer Abstammung und sie haben bis heute ihre Traditionen bewahrt. Bis Anfang der 2000er-Jahre gab es in diesem abgelegenen Hochtal noch keinen Strom und keine Telefonleitungen. Erst seit 2001 führt eine Asphaltstraße ins Tal. Esel waren das Transportmittel Nummer 1, und auch heute noch wird das Tier gerne genutzt, um zum Markt oder Nachbarn zu reiten.

Ursprüngliche Berberdörfer aus Lehm und Stein sind typisch für die Region. Photo Credit: Astrid Därr
Ursprüngliche Berberdörfer aus Lehm und Stein sind typisch für die Region. Photo Credit: Astrid Därr

Hier lässt sich bis heute die traditionelle Architektur und Lebensweise der Berber im Hohen Atlas bewundern: Die sogenannten Tighremts sind mehrstöckige Hofhäuser aus Lehm und Stein, mit weiß umrahmten Gitterfenstern, Flachdächern aus Holz und integrierten Ställen für das Vieh. Besonders sehenswert ist der rund 200 Jahre alte, kreisrunde Agadir Sidi Moussa, der oberhalb des Dorfes Timit auf einen Hügel thront. Die Speicherburg beherbergt das Grab des Marabut (Heiligen) Sidi Moussa. ...

  • Lage: Das Bergtal liegt in 1800 m Höhe auf der Nordseite des Hohen Atlas in der Provinz Azilal.
  • Anfahrt: Von Marrakesch auf der N8 Richtung Osten fahren, nach etwa 35 km rechts abbiegen auf die R210 Richtung Demnate. Von dort auf der kurvigen Bergstraße R302 bis Agouti (ca. 182 km ab Marrakesch) im Aït Bougoumez-Tal. Es verkehren auch Sammeltaxis.
  • Aktivitäten: Wanderungen im Tal, mehrtägige Trekkings in den Bergen der Umgebung, Besichtigung von Felsgravuren

Mehr dazu und 39 weitere Tipps für Marokko lest Ihr in dem Buch Marokko: 40 Highlights abseits der ausgetretenen Pfade unserer Autorin Astrid Därr: https://360grad-medienshop.de/marokko

Über das Buch:

Berge und Meer, Wälder und Wüste, Seen und Wasserfälle – kaum ein Land Afrikas hat eine solche landschaftliche Vielfalt zu bieten wie Marokko. Aktiven Reisenden sind keine Grenzen gesetzt: Skitouren und Bergsteigen auf 4000er-Gipfeln, Surfen in den Atlantikwellen, Kameltouren in der Sandwüste, Mountainbiken auf einsamen Tracks, Offroad-Touren auf abenteuerlichen Pisten. Auch die Kultur des Landes ist einzigartig: Stadtpaläste, Koranschulen und Moscheen mit Mosaiken und Stuckornamenten zeigen maurische Architektur in Vollendung, im Norden ist das Stadtbild teilweise andalusisch geprägt, südlich des Hohen Atlas überwiegt Berberarchitektur mit mächtigen Lehmburgen, im Anti-Atlas thronen Speicherburgen aus Stein auf den Hügeln. Jahrtausende alte Felsgravuren zeugen von der frühen Besiedelung des Sahara-Randgebiets.

Dieses Buch liefert Ideen für neugierige Reisende, die Ziele entdecken möchten, die nicht in jedem Reiseprogramm oder Katalog stehen. Die 40 Highlights geben Anregungen, die Natur, Kultur und Kulinarik Marokkos intensiv und abseits der großen Touristenströme zu erleben.

Über die Autorin: Dipl.-Geografin Astrid Därr (geb. 1977) lebt in der Nähe von München. Sie war seit ihrem ersten Lebensjahr in ganz Afrika unterwegs. Inzwischen reist sie als freie Journalistin, Reiseleiterin und Abenteurerin rund sieben Monate im Jahr rund um den Globus, u. a. durchquerte sie den schwarzen Kontinent mit ihrem eigenen Toyota Land Cruiser von Nord nach Süd. Marokko bereiste sie zahllose Male mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und auf Trekkingtouren. Sie veröffentlichte diverse Reiseführer und Bildbände in verschiedenen Verlagen. Mehr Infos unter www.daerr.net 

Beitragsbild: Das fruchtbare Tal wird umrahmt von den Bergen des nördlichen Hohen Atlas. Photo Credit: Mkabriti CC BY SA 4.0