23. Juli 2021
Brisbane wird die Olympischen Spiele 2032 ausrichten
32 Jahre nach den Olympischen Spielen in Sydney wird Australien erneut Gastgeber für das internationale Sport-Event. Nach Paris 2024 und Los Angeles 2028 soll Brisbane die Spiele in elf Jahren ausrichten.
Farbenfrohe Raketen erhellten am Mittwochabend den Himmel über Brisbane. Hunderte hatten zuvor gespannt gewartet, während die Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Tokio live nach Australien übertragen wurde. Als Brisbane gegen 18.30 Uhr am Abend schließlich als Austragungsort der Olympischen Spiele 2032 bestätigt wurde, brachen die Menschen in lauten Jubel aus.
Die Bekanntgabe fand zwei Tage vor Start der aktuellen Olympischen Spiele in Tokio statt. In einer weltweit unsicheren Zeit bringt das IOC damit eine gewisse Planungssicherheit in das Sportevent. Neben Brisbane als Gastgeber für das Jahr 2032 stehen auch Paris für 2024 und Los Angeles für 2028 bereits fest. Dass die Wahl auf Brisbane fiel, ist nicht wirklich eine Überraschung – die australische Stadt war bereits Anfang des Jahres als „bevorzugter Kandidat“ präsentiert worden. Einen Konkurrenzkampf zwischen unterschiedlichen Städten und Ländern gab es damit nicht.
Stiefkind der australischen Großstädte
Das IOC hat dieses neue Vergabesystem nach jahrzehntelangen Korruptionsvorwürfen und hohen Summen, die für erfolglose Bewerbungen ausgegeben wurden, entwickelt. Insgesamt sollen die Spiele auch nachhaltiger und preisgünstiger werden. So müssen künftig nicht mehr alle Veranstaltungen in einer einzigen Stadt ausgerichtet werden. In Brisbane beispielsweise können vorhandene Sportanlagen genutzt werden. Trotzdem rechnen die Australier mit Kosten von rund fünf Milliarden Australischen Dollar oder umgerechnet 3,1 Milliarden Euro. Insgesamt ist Australien jedoch bestens vorbereitet: Das Land richtet die Veranstaltung bereits zum dritten Mal aus – nach 1956 in Melbourne und 2000 in Sydney.
Brisbane ist bisher ein wenig das Stiefkind der australischen Großstädte gewesen. Wer in den Sonnenstaat Queensland reist, der kommt, um das Great Barrier Reef oder den Daintree Regenwald zu sehen. Die Hauptstadt des rohstoffreichen australischen Bundesstaates steht jedoch meist nicht mit auf dem Reiseplan, auch weil sie mit rund 2,4 Millionen Einwohnern nur die drittgrößte Stadt des fünften Kontinents ist.
Moderne Metropole mit grausiger Vergangenheit
Dabei hat die Stadt eine interessante Vergangenheit: Bevor die europäischen Siedler von Sydney in Richtung Norden zogen, war die Region um das heutige Brisbane eine der bevölkerungsreichsten Gebiete der australischen Ureinwohner. Doch kaum zogen die „Weißen“ ab 1824 ein, bedeutete dies auch das Ende der indigenen Stämme, die bekriegt, versklavt und aus ihren Regionen vertrieben wurden. Zunächst schickte Sydney nur seine schlimmsten Sträflinge nach Norden, die dort in den Folgejahren die ersten steinernen Gebäude bauten wie das Gebäude der Colonial Stores oder die Old Windmill. Erst ab 1842 durften sich auch freie Siedler in Brisbane niederlassen.
Von dieser eher grausigen Historie der Stadt ist heute nicht mehr allzu viel zu erkennen. Nur noch einige alte Gebäude und Gedenktafeln erinnern an die Anfänge. Heute ist Brisbane eine moderne Metropole, die deutlich mehr Charme hat, als ein oberflächlicher Blick dies vielleicht vermuten lässt. Vor allem die sogenannte South Bank hat sich zu einem lebendigen kulturellen Zentrum mit Theater- und Konzerthallen und mehreren Museen entwickelt. Selbst einen künstlich angelegten Strand gibt es hier, der an eine tropische Lagune erinnern soll, und Schwimmen ohne gefährliche Strömungen oder die Gefahr von Haien erlaubt.
Ärger in der Bevölkerung
Die Olympischen Spiele 2032 werden in elf Jahren nun die Augen der Welt auf Brisbane und damit auf eine nur mittelgroße Stadt im Vergleich zu den Vorgängern Tokio, Paris und Los Angeles lenken. Laut Annastacia Palaszczuk, der Premier des Bundesstaates Queensland, ist die Austragung der Spiele deswegen „die größte Chance“, die Queensland je gesehen hat.
Während viele Menschen in Brisbane die Bekanntgabe am Mittwochabend Ortszeit feierten, zeigten sich andere jedoch verärgert. Denn um Brisbane vor der endgültigen Abstimmung des IOC in Tokio nochmal ins beste Licht zu rücken, war Palaszczuk extra nach Japan gereist. Offiziell sind Australiens Grenzen jedoch wegen der Pandemie geschlossen und für normale Bürger ist es derzeit extrem schwierig, Ausnahmegenehmigungen für die Ausreise zu erhalten.
Zudem war Palaszczuk eine der lautesten Stimmen, als es darum ging, Quarantäneplätze für rückkehrende Australier zu reduzieren. Letzteres wurde aus Angst vor der Delta-Variante beschlossen. Die Preise für Australienflüge stiegen als Reaktion auf mehrere Zehntausende Dollar. Über 130.000 unterzeichneten deswegen eine Petition, die die Politikerin letztendlich erfolglos aufforderte, ihre Tokio-Reise abzusagen. „Ich kann meine Mutter nicht besuchen. Sie kann nicht kommen und ihre Enkel sehen“, schrieb Angela Stark·beispielsweise. Palaszczuk dürfe aber nach Japan reisen, um die Olympischen Spiele zu sehen, Sehenswürdigkeiten anzuschauen und Japan als Touristin zu erleben. Karen Simonsen·formulierte es nochmal direkter: „Mein Menschenrecht auf freies Reisen wird mir verweigert, aber die Politiker dürfen es? Nein, mein Freund, das ist unaustralisch! Schande über sie.“
Text: Barbara Barkhausen. Beitragsbild: Photo Credit: Brisbane Local Marketing