Der Strand bei Cossack, Photo Credit: Western Australia Department of Planning, Lands and Heritage

16. November 2020

Cossack in Western Australia: Eine Geisterstadt erwacht zu neuem Leben

Wer will eine Stadt kaufen? Seit 70 Jahren ist Cossack, 1300 Kilometer nördlich von Perth, verlassen. Nur ein Hausmeister kümmert sich um die historischen Gebäude der Stadt. Doch jetzt will Australien den totgeglaubten Ort wieder auferstehen lassen. Investoren sind willkommen.

Weiße Sandstrände, türkisfarbenes Wasser, ein Café mit Tischen und Stühlen, Straßenbänke, die zum Verweilen einladen... Auf den ersten Blick scheint Cossack ein idyllischer Urlaubsort am Meer zu sein. Doch die Straßen des 1300 Kilometer nördlich von Perth gelegenen Ortes sind verlassen. Cossack ist seit 70 Jahren eine Geisterstadt. Nachdem die Perlenindustrie abzog und ein größerer Hafen im Norden gebaut wurde, vereinsamte die Stadt. Heute pflegt nur noch ein Hausmeister die leeren Gebäude und Straßen des verlassenen Ortes.

Glaubt man den farbenfrohen Schnappschüssen auf dem Facebook-Profil Rhys Osterlunds, des vermutlich einsamsten Hausmeisters der Welt, so ist das Leben in der westaustralischen Geisterstadt ein Paradies für Outdoor-Liebhaber und Abenteurer.

Idyllische Lage, historisches Erbe

Diesem Paradies will die westaustralische Regierung nun wieder neues Leben einhauchen. Der Plan ist, Investoren zu finden, die den am Meer gelegenen Ort, der ein idealer Ausgangspunkt für die Region Pilbara, die Coral Bay und den Karijini Nationalpark ist, in ein Urlaubszentrum umwandeln. Berichte sprechen von Öko-Hotels, Cafés, Galerien und Campingplätzen.

Cossack

Potenzial hat der Ort – nicht nur wegen seiner günstigen Lage in der Nähe landschaftlich reizvoller Regionen, sondern auch wegen der eigenen charmanten und noch gut erhaltenen Kolonialarchitektur. Darunter sind ein historisches Postamt, ein Zollgebäude, eine alte Polizeistation mit Gefängnis, ein Laden und ein Gerichtshaus, in dem heute ein kleines Museum untergebracht ist, das Besucher umsonst besichtigen können. Zwei Aussichtspunkte öffnen den Blick auf eine idyllische Küste mit herrlichen weißen Sandstränden.

Einst wurde hier nach Perlen getaucht

Der Ort hat zudem eine vielfältige, wenn in Teilen leider auch sehr traurige, indigene Geschichte. Denn wie an so vielen anderen Orten auch, waren Aborigines dort den Gräueltaten der weißen Kolonialherren ausgesetzt. In den Anfangstagen der Perlenindustrie wurden selbst indigene Kinder dazu gezwungen, nach Perlen zu tauchen.

Eine Tourismusexpertin glaubt, dass der langjährige Status quo des Ortes als Geisterstadt ebenfalls zu seiner Attraktivität beitragen könnte. „Wenn man in diesem verlassenen Ort umhergeht und all seine schönen alten Gebäude sieht, dann verspürt man diesen Drang, mehr über seine Geschichte zu erfahren und warum er verlassen wurde“, sagte Natasha Mahar vom North West Tourism Board in Westaustralien im Interview mit dem US-Sender CNN.
Kaufwillige vor

Die westaustralische Landesregierung sammelt derzeit Interessensbekundungen möglicher Investoren, die die Stadt mit neuem Leben füllen und in einen Urlaubsort verwandeln wollen. „Wir suchen nach innovativen Vorschlägen, die die einzigartige Lage des Ortes nutzen, sich mit der Landschaft in der Umgebung auseinandersetzen und Besuchern neue Möglichkeiten bieten, sich mit Geschichten aus der Vergangenheit Cossacks zu beschäftigen“, schrieb ein Sprecher des westaustralischen Department of Planning, Lands and Heritage in einer E-Mail.

Alle Vorschläge, die eingehen, müssten den Standort, den Denkmalschutz, das Kulturerbe und den Umweltschutz berücksichtigen, betonte der Sprecher weiter. Man wolle aber sämtliche Ideen berücksichtigen, die den Tourismus mit geringen Auswirkungen auf die Natur und Umwelt fördern würden – beispielsweise Öko-Unterkünfte, kostengünstige Zeltplätze, Cafés oder Galerien eben.

Noch ist kein Investor gefunden, doch etliche Politiker sind aufgrund der Möglichkeiten, die in Aussicht gestellt werden, schon heute „begeistert“: Cossack habe enormes Potenzial, glaubt David Templeman beispielsweise, der Minister für Denkmalschutz. Mit Sicherheit könne es irgendwann genauso beliebt und attraktiv werden wie andere globale Reiseziele auch, schwärmt der Minister, und zählt als Gründe dafür „die faszinierende Geschichte, die interessante Landschaft und die einladende Küste“ Cossacks auf.

Autorin: Barbara Barkhausen | Photo Credit: Western Australia Department of Planning, Lands and Heritage