24. November 2021
Great Barrier Reef: Korallen-Fortpflanzungsshow gestartet
Einmal jährlich entlassen unzählige Korallen synchron Milliarden Bündel von Eiern und Sperma ins Wasser – das Naturphänomen startete in der Nacht vom 23. auf den 24. November vor der Küste Queenslands und dauert mehrere Tage an. Neue beeindruckende Aufnahmen zeigen das Entstehen des neuen Lebens im Riff.
In der Nacht vom 23. auf den 24. November begann im nördlichen Abschnitt des Great Barrier Reefs die weltweit größte Fortpflanzungsshow, bei der Korallen Milliarden von Eiern und Spermien in den Ozean befördern, um sich zu reproduzieren. Dieses Naturphänomen, oft als gigantischer „Unterwasser-Schneesturm“ bezeichnet, tritt jedes Jahr über wenige Nächte hinweg auf. Einige Wissenschaftler konnten den Start dieses surrealen Schauspiels live erleben und berichten von ihren ersten Beobachtungen.
Gareth Phillips, Meeresbiologe von Reef Teach – einem Bildungsprogram, das Wissenschaft und Tourismus verbindet, um Reisenden mehr über das Great Barrier Reef beizubringen – erforscht seit über zehn Jahren das Korallenlaichen vor der Küste Queenslands. Vom Expeditionsschiff Passions of Paradise am äußeren Rand des Flynn-Riffs etwa 60 Km vor der Küste von Cairns beobachtete Phillips das wichtigste jährliche Ereignis für den Wiederherstellungsprozess des Riffs. „Die Bedingungen waren magisch, das Wasser war spiegelglatt und der Mond schenkte ein wunderschönes Licht.“ Da verschiedene Abschnitte des Riffs nacheinander ausbrachen, beobachtete ein sechsköpfiges Tauchteam unterschiedliche Korallenfelder. „Wir suchten nach Korallen, die kurz vor dem Laichausbruch waren, und konnten beobachten, wie die einzelnen Kolonien ihren Laichvorgang in Wellen durchführten. Das dauert jeweils etwa 30 Sekunden. Wir fühlten uns, wie auf einer Schatzsuche,“ sagte Phillips.
„Letzte Nacht kam es gleich bei verschiedenen Arten zum Laichen. Unterschiedliche Gattungen der Steinkorallen setzten lila-rosa Partikel frei oder begannen zu rauchen und setzten etwas frei, das wie eine Flutwelle aussah und das Wasser trübte“, beschreibt Phillips seine Beobachtungen. Der Laichprozess dauerte über vier Stunden. „Es war überall. Dazu kamen unzählige kleine Fische, die sich vom Laich ernährten, und wiederum 50 cm lange Makrelen, die um das Boot herum schwammten und sich über die kleineren Fische hermachten.“ Mit Blick auf das Riff fügt Phillips hinzu: „Es ist erfreulich zu sehen, dass das Riff wieder geboren hat. Ein Beweis dafür, dass seine ökologischen Funktionen intakt sind und die letzten Monaten zu einer erfolgreichen Erholung beigetragen haben.“
Gareth Phillips und sein Team forschen in den kommenden zwei Tagen an drei Orten des Great Barrier Reefs. Die entstandenen Videoaufnahmen sind für spätere Analysen von großer Bedeutung. „Mit dem Projekt der Reef Teach Expedition hoffen wir, mehr über die Variabilität und Vielfalt des Riffs zu erfahren. Es ist eine Möglichkeit, den Gesundheitszustand verschiedener Standorte zu überwachen und aufzuzeigen welche Teile des Riffs sich gut entwickeln und welche Arten aktiv sind.“
Beitragsbild: Korallenfortpflanzung am Great Barrier Reef. Photo Credit: Gareth Phillips Reef Teach