Sydney: Museum ohne Eingang

03. April 2020

Sydney: Museum ohne Eingang

Berlin ist nicht die einzige große Stadt, die sich mit größeren Bauvorhaben schwer tut. So wurde in Sydney jetzt ein Museum ohne Eingang entworfen. Wie die Besucher dieses besichtigen sollen, war zunächst noch nicht klar.

Ein beliebtes Museum in Sydney soll umziehen und erhält ein modernes Gebäude am neuen Standort im Westen der australischen Metropole. Doch eine Präsentation der 1,5 Milliarden Dollar oder umgerechnet rund 890 Millionen Euro teuren Museumsanlage vor dem australischen Senat diese Woche, enthüllte einen peinlichen Fehler: So hatten die Architekten bisher keinen Eingang für das Museum entworfen.

 

Wie erreichen Besucher das erhöhte Gebäude?

Das Gebäude des neuen Powerhouse Museums soll am Ufer des Parramatta-Flusses entstehen und aufgrund der Überschwemmungsgefahr erhöht – also beispielsweise auf Stelzen – gebaut werden. Dabei hat man wohl übersehen, einen Zugang für die Besucher zu schaffen.

Als die Geschäftsführerin des Powerhouse Museums, Lisa Havilah, während der Präsentation nach dem Zugang gefragt wurde und ob es eine Rolltreppe oder normale Treppen geben werde, war sie zunächst perplex und antwortete laut des australischen Senders Channel Nine: „Nun, das ist ein Prozess, der durchgearbeitet wird ... als Teil des Entwurfs der dritten Phase.“ Als die Senatoren nachhakten, ob das Problem noch gelöst werden müsse, sagte sie, dies sei nicht der Fall. Es sei alles Teil des Designprozesses.

 

„Von einer Krise in die nächste“

Walt Secord, der Kunstbeauftragte der sozialdemokratischen Opposition im Bundesstaat New South Wales, in dem Sydney liegt, sagte, das Projekt wäre „lustig“, wenn es nicht so viel kosten würde. Zuvor schon hatte er das Gebäude als „Monstrosität auf Stelzen“ verspottet.

Die Landesregierung sei vor der Überschwemmungsfläche am Fluss gewarnt worden und hätte daraufhin „ein Hochwasser- und Zyklonhaus im Queensland-Stil“ entworfen. „Dieses Projekt ist von einer Krise in die nächste gefallen“, kritisierte der Politiker. Das Gewinnerdesign sei „äußerst enttäuschend“.

 

Internationales Architektenteam

Das Design stammt von der französisch-japanischen Firma Moreau Kusunoki und der australischen Firma Genton und wurde von einem internationalen Gremium ausgewählt. Vonseiten der Architekten hieß es im Dezember: „Wir sehen das neue Powerhouse als Hyperplattform, ein Gebäude mit vielen Funktionen und grenzenlosem Potenzial.“ Die Architektur werde sich zum Fluss hin öffnen, großzügige öffentliche Räume und interne Flexibilität bieten.

Lisa Havilah hat sich seit der Veröffentlichung des Channel-Nine-Berichts bei einem anderen lokalen Medium geäußert und versichert, dass das neue Gebäude ein „gut verbundenes und zugängliches Museum“ sein werde. Wie der Zugang nun jedoch aussehen könnte, darauf ging die Australierin nach wie vor nicht ein.

Barbara Barkhausen