Berlin: Der letzte Fischer vom Müggelsee

29. November 2021

Berlin: Der letzte Fischer vom Müggelsee

Seit zwölf Generationen wird im alten Fischerort Rahnsdorf am Müggelsee gefischt. Andreas Thamm führt als der einzige Fischer am See diese Tradition fort, und auch die nächste Generation steht schon mit dem Netz bereit.

Der Gang über die Dorfstraße von Rahnsdorf mit ihren alten Pflastersteinen macht einem unweigerlich klar, dass man hier im ländlichen Berlin gelandet ist. Die Müggelspree schimmert mit ihrem klaren Wasser immer wieder zwischen den Häusern durch.

Das Fischerhaus der Familie Thamm liegt genau gegenüber der Dorfkirche, dem markantesten Gebäude des kleinen Angerdorfes. Rechts am Haus vorbei geht es hinunter ans Wasser. Im Frühling und Sommer ist dieser Ort schon deshalb nicht zu verfehlen, weil einem aus dem Biergarten unten an der Müggelspree ein fröhliches Stimmengewirr entgegenhallt.

Die Räucherhütte
Die Räucherhütte

Der einzige Fischer des Müggelsees hat hier in unmittelbarer Nähe zum Anlegesteg der Motorfähre 23 seine Fischräucherei und seinen Fischverkauf. Seit über 50 Jahren ist Andreas Thamm nun schon Berufsfischer. Derzeit bildet er seine Tochter Maria zur Fischerin aus. Wenn sie seine Nachfolge antritt, wird Maria Thamm die erste Berufsfischerin des Müggelsees sein, seit es das uralte Fischergut von 1550 überhaupt gibt. Damals lebten vornehmlich noch Slawen im kleinen Fischerort. Während hier heute fangfrisch Karpfen und geräucherte, goldschimmernde Makrelen, Rotbarsche und Aale verkauft werden, zeigt sich auf der anderen Seite des Gewässers bereits die Fähre.

Sie ist genauso einzigartig wie das denkmalgeschützte Fischerboot, mit dem der Fischer auf den See hinausfährt. Denn sie ist die einzige Ruderfähre Berlins. Die Fährlinie F24, die genau hier zwischen Rahnsdorf und Müggelheim verkehrt, bringt ihre Passagiere tatsächlich handrudernd auf die andere Seite. Im Sommer wechselt sie sich allerdings mit einer Elektrofähre ab.

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Über das Buch

Berlin – mal ehrlich, wer möchte neben den stets überfüllten Sehenswürdigkeiten Museumsinsel, Fernsehturm und Reichstagskuppel nicht auch einmal ruhigere oder abenteuerlichere Winkel in der Hauptstadt besuchen? Ganz besondere Orte. Wer hätte gedacht, dass es hier 70 Inseln (!) gibt, dass die Stadt mehr Brücken zählt als Venedig und man die Ufer aller Flüsse, Kanäle und Seen Berlins 600 Kilometer lang abfahren könnte? Oft verbergen sich die besonderen Abenteuer im Zentrum gleich um die Ecke, wie das Futurium am Berliner Hauptbahnhof. Oder wie am Stadtrand ein altes Fort, das weitaus mehr ist als nur ein Drehort für einen berühmten Quentin-Tarantino-Film.

Joscha Remus entführt in das Berlin der 1920er Jahre und das Berlin der Zukunft, führt zum kleinsten Strand der Stadt, zu Wildhopfenbieren, einer Dampflokomotive, festgefroren in der Zeit zwischen Bäumen. Beschreibt eine Arche an der Spree, Wasserbüffel auf einer alten Fischerinsel, ein Winterbadeschiff, einen unbekannten Fliegeberg und Räume der Stille mitten in der Stadt. Das Schönste an all den vorgestellten geheimen, besonderen Orten Berlins aber ist: Die allermeisten von ihnen können völlig kostenlos oder sehr günstig entdeckt, erlebt und bestaunt werden.

Über den Autor: Joscha Remus ist ein in der Eifel geborener Reiseschriftsteller und Journalist. Wenn er nicht seiner großen Leidenschaft nachgeht und die Welt bereist, um Bilder und Geschichten zu sammeln oder sich für Gourmetmagazine durch Istanbul und Sankt Petersburg zu schlemmen, lebt er in Berlin. Unter seinen zahlreichen Büchern finden sich neben einem Kinderbuch über Berlin auch Sprach- und Reiseführer, Hörbücher sowie literarische Werke, wie das Berlinbuch „Der Lichtertanz am Mauerpark“. Für den SWR produzierte Joscha Remus Reise- und Wissensfeatures. Seine Reisehörbuch-Reihe WEGwärts wurde mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.

Text und Bilder: Joscha Remus, Berlin