Currywurst: Snack-Tour durch das Mittlere Ruhrgebiet

06. Januar 2023

Currywurst: Snack-Tour durch das Mittlere Ruhrgebiet

Gegen den kleinen Hunger zwischendurch gibt es im Ruhrgebiet eigentlich nur zwei Lösungen. Entweder einen Döner essen oder – und das gehört in dieser Region einfach dazu – eine Currywurst.

„Gehste inne Stadt, wat macht Dich da satt?“, singt Herbert Grönemeyer in einem seiner Hits. Er trifft die Lebenseinstellung und Atmosphäre der Metropole Ruhr auf den Punkt. „Ne Currywurst“, gibt Grönemeyer die Antwort selbst. Und es stimmt: Zum Mittagessen in der Innenstadt, zum Abendessen an der Pommesbude – eine Currywurst mit Pommes Schranke geht immer. „Pommes Schranke“? Das sind Pommes mit Ketchup und Mayo dazu.

„Bisse richtich down, brauchste was zu kaun“, singschreit Grönemeyer im Lied weiter. Die Antwort wieder: „Ne Currywurst“. In einer Region, wo es über dieses Imbissgericht sogar ein Lied gibt, wundert es nicht, dass die Menschen die Currywurst als „ihr Gericht“ definieren. Das stimmt wohl – bei kulinarhistorischer Betrachtung – nicht so ganz. Eine Currywurst gab es kurz nach dem Krieg zuerst in Berlin. Oder in Hamburg? Oder doch in Berlin? So ganz klar ist das nicht. Im Ruhrgebiet wurde sie allerdings ziemlich sicher nicht erfunden. „Aber wat willste machen? Machste nix“, sagt da ein Mensch aus dem Ruhrgebiet – und isst halt eine Currywurst. Die schmeckt trotzdem.

Sie ist nämlich – und da ist man sich zwischen Duisburg und Unna sowie Hamm und Essen einig – im Ruhrgebiet am besten. Eine feine Bratwurst, nicht wie in Bayern als Bockwurst. Kleingeschnitten, nicht am Stück wie sie in Berlin serviert wird. Und, ganz wichtig: mit echter Currysauce, nicht mit so einem komischen Ketchup-Verschnitt und etwas Currypulver drüber gestreut, wie an vielen anderen Orten üblich ...

Gerd Herzog,
Gerd Herzog, "Die Currywurst" in Wanne Eickel. Foto: Philip Raillon

Allerdings endet an dieser Stelle die Einigkeit der Menschen von der Ruhr schon wieder. Unser Glück, weil es das zum HeimatMomente- Mikroabenteuer macht. Die entscheidende Frage ist nämlich: Wo gibt es die beste Currywurst im Ruhrgebiet? Das ist zweifelsfrei sehr subjektiv und hängt auch von den Erlebnissen an der eigenen Stammbude ab. Beim Imbiss „umme Ecke“ treffen sich zwischen Currywurst, Frikadelle und Schnitzel alle: Werksarbeiter in der Mittagspause, Jugendliche auf dem Schulweg, Fußballfans nach dem Stadionbesuch und Familienmütter und -väter, die für das Abendessen sorgen. Ein Querschnitt der Gesellschaft. Obwohl so richtig sich dort niemand was zu erzählen hat, spricht man doch miteinander. Sei es über das Wetter, das Bier dazu oder über Fußball.

Bei „Die Currywurst“ in Wanne-Eickel gibt es zum Beispiel die nach eigener Angabe – und das heißt schon wieder: Man weiß nicht so richtig, ob es wirklich stimmt – schärfste Soße der Welt. Die Inhaberin und der Inhaber bieten elf verschiedene Soßen an. „Ich weiß, wie weh es tut“, sagt Gerd Herzog. Eine 10 oder 10+ bekämen nur Gäste, die vor seinen Augen schon mal eine Soße mit Schärfegrad 8 gegessen hätten. Mit der Schärfe noch nicht genug – das Paar bietet auch saisonale Kulinarik-Highlights an. In der Winterzeit etwa eine Currysoße mit besonderem Weihnachtsgeschmack.

Und Ihr solltet auch mal Probe essen. Das kann in Wanne-Eickel sein, wenn es zwirbeln soll. Das geht aber auch sonst irgendwo im Ruhrgebiet. Wir haben uns dafür umgehört und einige scharfe Tipps von echten Ruhrgebiets-Menschen zusammengetragen. Lasst es Euch schmecken.

Deshalb: Wählt zwei oder drei Buden aus und fahrt sie ab. Bestellt jeweils nur eine Currywurst – ohne Beilage. Die stopft viel zu sehr. Und macht den Test: Wo gibt es die beste Currywurst im Revier? Und wo ist die Atmosphäre am besten? Übrigens: Anne Bude wird geduzt. „Siezen is‘ wat für welche vonne Uni.“

Hier einige Tipps. Die Liste ist sicherlich nicht vollständig, was gute Currywurst-Buden in der Region angeht. Teils haben wir noch nette Ausflugsziele in der Umgebung dazugeschrieben – für das kleine Verdauungserlebnis zwischendurch.

Essen:

  • Zum Xaver: Gemarkenstraße 44, 45147 Essen, zumxaver.de; Ausflugsziel: zehn Minuten Fußweg zur beliebten Rüttenscheider Straße mit Bars und Kneipen. Im Frühjahr mit rosa Kirschblüte

Dortmund:

  • Wurst Willi: Petrikirchhof, 44137 Dortmund, wurstwilli.com; Ausflugsziel: Bummel durch die Dortmunder Innenstadt
  • Gourmet Stäbchen: Mittelstraße 1, 44139 Dortmund; Ausflugsziel: Westfalenstadion und Westfalenpark

Witten:

  • Eddie’s Durst und Wurst Express: Öffnungszeiten können variieren. Es gilt: Offen ist, wenn die Rollladen oben sind; Stockumer Straße 35, 58453 Witten; Ausflugsziel: Discgolf-Anlage im Pferdebachtal, discgolf-witten.de

Oberhausen:

  • Bärengrill: Knappenstraße 62, 46047 Oberhausen, baerengrill.de; Ausflugsziel: Bunkermuseum Oberhausen
  • Dimitra Grill: Wehrstraße 6, 46047 Oberhausen

Bottrop:

  • Imbiss am Tetraeder: Beckstraße 57, 46238 Bottrop; Ausflugsziel: Tetraeder

Bochum:

  • Bratwursthaus: Kortumstraße 18, 44793 Bochum, liegt direkt im Bermuda3Eck
  • Dönninghaus-Wurst und Currysoße (selbsternannt „die Echte“; wird in und um Bochum von vielen Imbissen serviert)

Autorenteam: Philip Raillon | Gina Quattroventi

Diesen und 49 weitere HeimatMomente findet Ihr in dem Buch HeimatMomente Ruhrgebiet – 50 Mikroabenteuer zum Entdecken und Genießen: https://360grad-medienshop.de/hm-ruhrgebiet

Über das Buch

Viele verbinden das Ruhrgebiet mit Kohle und Stahl. Doch wo einst schwer malocht wurde, gibt es heute attraktive Freizeitangebote. In Zechen wird Theater gespielt, auf Halden Sport getrieben und neben Hochöfen werden Festivals gefeiert. Die 53 Städte gehen oft fließend  ineinander über. Mit über fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist das Ruhrgebiet eine der am dichtesten bevölkerten Regionen Europas. Entsprechend umfangreich ist das Kultur- und Freizeitangebot, das meist unterschätzt wird.

Die Region steht aber nicht nur für Industriedenkmäler und Multikulti, sondern auch für jede Menge Natur. Das Ruhrgebiet wird von Parks und Grüngürteln durchzogen, die sich hervorragend zum Wandern, Radfahren oder Kanupaddeln eignen. In diesem Buch werden  insgesamt 50 Mikroabenteuer vorgestellt. Darin verstecken sich aber noch vielmehr Geheimtipps und Ausflugsziele. Sie bringen auch Einheimischen eine der schönsten Regionen Deutschlands ganz nahe.

Über die Autoren

Philip Raillon und Gina Quattroventi kommen beide aus dem Ruhrgebiet. Obwohl es sie regelmäßig in die Welt zieht, sind sie weiterhin gerne in der Metropole Ruhr zu Hause. Dabei haben sie schon früh gelernt, was die Region ausmacht: in Gelsenkirchen beziehungsweise  Witten aufwachsen, in Bochum studieren und in Dortmund oder Hamm arbeiten. Viele Städte, eine Region. Den Menschen und ihren kleinen Geschichten des Alltags begegnen die zwei nicht nur privat, sondern auch beruflich: Philip als Reporter für den WDR, Gina als  Psychologin. Bei der Recherche haben sie die Region aber noch einmal deutlich intensiver kennengelernt.

Bibliografische Angaben:

  • 272 Seiten, 205 Bilder, 7 Karten
  • Format: 16,5 x 11,5 cm
  • Verlag: 360° medien; 1. Auflage (November 2022)
  • ISBN: 978-3-96855-301-6
  • Preis: 16,95 €

Weitere Informationen und Bestellmöglichkeit: https://360grad-medienshop.de/hm-ruhrgebiet

Beitragsbilod: Bei "Die Currywurst" in Wanne-Eickel gibt's die schärfste Soße. Foto: Philip Raillon