Kulinarisches Franken: Die süßesten Früchte für unvergessliche Genussmomente

02. Juli 2021

Kulinarisches Franken: Die süßesten Früchte für unvergessliche Genussmomente

Wie kann in einer so kleinen Frucht nur so viel Sommer stecken? Diese Frage stellt sich bei jeder fränkischen Süßkirsche, die – tiefrot, prall und saftig – im Mund verschwindet. Als fruchtige Sommerbotschafter gehören sie auf jeden Fall dazu zur heißen Jahreszeit, die Genießer in Franken mit regionalen Köstlichkeiten verwöhnt: frisch vom Baum, kreativ zubereitet auf dem Teller oder funkelnd im Weinglas.

Mit einer großen Schüssel Kirschen haben wir es uns auf unserer Picknickdecke bequem gemacht. Wir liegen unter schattigen Bäumen am Ufer des Brombachsees im Fränkischen Seenland: Seine Wasserfläche glitzert in der Sonne und am Strand vor uns breitet sich ein Sommerpanorama aus, ganz wie es sein sollte. Bis ins Wasser sind es nur ein paar Schritte – und kürzer hätte auch der Weg der Kirschen vom Baum zu uns nicht sein können: Rund um den Brombachsee beugen sich im Juli die Zweige der Kirschbäume unter ihrer süßen Last. Frisch geerntet werden sie oft direkt ab Hof verkauft. Auch wir sind auf dem Weg zum See einem der „Kirschen ab Hof“-Schilder gefolgt und haben uns mit einer großen Portion „Sommer zum Naschen“ versorgt.

Nur wenige Wochen dauert die Kirschsaison in Franken. Da ist es umso besser, dass sich die saftigen Früchte nicht nur frisch genießen lassen. Im Fränkischen Seenland steht dafür etwa die Manufaktur „Echt Brombachseer – Frankens frische Früchtchen“. Vom Dessertwein „BergKirsch“ über erfrischenden „KirschSpritz“ und „KirschCider“ bis hin zu Sirup, Gelee oder Kirschsenf wird unter diesem Namen eine große Auswahl an Produkten angeboten. Erhältlich sind sie bei vielen regionalen Verkaufsstellen. Zum Probieren lädt uns außerdem Europas erste „Prunothek“ in Absberg ein, die uns auch gleich mit vielen Infos zum Kirschanbau und die Herkunft der Früchte versorgt (www.echtbrombachseer.de).

Wohl fühlen sich die Kirschen aber nicht nur im Fränkischen Seenland: Auch an der Volkacher Mainschleife im Fränkischen Weinland und in der Fränkischen Schweiz gedeihen sie besonders gut. Letztere bildet mit über 200.000 Kirschbäumen sogar das größte Süßkirschenanbaugebiet Europas. Mitten drin liegt Pretzfeld: Hier verbinden wir eine Wanderung auf dem zehn Kilometer langen Lehrpfad durch die Kirschgärten gleich mit einigen kulinarischen Stationen: beim Pretzfelder Obstgroßmarkt zum Beispiel, bei dem wir uns mit Kirschsaft eindecken, oder bei der Edelbrennerei Haas, in der Johannes Haas durch langsame und schonende Destillation besondere Brände und Geiste herstellt (www.pretzfeld.de).

Ausgezeichnete Orte für den Genuss

Diesen geschmackvollen Besonderheiten verdankt Pretzfeld auch seine Auszeichnung als  Genussort: 2018 ging das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gemeinsam mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau auf die Suche nach den „100 Genussorten Bayern“: Im Rahmen eines Wettbewerbs wurden diejenigen Orte gekürt, deren Spezialitäten eine besondere Verbindung zur lokalen Geschichte, zu Handwerk oder Tradition haben. Franken schnitt bei diesem Wettbewerb hervorragend ab: Mehr als die Hälfte der „100 Genussorte Bayern“ liegt im Urlaubsland (www.frankentourismus.de/genussorte).

Gemüsegarten als „Entdeckerfeld“

Für unsere kulinarische Sommerreise wäre es definitiv ein zu großes Vorhaben, uns durch all diese Orte zu schlemmen. Deshalb entscheiden wir uns für einige Genussorte, die direkt mit der warmen Jahreszeit in Verbindung stehen. So führt uns der Weg nach Schweinfurt im Fränkischen Weinland, wo wir die lebendige und auf regionale und fränkische Küche spezialisierte Gastronomie-Szene genießen – und wir entdecken das „Gemüsegärtchen am Main“, wobei die Verkleinerungsform hier tatsächlich deutlich untertreibt. Schließlich ist der Kräuter-, Blumen- und Gemüseanbau in Schwebheim, Sennfeld und Gochsheim, die alle nur einen Steinwurf von Schweinfurt entfernt liegen, traditionell verankert. Was hier wächst, bereichert die Schweinfurter Gastronomie und wird gleichzeitig für uns zum „Entdeckerfeld“: Mit geschulten Gästeführern streifen wir zum Beispiel durch den großen Gochsheimer Schau- und Lehrgarten oder lassen uns im Schwebheimer Kräuterpavillon vom Duft nach Pfefferminz, Thymian und Minze umwehen (www.schweinfurt360.de).

Grüne Vielfalt als Welterbe

Bamberg, Gärtnerstadt. Photo Credit: FrankenTourismus | Holger Leue
Bamberg, Gärtnerstadt. Photo Credit: FrankenTourismus | Holger Leue

Wir bleiben noch etwas bei der grünen Vielfalt und folgen von Schweinfurt aus dem Main flussaufwärts in den Steigerwald nach Bamberg. Der Gemüseanbau ist hier seit Jahrhunderten mitten in der Stadt zu Hause: Die mittelalterlichen Strukturen dieser Hausgärten haben sich bestens erhalten, in Deutschland sind solche Anbauflächen inmitten einer Stadt einmalig. Kein Wunder, dass die „Gärtenstadt“ deshalb auch ein wichtiger Teil des UNESCO-Welterbes Bamberg ist. Wir stillen unseren Wissensdurst zum einen im Gärtner- und Häckermuseum sowie bei einem Spaziergang auf dem beschilderten Rundweg samt Aussichtsplattform durch die „Gärtnerstadt“. Der Besuch eines Ab-Hof-Verkaufs gehört zu diesem besonderen Stadtbummel natürlich auch dazu (www.bamberg.info/gaertnerstadt).

Zum anderen nutzen wir den Bamberg-Besuch aber auch, um gleich noch eine weitere kulinarische Tradition Frankens auszukosten: Für uns geht es „auf’n Bierkeller“. Kein fränkischer Sommer ist ohne solch einen Besuch vorstellbar. Früher wurde in den kühlen Felsenkellern in den heißen Monaten das Bier gelagert. Um sich lange Wege zu ersparen, wurde es auch gleich an Ort und Stelle ausgeschenkt. Zudem entwickelte sich auf dem Keller eine hervorragende Brotzeitkultur und so lassen wir uns hier im Schatten der Bäume ebenfalls „Ziebeleskäs“, „Zwetschgenbaames“ oder „Rauchfleisch mit Bohnakern“ zum frisch gezapften Kellerbier schmecken (www.franken-bierland.de).

Romantisches Franken, Bierwandern. Photo Credit: FrankenTourismus | Holger Leue
Photo Credit: FrankenTourismus | Holger Leue

Flüssiges Gold im Gottesgarten

Mainaufwärts erreichen wir im Obermain-Jura mit Bad Staffelstein die nächste Station unserer Sommertour. Der Genussort im „Gottesgarten am Obermain“ ist nicht nur berühmt für die stärkste und wärmste Thermalsole Bayerns, die die „Obermain Therme“ speist, sondern punktet auch beim „flüssigen Gold“: Nicht weniger als elf Brauereien sind im Stadtgebiet zu Hause. Meist sind es kleine Hausbrauereien, die ihr süffiges Bier lediglich für den Ausschank in ihren eigenen Gaststätten und Bierkellern brauen – dafür aber in einer hohen Qualität und Geschmacksvielfalt. Vier Brauerei-Wanderwege machen es uns einfach, diese aktiv miteinander zu verbinden (www.bad-staffelstein.de).

Im Beet wächst der Badezusatz

Ein urwüchsiges Paradies für Radler und Wanderer ist auch das Fichtelgebirge. Hier ist Nagel unsere nächste und gleichzeitige nördlichste Station. Nagel ist weithin als Kräuterdorf bekannt. Der kleine Ort wird seinem Ruf mehr als gerecht: Mehr als 15 Kräuterpädagoginnen zeigen mit ihren Aktionen und Seminaren, welche Vielfalt in den Kräutern steckt: Im Juli zum Beispiel bei Wildkräuterwanderungen mit Kräuterbrotzeit oder Kochkursen wie „Kräuterkraft von Kopf bis Fuß“ im „Haus der Kräuter“. Besonders gefallen uns die Themengärten: In den Beeten wachsen Kräuter für Badezusätze oder solche, die im Tee schmecken. Dass wir es uns auch noch auf der „Thymianliege“ gemütlich machen können, gefällt uns umso mehr (www.erholungsort-nagel.de).

Wohlgefühl in den fränkischen Weinlandschaften

Fränkisches Weinland, Aussicht von terroir-f in Rödelsee. Photo Credit: Fränkisches Weinland Tourismus / Holger Leue
Fränkisches Weinland, Aussicht von terroir-f in Rödelsee. Photo Credit: Fränkisches Weinland Tourismus / Holger Leue

Dieses durch und durch entspannte Gefühl gibt auch den Ton für unsere weitere Reise an: Wir wenden uns wieder Richtung Main und lassen uns ab jetzt durch die fränkischen Urlaubslandschaften treiben, in denen sich der Wein wohlfühlt. Jetzt im Sommer umschmeichelt im Fränkischen Weinland, in der Rhön, im Spessart-Mainland, in den Haßbergen, im Lieblichen Taubertal, im Romantischen Franken und im Steigerwald die Sonne die Trauben. In den teils extrem steilen Weinlagen bewahren die Trauben von Silvaner, Müller-Thurgau, Riesling und Bacchus, Spätburgunder oder Tauberschwarz den Sommer mit ihrer Süße.

Zwar beginnt die Weinlese erst im Herbst, doch wir machen schon jetzt Bekanntschaft mit den Frankenweinen: bei Touren mit den Gästeführern „Weinerlebnis Franken“, bei einem Besuch beim Winzer oder während wir den Ausblick von einem der „terroir f“-Aussichtspunkte genießen. Während wir den Blick über diese besondere Landschaft schweifen lassen, wundert es uns nicht, dass viele Genussorte in direkter Verbindung mit dem Frankenwein stehen. Die „Weininsel“ an der Mainschleife etwa gehört genauso dazu wie der Oberschwarzacher Ortsteil Handthal, das „Weinparadies Franken“ oder Bürgstadt, dessen Rotweine einen feurigen Farbklecks im sonst eher vom Weißwein geprägten Franken bilden.

Spessart-Mainland, Wild- und Weinwochen. Photo Credit: SML/Hub
Spessart-Mainland, Wild- und Weinwochen. Photo Credit: SML/Hub

Charakterdarsteller und harmonische Begleiter

Die Weine, die hier wachsen, sind schon „solo“ im Glas absolute Charakterdarsteller und brillieren bei nationalen und internationalen Weinwettbewerben. Uns gefällt aber besonders, dass sich auch als Begleiter zu Frankens regionalen Spezialitäten glänzen: Wir lassen uns Kreationen rund um fangfrischen Fisch schmecken, genießen Huhn und Kalb und überzeugen uns, dass Wein sogar bestens zu Schweinbraten passt.

Was uns ebenfalls beeindruckt: Weingenuss in Franken geht weit über das reine Vergnügen im Glas hinaus. Wir wandern mitten durch die Weinberge, entdecken außergewöhnliche Weinarchitektur und übernachten sogar direkt beim Winzer. Ein praktischer Begleiter ist uns die ausführliche Broschüre „Franken – Wein.Schöner.Land!“ sowie die dazugehörige Website (www.franken-weinland.de). Sie bündelt ausgesuchte Reiseanlässe zum Frankenwein und empfiehlt unter anderem Winzer, Gastronomen, Gastgeber, Vinotheken und Weinbars. Der Wegweiser zu Frankens Spezialitäten auf dem Teller ist die Broschüre „Franken – Land der Genüsse“, in der unter anderem auch die fränkischen Genussorte vorgestellt werden.

Beide sind kostenlos über die Website von FrankenTourismus bestellbar und können als Blätterkatalog auch gleich online gelesen werden. Kulinarische Inspirationen finden sich darin jede Menge – und wir holen uns schon mal Appetit auf die nächste Tour, die dann im Zeichen der fränkischen Herbst- und Winterspezialitäten stehen wird. Der Genussort Coburg zum Beispiel wird dann sicher in unserem „Roadbook“ stehen: Dem kulinarischen Triumvirat der Stadt – bestehend aus dem Kloß-Klassiker „Coburger Rutscher“, der über Kiefernzapfen gebratenen Bratwurst und dem süßen „Coburger Schmätzchen“ – können wir nicht widerstehen (www.coburg-tourist.de). Auch Höchstadt an der Aisch merken wir uns vor: Rund um den Genussort wachsen in über 7.000 Karpfenteichen die „Aischgründer Spiegelkarpfen“ heran. Fangfrisch auf den Teller kommen sie allerdings nur in den kühlen Monaten mit „r“ im Namen, also von September bis April (www.hoechstadt.de).

Bis wir wieder auf Tour gehen, verkürzen wir uns die Wartezeit am heimischen Herd mit den Rezepten in der Broschüre „Franken – Land der Genüsse“. Gastronomen aus den 16 fränkischen Ferienlandschaften haben jeweils ein Rezept beigesteuert, das besonders für ihre Heimat steht: vom „Sauerbraten 2.0“ aus den Haßbergen über „Vegetarische Grünkernküchlein“ aus dem Lieblichen Taubertal bis zum „Hersbrucker Krustenschäufele“ aus dem Nürnberger Land (www.frankentourismus.de/kulinarisch).

Beitragsbild: Fränkisches Seenland, Kirschernte bei Spalt. Photo Credit FrankenTourismus | Holger Leue