Hochschwarzwald: Zertifizierung als  „Nachhaltiges Reiseziel“

22. Juli 2022

Hochschwarzwald: Zertifizierung als „Nachhaltiges Reiseziel“

Die Ferienregion Hochschwarzwald hat im Februar 2016 vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg nach einem umfangreichen Auditierungsverfahren das Siegel Nachhaltiges Reiseziel erhalten. Diese Zertifizierung ist als kontinuierlicher Prozess angelegt und erfordert alle drei Jahre eine erneute Prüfung. 2019 wurde die Hochschwarzwald Tourismus GmbH wieder mit dem Siegel ausgezeichnet. Das aktuelle Prüfverfahren hat im Frühjahr 2022 begonnen und ist nun abgeschlossen. Vor wenigen Tagen hat die Hochschwarzwald Tourismus GmbH die offizielle Bestätigung der Rezertifizierung als Nachhaltiges Reiseziel empfangen.

Ziel des Prozesses ist es, eine zukunftsfähige und damit generationengerechte Entwicklung des Tourismus durch konkrete Maßnahmen der Destination und ihrer Partnerbetriebe zu ermöglichen. Deren Umsetzung wird von der gemeinnützigen Zertifizierungsgesellschaft TourCert mit Sitz in Stuttgart überprüft. Bei der Erfüllung der Zertifizierungskriterien geht es nicht primär darum, als Ferienregion festgelegte Zielmarken zu erreichen, wie etwa die Reduzierung von Emissionen oder des Ressourcenverbrauchs um einen bestimmten Anteil bis zu einem definierten Zeitpunkt. Vielmehr soll die Hochschwarzwald Tourismus GmbH als Impulsgeber fungieren, der möglichst viele AkteurInnen in der Ferienregion zur Optimierung ihrer Nachhaltigkeitsleistungen animiert und diese in einem stetigen Prozess vorantreibt. Dabei sollen sowohl die ökologische als auch die ökonomische und soziale Nachhaltigkeit gestärkt werden. Unterstützt wird die Hochschwarzwald Tourismus GmbH hierbei durch einen interdisziplinären Nachhaltigkeitsrat – bestehend unter anderem aus Vertreter:innen von Gastgewerbe, Verkehrsverbund, Forstverwaltung, Landwirtschaft und Politik.

Umweltschonend und kostenlos unterwegs – mit Elektroauto, E-Bike und dem ÖPNV

Fahrradtour mit E-Mountainbikes. Foto: Hochschwarzwald Tourismus GmbH
Fahrradtour mit E-Mountainbikes. Foto: Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Seit vielen Jahren forciert die Hochschwarzwald Tourismus GmbH nachhaltige Projekte und arbeitet dabei eng mit Partner:innen und Interessengruppen aus Bereichen wie Naturschutz, Wirtschaft und Soziales zusammen. So können Gäste im Hochschwarzwald beispielsweise bequem und umweltschonend ihre Ausflugsziele erreichen: Alle Unterkünfte stellen die kostenfreie KONUS-Gästekarte zur Verfügung. Mit ihr kann der gesamte öffentliche Nahverkehr kostenlos genutzt werden. Da die Region hervorragend an das nationale und internationale Bahnnetz angebunden ist, wird BesucherInnen zudem die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen, sowohl von GastgeberInnen als auch in Katalogen und Broschüren.

Auch bei der Elektromobilität setzt der Hochschwarzwald bereits seit 2015 ein Zeichen – mit dem ersten touristischen E-Carsharing Deutschlands im ländlichen Raum. Feriengäste mit der Hochschwarzwald Card können die mit Ökostrom angetriebenen E-Autos täglich drei Stunden kostenlos nutzen. Für den gleichen Zeitraum stehen mit der Hochschwarzwald Card E-Bikes zum Nulltarif zur Verfügung.

Nachhaltiges Ferienwohnungskonzept und ein Weihnachtsmarkt mit 100% Ökostrom

Wandern bei Menzenschwand. Foto: Hochschwarzwald Tourismus GmbH
Wandern bei Menzenschwand. Foto: Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Um Ferienwohnungen im ländlichen Raum zukunftssicher aufzustellen, wurde im Jahr 2014 die Ferienwohnungsmarke Kuckucksnester – Design Apartments Hochschwarzwald entwickelt, die 2015 mit dem Deutschen Tourismuspreis ausgezeichnet wurde. Ein ähnliches Konzept wird seit 2019 mit der Restaurantmarke Kuckucksstuben umgesetzt. Hier steht der Erhalt des gastronomischen Angebots im ländlichen Raum im Fokus.

Auch bei Veranstaltungen legt die Hochschwarzwald Tourismus GmbH Wert auf Nachhaltigkeit. So wird etwa der Strom für den beliebten Weihnachtsmarkt in der Ravennaschlucht ausschließ-lich aus erneuerbaren Energien gewonnen, zudem wurde der Stromverbrauch für den Markt in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt. Gleiches gilt für den Papierverbrauch: Die Auflagen der von der Hochschwarzwald Tourismus GmbH herausgegebenen Broschüren, wie Wander- und Fahrradführer, wurden um jährlich rund 150.000 Exemplare reduziert. Seit 2019 werden zudem alle Printerzeugnisse klimaneutral und soweit möglich auf recyceltem Papier gedruckt.

Gleichzeitig sensibilisiert die Tourismus-Organisation Besucher:innen für die Belange des Naturschutzes und der regionalen AkteurInnen, etwa aus Forst- und Landwirtschaft. Besonders Kinder stehen bei der Vermittlung von Werten wie Umwelt- und Artenschutz im Fokus. Hierzu wurden Naturlehrpfade eingerichtet und Angebote wie der Naturforscherrucksack sowie ein neues Ferienprogramm für Familien mit Kindern ins Leben gerufen, mit denen auf spielerische Weise wichtiges Wissen vermittelt werden soll. An alle Altersgruppen richten sich die neuen Angebote zum Thema Voluntourismus, bei denen Urlaubserlebnisse und ehrenamtliche Einsätze im Dienst des Naturschutzes kombiniert werden. Innerhalb des Unternehmens gibt es regelmäßig verpflichtende Schulungen für alle Mitarbeitenden, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu stärken und das Thema fest im Arbeitsalltag der Beschäftigten zu verankern.

Voluntourismus. Foto: Naturpark Südschwarzwald | S. Schröder-Esch
Voluntourismus. Foto: Naturpark Südschwarzwald | S. Schröder-Esch

Naturräumliche Vorteile und vielfältige Kooperationen mit regionalen PartnerInnen

Durch natürliche Gegebenheiten nimmt die Nachhaltigkeit in der Ferienregion Hochschwarzwald schon immer eine gewichtige Rolle ein. Bereits seit Jahrhunderten wird die Wasserkraft der Gebirgsbäche zur Energiegewinnung genutzt. Heute ist der Schluchsee Teil des größten Wasserkraft-Komplexes in Deutschland. In den zahlreichen unter Schutz stehenden Mooren werden zudem enorme Mengen des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 gespeichert. Einen Beitrag zum klimafreundlichen Bauen leistet die in der Region traditionell vorherrschende Holzbauweise. Des Weiteren ist der Hochschwarzwald bekannt für sein Höhenklima mit hervorragender Luftqualität. In den sieben heilklimatischen Kurorten Hinterzarten, Lenzkirch, Schluchsee, Schönwald, St. Blasien, Titisee und Todtmoos verbessert ein wissenschaftlich anerkanntes und therapeutisch anwendbares Klima das Wohlbefinden von Gästen spürbar.

Die  Höllentalbahn auf dem Ravennaviadukt. Foto: Hochschwarzwald Tourismus GmbH
Die Höllentalbahn auf dem Ravennaviadukt. Foto: Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Vielfältige Kooperationen mit PartnerInnen, regionalen Initiativen und GastgeberInnen stellen ein weiteres wichtiges Standbein der Förderung von Nachhaltigkeit dar. 34 Beherbergungsbetriebe und drei LeistungspartnerInnen sind inzwischen von TourCert als nachhaltige Partnerunternehmen zertifiziert und nehmen in punkto Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle in der Region ein, weitere haben den Prozess der Zertifizierung angestoßen oder durchlaufen ihn bereits. Um die Betriebe beim Klimaschutz zu unterstützen, bietet die Hochschwarzwald Tourismus GmbH seit 2021 im Rahmen eines neuen Projekts die Erstellung einer betrieblichen Treibhausgasbilanz an. Dabei werden – unter Einbeziehung aller Geschäftsbereiche und Zuliefernden – die Bilanzen der teilnehmenden Hotels ermittelt und auf Basis des Status quo wirksame Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen identifiziert und Tipps zu deren Umsetzung gegeben.

Darüber hinaus haben sich zahlreiche GastronomInnen im Verein der Naturpark-Wirte zusammengeschlossen, dessen Mitglieder sich die Verwendung von qualitativ hochwertigen, regionalen Produkten auf die Fahnen geschrieben haben. Durch die Kooperation mit lokalen Erzeuger:innen wird die vielfältige, kleinräumig geprägte Landwirtschaft im Hochschwarzwald gestärkt, welche den Erhalt der auch für den Tourismus bedeutsamen Kulturlandschaft gewährleistet.

Eine klima- und ressourcenschonende Energiegewinnung unter starker Einbeziehung der Bürgerschaft ist das Ziel der Bioenergiedörfer Breitnau und St. Peter. In beiden Orten wurden Bürgergenossenschaften gegründet, die mit Hilfe von lokalen Wärmenetzen und umweltfreundlichen Energieträgern wie Sonne, Wind, Wasser, Holz und Biogas ihre Klimabilanz deutlich verbessert haben. So produziert etwa St. Peter dreimal so viel Strom wie die Gemeinde selbst verbraucht, bei der Wärmeerzeugung liegt die Quote bei rund 80% des Eigenbedarfs.

Mehr Informationen zum Hochschwarzwald als Nachhaltiges Reiseziel unter www.hochschwarzwald.de/Nachhaltigkeit 

Beitragsbild: Feldsee. Foto: Hochschwarzwald Tourismus GmbH