06. August 2021
Odenwald: Ruine Wildenberg und Parzival
Die Burgruine auf einem Bergsporn im Mudtal inmitten dichter Wälder gehört zu den literaturgeschichtlich bedeutendsten Burgen im Odenwald. Hier entstand ein Teil des Parzivals – die literarische Sensation des Mittelalters.
Dass die ehemals mächtige Burg heute eine Ruine ist, ist Götz von Berlichingen zu verdanken. Wütende Bauern brannten sie während des Bauernkriegs im Mai 1525 unter Führung des „Ritters mit der eisernen Hand“ nieder. Eigentlich hatte dieser mit dem Aufstand der Bauern gegen den Adel und den Klerus gar nichts zu schaffen, denn auch er war nobler Geburt. Das Bauernheer „Odenwälder Haufen“, das selbst über keinerlei Kriegserfahrung verfügte, aber wusste, dass Götz von Berlichingen für jeden Kampf und Händel zu haben war, soll den kampfeslustigen Ritter dazu gezwungen haben, die Führung zu übernehmen und ernannte ihn zu ihrem Hauptmann.
Nachdem Burg Wildenberg in Schutt und Asche gelegt worden war, blieb sie eine Ruine. Dennoch ist das riesige Gemäuer gut erhalten und gilt als eine der besterhaltenen stauferzeitlichen Burgen in Süddeutschland. Goethe lässt in seinem Drama „Götz von Berlichingen“ vom „großen Brand“ berichten.
Erbaut wurde die Burg mit den Grundmaßen 40 mal 90 Meter vermutlich zwischen 1175 und 1200 von Ruprecht von Dürn, Gefolgsmann der Stauferkaiser und seit 1168 Vogt des Klosters Amorbach. Wahrscheinlich ist, dass die Burg im Jahr 1200 bereits stand, denn Ruprecht starb 1197 in Italien, wohin er Kaiser Heinrich VI. begleitet hatte. Sein Enkel, Konrad I., baute die Burg aus, teilte sie später unter seinen drei Söhnen auf, die allerdings schlecht wirtschafteten und den Besitz aus Geldnot 1271 an den Mainzer Erzbischof Gerhard von Epstein verkauften. Als sie im Bauernkrieg zerstört wurde, war sie Sitz eines mainzischen Amtmannes des Amtes Amorbach.
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Über das Buch:
Liegt der Ursprung des Frankenstein-Monsters tatsächlich auf einer Burg im Odenwald? In welcher winzigen Höhle hauste einst ein Eremit? Wer macht so guten Whiskey wie die Iren und die Schotten und sahnt damit einen internationalen Preis nach dem anderen ab? „Halt die Klappe!“ – woher kommt diese Redewendung? Welche Auswirkungen hatte es, als im 14. Jahrhundert ein Priester versehentlich einen geweihten Kelch umstieß? Was, Heppenheim war schon mehrmals internationale Filmkulisse? Und Hollywoodstar Cary Grant drehte tatsächlich mal im Odenwälder Neckartal? Was hat es mit dem über 400 Jahre alten Galgen auf sich, der unter Denkmalschutz steht? In welcher Grube findet man unzählige Fossilien?
Der Odenwald steckt voller Überraschungen! Begeben Sie sich hinein in die Mikroabenteuer und entdecken Sie die Überreste einer römischen Villa, mystische Burgen, eine Basilika aus der Karolingerzeit, einzigartige Museen, lernen Sie den Odenwälder Mozart kennen und begeben Sie sich auf die Spuren eines der bekanntesten deutschen Architekten der Nachkriegsmoderne.
Über die Autorin: Cornelia Lohs ist quasi vor den Toren des Odenwalds aufgewachsen. Die Heidelberger Journalistin, die seit vielen Jahren an über hundert Tagen im Jahr in der Welt unterwegs ist, entdeckte erst während der eingeschränkten Reisemöglichkeiten 2020 die Ausflugsziele ihrer Kindheit wieder neu. Die vielreisende Autorin verfasst Reiseführer und -bücher, fotografiert und schreibt Reportagen und Features in den Bereichen Reise und Geschichte für diverse Medien in den deutschsprachigen Ländern.
Text: Cornelia Lohs, Beitragsbild: Carsten Frenzel, CC BY 2.0