15. Dezember 2021
Saale-Unstrut feiert Schütz und Novalis
Heinrich Schütz gilt als „Vater der deutschen Musik“. Sein 350. Todestag ist 2022 Anlass für ein Festjahr in den Lebens- und Wirkungsstätten Weißenfels, Zeitz und Bad Köstritz. Novalis war der bedeutendste deutsche Dichter der Frühromantik. Sein 250. Geburtstag wird 2022 in Weißenfels gefeiert.
„Saeculi sui Musicus excellentissimus“, „bedeutendster Musiker seines Jahrhunderts“, ließen seine Zeitgenossen Heinrich Schütz (1585-1672) auf den Grabstein schreiben. Zumindest aus deutscher Sicht gilt die Aussage bis heute. Keiner hat die Musik seiner Epoche stärker geprägt. Mit neuen italienischen Einflüssen hat er die deutsche Musik revolutioniert. Eine besondere Verbindung zu dem barocken Meister hat Weißenfels in Saale-Unstrut. Es ist die Stadt, in der sein Talent entdeckt wurde und er – viele Jahrzehnte später – sein musikalisches Wirken vollendete. Auch Zeitz und Bad Köstritz sind bedeutende Lebens- und Wirkungsstätten. Mit Konzerten, Sonderausstellungen, Themenfestivals und dem Heinrich Schütz Musikfest erinnern die drei mitteldeutschen Städte anlässlich seines 350. Todestages an den faszinierenden Künstler.
Heinrich Schütz verbrachte Kindheit und Lebensabend in Weißenfels
Einem Zufall verdankt die Welt die Entdeckung des Jahrhunderttalents Heinrich Schütz. Auf einer Reise übernachtet Landgraf Moritz von Hessen-Kassel „der Gelehrte“, selbst Musiker und Komponist, im Gasthof der wohlhabenden Familie Schütz in Weißenfels. Als er den jungen Heinrich singen hört, erkennt er sofort sein Potential und bittet die Eltern, ihren Sohn in Kassel in Musik und Allgemeinbildung ausbilden zu dürfen. Später finanziert er Heinrich Schütz einen dreijährigen Studienaufenthalt in Venedig bei Giovanni Gabrieli, dem damals angesagtesten Komponisten Europas. Höchste Anerkennung erfährt Schütz zu seiner Zeit als Hofkapellmeister in Dresden, ein Amt, das er über 50 Jahre ausfüllt.
Erst im hohen Alter, im Jahr 1657, zieht er zu seiner Schwester zurück nach Weißenfels. In seinem Haus, das heute ein Museum und das einzige original erhaltene Wohnhaus des Komponisten ist, widmet er sich seinem Spätwerk, den Passionen, der Weihnachtshistorie und seinem „Schwanengesang“.
Weißenfels erinnert mit Ausstellungen und Konzerten an den Komponisten
Das Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels ist einer von vielen Veranstaltungsorten im Festjahr 2022. So werden von Januar bis Dezember zahlreiche Konzerte mit früh- und hochbarocker Musik zu hören sein. Unter anderem erklingen am 5. März Liebeslieder der Schütz-Zeit, am 14. Mai stehen Mitmachkonzerte sowie am 27. November ein musikalisches Familienprogramm zur Adventszeit auf dem Plan. Am 6. November wird eine Portraitbüste feierlich eingeweiht und eine Chorsymphonie zu Ehren des Jahrhundertkomponisten uraufgeführt.
Eine neue Museumsapp führt digital durch das ehemalige Wohnhaus des Komponisten. Unterwegs können Besucher Hörszenen, Musikstücke und digitale Exponate entdecken. In der Dauerausstellung tauchen sie anhand von Klangbeispielen, Filmen, Instrumenten und Notenfragmenten in die Welt und Zeit Heinrich Schütz‘ ein. Die App ist abrufbar unter https://heinrich-schuetz-haus.yunow.app.
Die Stadt Weißenfels gestaltet das Jubiläum mit einem reichen Kulturprogramm. Höhepunkte sind das Landeschorfest vom 17. bis 19. Juni, eine Klang- und Lichtkunstshow im historischen Stadtzentrum am 9. September – mit beeindruckenden Licht- und Soundeffekten wird das Leben von Schütz und Novalis, gemeinsam mit der Geschichte der Saalestadt, an Häuserfassaden in Szene gesetzt -, sowie das musikalisch-künstlerische Ausstellungsprojekt „O teure Küsse und glückliche Wälder oder: Wie steht es um Arkadien?“ vom 1. Oktober bis 6. November. Zwei Kulturwochen, je eine im Frühjahr und im Herbst, bieten regionalen Vereinen eine Plattform.
Zeitz und Bad Köstritz widmen sich Schütz in Ausstellungen und Konzerten
Die Sonderausstellung „Zitronen für Zeitz“ im Museum Schloss Moritzburg Zeitz, die bis 6. November 2022 zu sehen ist, geht Schütz‘ Engagement in Zeitz nach. Zu der Zeit als der Komponist bereits wieder in Weißenfels lebte, baute Moritz von Sachsen-Zeitz seine neue Residenz im 25 Kilometer entfernten Zeitz auf. Er bat Schütz um Hilfe beim Aufbau seiner Hofmusik.
Auch das Heinrich-Schütz-Haus im thüringischen Bad Köstritz, dem Geburtsort des Komponisten, feiert das Jubiläum. Das Museum widmet sich in Konzerten, Ausstellungen und einem Ferienprogramm neben Schütz auch seinem Entdecker und Förderer Landgraf Moritz von Hessen sowie Heinrich Posthumus Reuß. Für dessen Beisetzungsfeierlichkeiten komponierte Schütz die „Musikalischen Exequien“.
Heinrich Schütz Musikfest und Themenfestival „Vom Leben – Über Leben“
Verbindende Veranstaltung aller mitteldeutschen Schütz-Städte ist das renommierte Heinrich Schütz Musikfest vom 7. bis 16. Oktober. Unter dem Motto „weil ich lebe“ wartet es mit Werken von Heinrich Schütz, seinen Zeitgenossen sowie Neukompositionen auf. Das Festival in Dresden, Gera, Bad Köstritz, Weißenfels und Zeitz ist seit mehr als 20 Jahren ein lebendiges Forum für frühbarocke Musik.
Den Abschluss des Festjahres bilden die Themenfestivals „Vom Leben – Über Leben“ vom 4. bis 6. November in Bad Köstritz, Gera, Weißenfels, Zeitz und Dresden. Die Städte widmen sich in Konzerten, Vorträgen, Workshops, Führungen und Klanginstallationen der Barockmusik.
Weißenfels feiert Doppeljubiläum: 250. Geburtstag Novalis
Gleichzeitig mit dem Festjahr zu Heinrich-Schütz erinnert Weißenfels an seinen zweiten berühmten Sohn: den Dichter Novalis, der 2022 seinen 250. Geburtstag gefeiert hätte. Die Komponistin Maria Leontjewa hat eigens dafür drei Lieder von Novalis für Solosopran und Kammerorchester vertont. Die Uraufführung findet am 26. März in Weißenfels statt. Weiterhin widmet sich die Ausstellung „Ein Schlüssel aller Kreaturen“ vom 1. Mai bis 26. Juni in der Brand-Sanierung dem Dichter.
Das Museum Weißenfels im Schloss-Neu-Augustusburg geht vom 2. Mai bis 2. November in seiner Sonderausstellung auf den Geologen Novalis ein. Denn Novalis war nicht nur Dichter, sondern auch als Assessor bei den Salinen, Anlagen zur Gewinnung von Salz, angestellt. Nach seinem Jura- und Bergbaustudium in Freiberg nahm er an der Erschließung von Braunkohlelagerstätten und der ersten umfangreichen geologischen Vermessung Kursachsens teil. Sein Leben und Wirken wird in einer Ausstellung in der Novalis-Gedenkstätte, im einstigen Wohn- und Sterbehaus des Literaten in Weißenfels, gezeigt.
Beitragsbild: Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels. Photo Credit: Saale-Unstrut-Tourisms e.V. | Transmedial