Saale-Unstrut: Herbstradeln zur Industriekultur

02. September 2022

Saale-Unstrut: Herbstradeln zur Industriekultur

Saale-Unstrut: Das ist nicht nur Wein, Mittelalter, Kurwesen und eine Landschaft mit toskanischem Flair. Die Region öffnet mit beeindruckenden Relikten auch verschiedene Kapitel mitteldeutscher Industriekultur. Beim Radfahren findet all das zu anregenden Touren zusammen. Drei Tipps für den Herbst.

Tourentipp 1: Von Tagebau zu Tagebau

Radfahrer am Geiseltalsee. Foto: Saale-Unstrut-Tourismus e.V. | Transmedial
Radfahrer am Geiseltalsee. Foto: Saale-Unstrut-Tourismus e.V. | Transmedial

Über Jahrhunderte prägte der Braunkohlebergbau das Leben der Menschen im Geiseltal westlich der Saalestadt Merseburg. Die Ära endete 1993. Aus dem Tagebau entstand durch Flutung Deutschlands größter künstlicher See mit Marinas, Stränden und einem Radrundweg. Der Geiseltalsee ist Ausgangspunkt einer 43 Kilometer langen Radtour von Mücheln über Merseburg in Richtung Wallendorf (Luppe) auf dem Salzstraßen-Radweg.

Ein Abstecher führt in Braunsbedra zur Zentralwerkstatt Pfännerhall. Wo einst Bergbaugeräte repariert wurden, erfahren Besucher heute Wissenswertes zum Braunkohleabbau und zur Archäologie der Region. Weiter geht es über Beuna zum Deutschen Chemie-Museum in Merseburg. Der in Europa einzigartige Technikpark zeigt 300 Exponate der chemischen Industrie, darunter eine historische Ammoniaksynthesekammer. Zwischen den Weltkriegen standen in Mitteldeutschland die damals modernsten Chemieanlagen der Welt.

Östlich von Merseburg befindet sich ein weiteres lohnendes Ziel der Radtour, bevor es zurück nach Merseburg geht. Zwei geflutete Restlöcher des Tagebaus Merseburg Ost bilden heute den Wallendorfer und Raßnitzer See. Vom Aussichtsturm am Raßnitzer See bietet sich ein traumhafter Ausblick auf das junge Naturparadies. Romantische Buchten an den Seen laden zum Picknick ein.

Salzstrasse-Radweg zwischen Mücheln und Merseburg:

Tourentipp 2: Recarbo Kohle-Radweg

Wandelgänge am Mondsee. Foto: Saale-Unstrut-Tourismus e.V. | Transmedial
Wandelgänge am Mondsee. Foto: Saale-Unstrut-Tourismus e.V. | Transmedial

Neben dem Geiseltal gehörte das Braunkohlerevier Zeitz-Weißenfels zu einem wichtigen Energielieferanten in Mitteldeutschland. Der rund 19 Kilometer lange Recarbo Kohle-Radweg von Zeitz nach Hohenmölsen führt Radfahrer durch die vom Bergbau geprägte Landschaft, zu Industriedenkmälern und Erinnerungsorten. Start der Tour ist das Museum Brikettfabrik Herrmannschacht in Zeitz, das Gäste auf Voranmeldung während einer Führung besichtigen können. Zu den Leipziger Tagen der Industriekultur am 9., 10. und 11. September gibt es zusätzlich feste Führungstermine jeweils um 10 und 14:30 Uhr.

Die Radtour führt über Luckenau weiter nach Deuben. Auf Voranmeldung öffnet das Bergbaumuseum im Ort, das spannende Einblicke in die Braunkohleförderung unter und über Tage sowie in die Veredelung des Rohstoffes gibt. Am Erholungspark Mondsee, der aus einem Braunkohletagebau entstand, endet der Recarbo Kohle-Radweg. Hier erinnern moderne Wandelgänge in Form eines Labyrinths aus Hainbuchenhecken an die 15 Dörfer, die den Tagebauen weichen mussten.

Recarbo Kohle-Radweg:

Tourentipp 3: Auf den Spuren des Salzes

Thüringer Weintor in Bad Sulza. Foto: Saale-Unstrut-Tourismus e.V. | Transmedial
Thüringer Weintor in Bad Sulza. Foto: Saale-Unstrut-Tourismus e.V. | Transmedial

Nicht nur Braunkohle, auch Salz bestimmte früher Leben und Arbeit der Menschen in Saale-Unstrut. Davon erzählen die mächtigen Gradierwerke in Bad Kösen und Bad Sulza. Eine 13 Kilometer lange Radtour auf der Saale-Unstrut-Elster-Rad-Acht verbindet die beiden Industriedenkmäler.

Start ist am Gradierwerk in Bad Kösen, das im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Noch immer rinnt hier Sole, salzhaltiges Wasser, aus den Tiefen der Erde über Schwarzdornreisig. Ursprünglich errichtet wurde die Anlage zur Salzgewinnung, bald erkannte man aber die gesundheitsfördernde Wirkung der Sole. So entwickelte sich das Gradierwerk zu einem Teil des Kurbetriebs. Bis heute sind die historischen Salineanlagen, welche die Sole zum Gradierwerk befördern, in Betrieb.

Nach Bad Kösen führt die Tour entlang der Saale unterhalb der berühmten Rudelsburg nach Kaatschen. Hier lohnt ein Zwischenstopp im Restaurant des Weingutes Zahn direkt an der Saale.

Über Großheringen erreichen Radfahrer das Kurstädtchen Bad Sulza. Ein Besuch des Gradierwerks Louise aus dem Jahr 1754 ermöglicht auch hier noch einmal, solehaltige Luft zu atmen. Der feine Solenebel in der angeschlossenen Zerstäuberhalle wird besonders gut von den Lungen aufgenommen. Gerade Menschen mit Heuschnupfen und Asthma sollen davon profitieren.

Im Kurpark lohnt sich ein Besuch der modernen Touristinformation im historischen Gebäude des Inhalatoriums. Hier können Besucher an einem Automaten Weine probieren und regionale Soleprodukte wie Solebonbons und Solemarmelade erwerben. Zum Abschluss der Tour können Radfahrer in der Toskana Therme Bad Sulza, einer weitläufigen Bade- und Saunalandschaft, entspannen.

Saale-Unstrut-Elster Rad-Acht zwischen Bad Kösen und Bad Sulza (Westroute):

Beitragsbild: In Zeitz beginnt der Recarbo-Kohleradweg. Foto: Transmedial

Buchtipp

40 HeimatMomente aus der Region Saale-Unstrut lest Ihr in dem Buch Saale-Unstrut - HeimatMomente: 40 Mikroabenteuer zum Entdecken und Genießen unserer Autorin Stephanie von Aretin: https://360grad-medienshop.de/hm-saale-unstrut

Über das Buch:

Die Region Saale-Unstrut ist das nördlichste Qualitätsweinanbaugebiet und eine herausragende Kulturlandschaft im Herzen Deutschlands. 1600 Stunden scheint hier die Sonne im Jahr und mediterran mutet auch das Leben in der „Toskana des Nordens“ an. Irgendwo zwischen den herzlichen Weinwirtschaften, den stillen Klöstern an der Straße der Romantik, zwischen malerischen Flussauen und dramatischen Burgen hat noch jeder sein Herz an die Region Saale-Unstrut verloren.

In 40 Mikroabenteuern erkundet die Autorin Weinberge und Naturparks aus ganz persönlicher Sicht und mit besonderem Fokus auf Outdoor und Aktivsein. Entdecken Sie mit ihr Wasserwanderrouten und Waldwanderungen, die besten Fotospots entlang der Steilufer und treffen Sie die engagierten jungen Winzer des Anbaugebiets. Lassen Sie sich auf weniger bekannten Pfaden durch die großen Kulturdenkmäler wie den Naumburger Dom, UNESCO-Weltkulturerbe seit 2018, führen. Auch wenn Sie die Region schon kennen: Sie werden überrascht sein, wie viel Abenteuer es direkt vor der Haustür gibt!

Über die Autorin: Stephanie von Aretin hat schon viele Reportagen über Reiseziele in Europa, Nahost und Afrika geschrieben. Die freie Journalistin und Autorin veröffentlicht in regionalen Tageszeitungen, bundesweiten Medien wie der Süddeutschen Zeitung und renommierten Reiseverlagen. In dem vorliegenden Band erfüllt sie sich einen Herzenswunsch und beschreibt die Region, in der sie mittlerweile selbst ansässig ist. Nach über 25 Jahren in Leipzig lebt sie seit einigen Jahren auch in Freyburg. Fasziniert von der Landschaft und den romanischen Kirchen nutzt sie seither jede freie Minute, um die Region Saale-Unstrut zu ergründen.