

05. März 2025
Silber und andere Schätze, Tief unter die Erde im Stahlbergmuseum Müsen
Weiter und immer weiter geht es in den Berg – unter Tage im Stahlbergmuseum Müsen. Es wird angenehm kühl, dann irgendwann ziemlich kalt. Feucht ist es sowieso, ständig tropft es von oben und seitlich an den Wänden rinnt das Wasser herab. Der Helm drückt, ist aber aus Sicherheitsgründen nötig – das zeigt sich schnell, als der erste aus der Gruppe an der Decke anstößt.
Zum Glück bleibt es bei einem „Klonk“ ohne weitere Blessuren, ohne den Schutz wäre das wohl anders ausgegangen. Selbst die frühen Bergleute trugen Helme hier unten, manchmal nur aus Leder. Wogegen wenig hilft, das sind die Kälte und die Nässe. Sie dringen durch die Kleidung und bald fühlt sich alles klamm an. Aber das ist schnell vergessen, wenn nach scheinbar unendlicher Wanderung durch die Tiefe des Berges der große Raum erreicht ist, der die damaligen Arbeiten so eindrucksvoll zeigt.

Ein paar Meter Tunnel, das bedeutete mehrere Wochen oder Monate harte Arbeit, jeder Zentimeter musste dem Gestein abgerungen werden. Schwer vorstellbar, dass die Bergleute hier unten – in der ewigen Kälte, Feuchte und Finsternis – so Gewaltiges vollbrachten. Die Erzgrube Stahlberg bot Generationen von Bergleuten Arbeit – bis 1931 wurden hier Eisen, Silber und andere Schätze abgebaut. Die Klingen der bekannten Messer aus Solingen wurden lange Zeit nur aus Material aus Müsen gefertigt, weil es so hochwertig war.
Eine interessante Reise in die Vergangenheit ist es, wenn man den Stollen des Besucherbergwerks betritt. Richtig abenteuerlich und faszinierend wird es unter Tage. Der Eingang ist relativ unspektakulär, schnell ist man in der nasskalten Enge des Ganges angekommen, aber der Führer erzählt so eindringlich und spannend, dass das schnell in den Hintergrund gerät. Nur wer Angst vor Enge hat, sollte sich lieber nicht durch das Mundloch wagen.

Das heutige Besucherbergwerk ist auf unglaublichen 380 Meter Länge begehbar. Wirkt auf Anhieb nicht viel, aber unter Tage in der Enge und im Halbdunkel scheint es ewig zu dauern, bis man an der eisernen Treppe angekommen ist. Diese führt bei 320 Metern unter Tage zum sogenannten Gestellsteinbruch, wo Bruchsteine abgebaut wurden, die zur Mauerung von Hochöfen, aber auch zur Ausmauerung des Stollens selbst verwendet wurden. Übrigens sind es hier nur noch 24 Meter bis zur Oberfläche. Oder sollte man sagen, man ist ganze 24 Meter tief unter der Erde? Fakt ist, es ist absolut faszinierend, diese Jahrhunderte währende Bergbautradition so unmittelbar kennenlernen zu können. Der älteste schriftliche Beweis, dass in Müsen Bergbau betrieben wurde, ist eine Zollvereinbarung vom 4. Mai 1313! Und sicherlich liegen die Anfänge hier auf dem „Stenberg zu Muzen“, wie der Steinberg von Müsen in der Urkunde genannt wird, noch deutlich weiter zurück.
Im ehemaligen Bethaus, direkt neben dem Grubeneingang, gibt es eine sehr anschauliche Konstruktion von mehreren durchsichtigen Platten, auf welche die einzelnen Stollen, Gruben und Schächte aufgezeichnet und wie in der Realität geschichtet sind. Hier wird deutlich, wie sehr die Landschaft untergraben ist, wie weit die Tunnel reichen. Das Museum wurde bereits 1924 eingerichtet, als die Grube noch in Betrieb war, sodass sehr viele Exponate aus dieser Zeit erhalten sind. Und natürlich wurde auch immer weiter gesammelt. Heute sind auf zwei Etagen nicht nur Kleidung, Werkzeuge, Siegerländer Mineralien und verschiedenste Nachbildungen von Gerätschaften zu bestaunen, sondern auch Dokumente aus dem Alltag des Müsener Bergbaus.

Informationen:
- Lage: Hilchenbach liegt etwa 18 Kilometer nördlich von Siegen.
- Adresse: Stahlbergmuseum Müsen, Auf der Stollenhalde 4, 57271 Hilchenbach
- Website: stahlbergmuseum.de
- Aktivitäten:
- Mittelalterliche Bergbausiedlung Altenberg: Müsener Straße/Littfelder Straße, 57223 Kreuztal, stahlbergmuseum.de/bergbausiedlung-altenberg
- Buschhüttener Eisenhammerweg: Rundwanderweg mit Einblicken in die Eisenverarbeitung der Region, Start am SGV-Wanderparkplatz „Friedhof“; Zum Bergelchen, 57223 Kreuztal, siegen-wittgenstein.info/de/tour/themenweg/buschhuettener-eisenhammerweg/58996480
Beitragsbild: Unter Tage im Stahlbergmuseum Müsen. Foto von Stefanie Stoltenberg
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Mittelgebirgslandschaften mit malerischen Fachwerkdörfchen, sanfte Hügel, die raueren Höhenzüge des Rothaargebirges, unzählige Quellen, ursprüngliche Natur. Siegen-Wittgenstein ist märchenhaft schön. Mitten im Grünen liegt die Großstadt Siegen mit studentischem, quirligen Leben. Viel zu entdecken gibt es überall, oft etwas versteckt in den vielen kleinen Orten in Siegerland und Wittgenstein. Die Suche lohnt sich immer: die Freilichtbühne in Freudenberg, das Schieferschaubergwerk in Raumland, das Stahlbergmuseum Müsen oder die Qulturwerkstatt Das Q in Deuz warten schon; Geschichte und Geschichten erzählen alte Schlösser – eins sogar von einem echten Prinzen bewohnt –, Burgen, sagenumwobene Ruinen und uralte Zeugen des Bergbaus.
Barockmaler Peter Paul Rubens ist in Siegen geboren, es gibt eine Kirche mit Krönchen, freilebende Wisente in den Berleburger Wäldern, eine mittelalterliche Bergbausiedlung und der Fernwanderweg Rothaarsteig führt durch Siegen-Wittgenstein. Neugierig geworden? Dann nichts wie auf nach Siegen-Wittgenstein! Gemorje! Gon Dach! Schuur!
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Über die Autorin: Stefanie Stoltenberg ist Redakteurin und Germanistin, sie hat als Pressesprecherin und Journalistin gearbeitet. Jetzt ist sie zuständig für Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Tourismus. Sie lebt seit mehr als 20 Jahren in Siegen und ist gerne in der Region unterwegs. Gerade die oft noch ursprüngliche Natur in Siegerland und Wittgenstein hat es ihr angetan. Das WaldReich – Siegen-Wittgenstein ist die waldreichste Region Deutschlands – fasziniert sie immer wieder.
Stimmen zum Buch: "Sie stellt Siegerland und Wittgenstein als einen Landstrich vor, wo Gegenwart und Zukunft ziemlich fest verwurzelt sind in Tradition und einer von Erz und Holz geprägten Arbeitswelt. Doch bleibt Stefanie Stoltenberg nicht stehen, schürft wie eine Goldgräberin und stößt auf das Besondere im Allgemeinen: wie die Qulturwerkstatt in Deuz, den Planetenlehrpfad in Bad Laasphe oder die Sagen-Nachmittage für Kinder im Schloss Junkernhees. Am Ende der rund 250 mit vielen, zumeist eigenen und atmosphärisch dichten Fotos bestückten Seiten finden sich in einem kleinen Glossar neben dem "Lälles" auch der "Mäckes", die "Duffel" und die "Dong", so dass mancher "Usswärdijer" eine Ahnung vom "Sprech" der so farbig beschriebenen Region bekommen kann". Westfalenpost Siegen vom 11.06.2024
Bibliographische Angaben:
- Taschenbuch: 256 Seiten, 245 Fotos, 8 Karten
- Verlag: 360° medien
- Auflage: 1. Auflage (Juni 2024)
- Preis: 16,95 €
- ISBN: 978-3-96855-502-7
- Bestellmöglichkeit im Buchhandel oder über den Verlagsshop: 360grad-medienshop.de/hm-siegen-wittgenstein