02. August 2021
Eine Woge frischer Stadtkultur – Sommer in den fränkischen Städten
Der Blick aufs glitzernde Wasser, die Beine im Liegestuhl lässig überschlagen und in der Hand ein Glas, in dem die Eiswürfel in der Sonne funkeln. Hach ja, in so einem Strandcafé lässt es sich herrlich durch den Spätsommer-Tag treiben. Doch statt über den Brenner mussten wir für dieses Stranderlebnis nur an die „Bengerz“. So heißt der Fluss Pegnitz im Nürnberger Dialekt. In Nürnberg sind wir nämlich – mitten in Franken, mitten im Stadturlaub.
Nürnberg macht es uns besonders einfach, Stadtluft zu schnuppern und gleichzeitig ordentlich Sommer zu tanken. Das Café, auf dessen Terrasse wir sitzen, heißt „StrandGuT“ und befindet sich am Nordufer des Wöhrder Sees. Hier finden wir nicht nur das Angebot gut, sondern auch das inklusive Team. Für unser Wohl sorgen also Menschen mit und ohne Behinderung.
Wasserwelt mitten in Nürnberg
Ihr Arbeitsplatz bietet dank der vielen Glasflächen einen perfekten Blick auf den Wöhrder See. Dieser ist allerdings kein natürlicher See, sondern wurde in den 1970er Jahren im Nürnberger Osten angelegt, um die Altstadt vor Hochwasser zu schützen. Dafür wurde der Flusslauf der Pegnitz zu einem 2,6 Kilometer langen und bis zu 200 Meter breiten See aufgestaut. Schnell mauserte sich der so entstandene Wöhrder See zu einem beliebten Freizeitziel. In den vergangenen Jahren wurde er zudem kräftig aufgewertet und zur „Wasserwelt Wöhrder See“ umgestaltet. Das Nordufer lockt seitdem mit Sandstrand, Promenade und Liegewiese. Gegenüber am Südufer liegt die „Bucht am Norikus“. Ein 400 Meter langer, begehbarer Damm trennt dort einen Teil der Wasserfläche vom See und bildet eine geschützte Bucht. Schwimmen ist hier – im Gegensatz zum restlichen See – ausdrücklich erlaubt.
Jetzt wird’s „sinnlich“
Jede Menge Wasser mitten in der Stadt. Genau diesem folgen wir auch, um uns nach unserer verdienten Strandpause wieder ins Stadtleben zu stürzen. Genauer gesagt gibt uns die Pegnitz den Weg vor und führt uns zu einer Nürnberger Institution unter freiem Himmel: dem „Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne“. Seit mehr als 25 Jahren lädt dieser besondere Aktionsparcours auf der Wöhrder Wiese dazu ein, zu entdecken, zu erforschen und zu erleben. Die Hauptzielgruppe sind Kinder – aber auch Erwachsenen, die sich ihre Neugierde bewahrt haben, macht der Parcours ordentlich Spaß. Das Thema wechselt jedes Jahr – und lautet als Kontrastprogramm zu den vergangenen Monaten „Analog und draußen“.
Reif für die Insel
So ein „Forscherleben“ kann durchaus anstrengend sein. Gut, dass uns die Pegnitz im Anschluss zur Insel Schütt und damit zum Nürnberger Stadtstrand führt. 600 Tonnen weißer Kaolinsand, 50 Riesenpalmen, unzählige Liegestühle, Strandkörbe, Beduinenzelte und Lounges verwandeln diese auf beiden Seiten von der Pegnitz umflossene Insel in ein „tropisches Eiland“. Auch der Pegnitz kommen wir auf der Insel Schütt so nah wie sonst nirgends in der Altstadt: An der 170 Meter langen Uferterrasse ragt ein Holzbalkon ins Wasser und wer es sich auf den Sitzstufen bequem macht, kann problemlos seine Füße im Fluss erfrischen.
Beste Zukunftsaussichten
Dass die Pegnitz einfach zum Nürnberger Stadtbild dazugehört, merken wir auf unserem weiteren Stadtbummel. Ihr gemächlich dahinfließendes Wasser überqueren wir zum Beispiel auf dem berühmten hölzernen Henkersteg oder auf der eisernen Hängebrücke des Kettenstegs. Jede Menge historischer Nürnberger Berühmtheiten sind jeweils nur einen Katzensprung vom Ufer entfernt: das Heilig-Geist-Spital zum Beispiel oder der Hauptmarkt mit der Frauenkirche und dem „Schönen Brunnen“. Wer an dem „Glücksring“ des Brunnens dreht, dem geht der Legende nach in naher Zukunft ein Wunsch in Erfüllung. Wir folgen der Pegnitz lieber in eine wissenschaftlich fundierte Zukunft. Diese finden wir im Augustinerhof, in dem das nagelneue „Zukunftsmuseum“ sein Zuhause hat (Eröffnung September 2021). Diese Außenstelle des Deutschen Museums erklärt und hinterfragt mit Mitmachlaboren Technologien von morgen (www.sommer-in-der-city.com, www.deutsches-museum.de/nuernberg).
Am Fluss von Stadt zu Stadt
Jede Menge ungewöhnliche Stadterlebnisse also, die uns die Pegnitz in Nürnberg bietet. Das hat sie mit ihren fränkischen Fluss-Schwestern Main, Tauber, Regnitz oder Altmühl gemeinsam. Die Städte, durch die sie fließen, stecken voller Überraschungen und das Lebensgefühl ist eng mit dem Leben am Wasser verknüpft. Inspirationen dazu bietet uns die Website www.die-fraenkischen-staedte.de, in denen sich 15 dieser Städte präsentieren – mit Videos und Storys zu verschiedenen Themenschwerpunkten wie „Kunstvoll“, „Genuss“, „Ausblick“ oder eben „Flusserlebnis“: Die Würzburger Mainpromenade findet sich ebenso darunter wie eine Gondelfahrt auf der Regnitz bei Bamberg.
Mit dem Rad zum „Walk of Beer“
Auch zwei besondere Radwege schlägt uns die Website vor: den „RegnitzRadweg“ und den „MainRadweg“. Sie eignen sich besonders gut dafür, um auf aktive Weise die fränkische Städtevielfalt miteinander zu verknüpfen. Den Anfang des „RegnitzRadwegs“ markiert eine alte Bekannte – die Pegnitz in Nürnberg. Erst bei Fürth vereint sie sich mit der Rednitz zur Regnitz. Auf ihrem Weg Richtung Main, in den sie bei Bamberg mündet, bietet die Tour wunderbare Uferlandschaften und die Erkenntnis, dass es tatsächlich immer nur ein paar Radminuten braucht, bis sich das Stadtflair in Naturgenuss verwandelt: samt Auwäldern, Sandfluren, historischen Wasserrädern oder einer Überfahrt mit der Seilfähre. Unbedingt einplanen: Stopps in der Markgrafen- und Studentenstadt Erlangen sowie in Forchheim mit seinem Kellerwald als wohl größten Biergarten der Welt. Sogar einen „Walk of Beer“ hat die Stadt ihrer Braukultur gewidmet. Übrigens lässt uns der „RegnitzRadweg“ die Wahl zwischen zwei Varianten: der 85 Kilometer langen Talroute und der 75 Kilometer lange Kanalroute am Main-Donau-Kanal. Beide Routen lassen sich zu einer Rundtour kombinieren – ganz entspannt ohne größere Steigungen und abseits stark befahrener Straßen (www.regnitzradweg.de).
Welterbe hoch drei
Beim „MainRadweg“ stehen zu Beginn auch zwei Routen zur Auswahl, was seinen beiden Quellen geschuldet ist. Entweder beginnt man die insgesamt rund 600 Kilometer lange Tour also am Ursprung des Weißen Mains im Fichtelgebirge oder an der des Roten Mains in der Fränkischen Schweiz. Bei Kulmbach vereinen sie sich zum Main und auch die beiden Routen laufen in den Kulmbacher Mainauen zusammen. Für einen Extra-Stadt-Höhepunkt bietet sich die Variante am Roten Main an. Bei dieser liegt Bayreuth auf dem Weg – und mit dem Markgräflichen Opernhaus ein UNESCO-Welterbe. Insgesamt bietet der „MainRadweg“ sogar drei dieser herausragenden Kulturschätze: Zu Bayreuth gesellen sich die Bamberger Altstadt und die fürstbischöfliche Residenz in Würzburg.
Vom Bunker aufs Floss
Die drei Städte stehen zugleich stellvertretend für die Genusslandschaften, die eine Tour auf dem „MainRadweg“ auch kulinarisch einzigartig machen: Bayreuth und Bamberg für die fränkische Bierkultur, Würzburg für die Welt des Frankenweins. Und die Kultur? Hier sorgen am „MainRadweg“ Aschaffenburg und Schweinfurt für außergewöhnliche Kunstpausen. Beide Städte sind bekannt für ihre außergewöhnlichen Museen. In Schweinfurt sind das zum Beispiel die Kunsthalle und das Museum Georg Schäfer mit ihren herausragenden Sammlungen. Nicht ganz so bekannt, aber absolut sehenswert ist das „Deutsche Bunkermuseum“ im Schweinfurter „Fichtel-und-Sachs-Bunker“. Erbaut während des Zweiten Weltkriegs hatte der Hochbunker schon viele Funktionen: als Übergangszuhause für Flüchtlinge, als Elektro-Lager der Schweinfurter SACHS Werke, zum Zivilschutz während des Kalten Krieges. Die Führung ist beeindruckend – und der sommerliche Sonnenschein danach umso schöner: Am Schweinfurter Mainufer wartet nämlich schon der nächste Stadtstrand (www.schweinfurt360.de)!
Stadttour mit Bus und Bahn
Die fränkischen Städte sind gut an das Liniennetz der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) angebunden. Das freut nicht nur alle, die sich durch die Vielfalt fränkischer Weine und Biere kosten, sondern auch die Radler. Zum einen gehen die Räder in den Zügen mit auf Tour, zum anderen verfügen die Busse, die auf den Freizeitlinien des VGN Stadt und Land verbinden, über extra Fahrradanhänger. Im August läuft zudem die Aktion „VGN-Sommer“: Verlost werden 1.500 Team-Plätze für eine Schnitzeljagd- und Schatzsuche in den teilnehmenden fränkischen Urlaubslandschaften (www.bahn.de, www.vgn.de/vgnsommer).
Beitragsbild: Der Weinstadl in Nürnberg. Photo Credit: CTZ Nürnberg | Niklas