30. Mai 2023
Würzburg: Beim Brückenschoppen auf der Alten Mainbrücke
Nirgends ist Würzburg lockerer als abends auf der Alten Mainbrücke mit ihren zwölf Ehrfurcht einflößenden Heiligenstatuen: Der Brückenschoppen ist zur Institution geworden und auch die Besucher mischen sich weinselig unters Volk. Die Mainbrücke gibt aber auch den perfekten Startpunkt für eine umfassende Innenstadttour.
Es ist täglich Würzburgs größte und beliebteste Party: der Brückenschoppen auf der Alten Mainbrücke. Hunderte Leute stehen zusammen, tratschen, haben ein Glas Frankenwein in der Hand und genießen erst den Feierabend und dann den Sonnenuntergang. Insbesondere bei schönem Wetter füllt sich die Mainbrücke schnell. Bei einem Schoppen, also einem Viertelliter Wein, bleibt es dabei selten und meistens genehmigt man sich auch noch eine leckere Rostbratwurst auf die Hand.
Dem Charme dieser Würzburger – mittlerweile kann man sagen – Tradition können sich weder Einheimische noch Besucher entziehen. Das bunte Treiben mit besten Blicken in alle Richtungen, von Festung bis Dom, Grafeneckart bis Alter Kranen, wird durch Ausschänke an beiden Enden der Brücke möglich: Die Leute nehmen das Angebot zuhauf an. Mehr noch: Sie lieben ihren Brückenschoppen. Manche „Würzburcher“ sprechen inzwischen sogar schon von der alten Weinbrücke …
Nepomuk ist eine der zwölf Heiligenfiguren der achtbögigen Alten Mainbrücke, die in ihrer jetzigen Form aus dem 15. Jahrhundert stammt und bis 1886 Würzburgs einziger Flussübergang war. Eine erste Konstruktion gab es um 1120. 1725 kamen die charakteristischen, 4,5 Meter hohen, barocken Heiligenstatuen dazu, darunter Nepomuk, der Brückenheilige, Burkard, der erste Bischof von Würzburg, und der Frankenapostel Kilian. Ihm zu Ehren ist der Dom benannt und auch das Kiliani-Volksfest. Eine Million Gäste kommen jedes Jahr in zwei Wochen.
Die gut 17 Meter breite und 185 Meter lange Mainbrücke verbindet die Festungsseite mit der Innenstadt, die mit dem Grafeneckart, dem Rathausturm an der Ostseite der Brücke, beginnt. Schon 60 Jahre nach seiner Vollendung kaufte der Stadtrat 1316 den Grafeneckart als ein sichtbares Zeichen bürgerlichen Unabhängigkeitsstrebens gegenüber dem bischöflichen Landesherrn. Der vom Krieg verschont gebliebene, markante 55 Meter hohe Grafeneckart gehört zur Stadtsilhouette wie auch der Alte Kranen von 1773 mit seinen zwei ausladenden Armen. Er ist ein Liebling der Würzburger, steht etwas weiter flussabwärts der Mainbrücke und tat 73 Jahre seinen Dienst, indem mit ihm Güter und Waren von den Main-Schiffen ans Land gehievt wurden oder umgekehrt.
Die Domstraße führt als Verlängerung der Alten Mainbrücke schnurstracks zum Kilians-Dom, 1045 bis 1237 erbaut, im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört und 1960 wiederaufgebaut. Er ist die viertgrößte romanische Kirche Deutschlands, hinter den Kathedralen von Speyer, Mainz und Trier. Eine der größten Orgeln der Republik, die integrierte Schönbornkapelle von Balthasar Neumann und einige Werke von Tilman Riemenschneider stehen im Zentrum.
Riemenschneider war einer der bedeutendsten Künstler um 1500. Der Bildhauer war ab 1520 aber auch drei Jahre lang Bürgermeister von Würzburg und gehörte während des Bauernkriegs zu den Freiheitskämpfern. Dafür kam er in Haft, in der er „vom Hencker hart gemartert“ wurde, wie es in einer Überlieferung heißt. Es gibt die Legende, dass Riemenschneider die Hände gebrochen wurden, damit er nicht mehr arbeiten konnte. Sicher ist: Nach seiner Freilassung, gegen den Großteil seines Vermögens, erhielt er keinen größeren Auftrag mehr. Riemenschneider verstarb 1531 in Würzburg.
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Über das Buch
Unterfranken gehört zu den attraktivsten Regionen in Deutschland. Es gibt Weltkultur und verträumte Dörfer, wunderbaren Wein, die besten Bratwürste. Und die Menschen sind so herrlich geradeheraus und bodenständig, gleichzeitig aber auch liebenswert und gastfreundlich. Doch nur die wenigsten in Deutschland wissen das. Manche kennen von Unterfranken nur Würzburg, vielleicht noch Bad Kissingen wegen der Kur oder Volkach wegen seines Weines. Der Autor führt aber auch zu versteckten Schlössern im Wald und zu fein getrimmten Rokoko-Gärten, zeigt natürlich die Weltkulturerbestadt Würzburg sowie die kleinste Stadt in Bayern, Rothenfels. Die hübsch herausgeputzten Weindörfer werden besucht, aber auch Obernburg: Dort steht eine Stadt auf ihrer Vorgängerstadt. Auf zwei Schichten. Das ist in dieser Form einzigartig.
Das touristische Angebot in Unterfranken, das auch Mainfranken oder Weinfranken genannt wird, ist voller Überraschungen und kulinarisch darf sich der Gast auf eine herzhaft-deftige Küche freuen. 50 Ziele in Unterfranken und noch mehr Erlebnisse: Lassen Sie sich überraschen von diesem so schönen und häufig noch unbekannten Unterfranken, das für jeden recht nah liegt: in der Mitte von Deutschland.
Über den Autor: Jochen Müssig ist Unterfranke, geboren in Würzburg und zur Schule gegangen am dortigen Röntgen-Gymnasium und im Steigerwald. Er hat rund hundert Länder bereist und beschrieben, in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Die Welt“, „Süddeutsche Zeitung“, „Neue Zürcher Zeitung“ und in etwa 30 weiteren Medien im In- und Ausland sowie in zahlreichen Büchern. Bei 360° medien erschienen zuletzt „HeimatMomente München“, „ReiseMomente Gardasee“ und „Weltreise durch Deutschland“. Die Recherche für das Unterfranken-Buch war für ihn eine Zeitreise zurück in die Heimat.
Bibliografische Angaben
- 288 Seiten, 242 Fotos, 12 Karten
- Format: 16,5 x 11,5 cm
- Verlag: 360° medien; 1. Auflage (April 2023)
- Preis: 16,95 €
- ISBN: 978-3-96855-320-7
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Beitragsbild: Die Alte Mainbrücke. Foto: Congress-Tourismus-Würzburg | Andreas Bestle