Normandie: Radroute La Seine à Vélo
Normandie: Radroute La Seine à Vélo

16. April 2025

Normandie: Radroute La Seine à Vélo

Seit 2022 ist sie komplett fertig gestellt: La Seine à Vélo. 430 Kilometer lang folgt die Radwanderroute dem Lauf der Seine bis nach Le Havre oder alternativ via Honfleur bis nach Deauville. Auf Fahrradwegen und „voies vertes“, verkehrsberuhigten Landstraßen, geht es mit nur wenigen Steigungen durch eine der schönsten Kulturlandschaften Frankreichs.

Los geht es am Nullpunkt von Frankreich. An der Messingplakette auf dem Vorplatz der Kathedrale Notre-Dame de Paris beginnen die Entfernungsberechnungen der französischen Straßen. Vorbei am romantischen wie trendigen Canal Saint-Martin und dem Canal Saint-Denis mit seiner Street-Art-Avenue geht es hin zur einstigen Grablege der französischen Könige, der Basilika von Saint-Denis. Vorbei am Binnenhafen von Gennevilliers wird die Seine erreicht. Ihre Treidelpfade sind heute wunderschöne Radwege abseits vom Verkehr. Die Landschaften am Ufer der Seine haben die größten Maler des Impressionismus inspiriert. In Chatou malte Pierre-August Renoir 1800/81 sein weltberühmtes Ölbild „Déjeuner des Canotiers“ (Das Frühstück der Ruderer). Das Schloss von Saint-Germain-en-Laye war die Lieblingsresidenz zahlreicher französischer Könige seit Ludwig VI. dem Dicken, darunter Franz I. und Heinrich IV., und der Geburtsort von Ludwig XIV. Napoléon III. ließ im Château-Vieux das Musée d'Archéologie nationale einrichten. Vom Schlosspark mit der Terrasse von Le Nôtre eröffnen sich weite Blicke bis zum Büroviertel von La Défense.

Richard Löwenherz' Burg: Château Gaillard bei Les Andelys. Foto von Hilke Maunder

Hinter Mantes-la-Jolie mit seiner beeindruckenden Stiftskirche, die den Fluss überragt, weichen die Stadtlandschaften idyllischen Plätzen wieder der Île de loisirs du Val de Seine in Verneuil-sur-Seine, die zur Siesta am Wasser – oder im Sommer sogar zum Schwimmen – lädt. Noch bukolischer werden die Landschaften im Vexin français. Sein Juwel ist La Roche-Guyon, das einzige „schönste Dorf Frankreichs“ in der Region Île-de-France. Zu seiner imposanten Schlossanlage gehört ein typisch französischer Küchengarten. Wie ein Leuchtturm erhebt sich der Bergfried auf dem Kreidefelsen.

Weiter westlich beginnt nun die Normandie – und damit eine Reise auf den Spuren von Claude Monet. In Vernon bannte der Impressionist eine malerische Wassermühle auf die Leinwand, und das dortige Museum birgt sogar zwei Gemälde des Malers, der im nahen Giverny 43 Jahre lang lebte. Haus und Garten sind heute ein Pilgerziel für Kunst-und Gartenfreunde aus aller Welt. Der große Garten ist bis heute ein Traum – und hat viele weltberühmte Werke wie die Seerosenbilder inspiriert.

Perle im Seine-Tal: Les Andelys. Foto von Hilke Maunder

Jede Etappe der Radroute entlang der Seine birgt solch einzigartige Highlights und Momente. In Les Andelys thront das Château Gaillard über einer der schönsten Schleifen der Seine. Die Burg wurde 1198 von Richard Löwenherz erbaut und eröffnet herrliche Weitblicke über das Tal und seine Kalklippen. Vorbei am tropischen Regenwald von Biotropica wird Rouen erreicht, dessen Kathedrale Monet im wechselnden Licht auf die Leinwand bannte. In Rouen beginnt auch die Straße der Abteien, die die einflussreichen Klöster am Unterlauf verbindet. Die Benediktinerabtei von Jumièges war für den Nationaldichter Victor Hugo die „schönste Ruine Frankreichs“. Dort muss man sich nun entscheiden: Soll es am rechten Ufer nach Le Havre mit seinem Welterbe-Viertel Le Quartier Perret weitergehen? Oder am linken Ufer via Honfleur und Deauville?

Der Blick auf Rouen vom Pont Flaubert. Foto von Hilke Maunder
Informationen:
  • Lage: Die Radroute folgt dem Unterlauf der Seine von Paris nach Le Havre und berührt dabei die Regionen Île-de-France und Normandie.
  • Aktivitäten: MuséoSeine, le musée de la Seine normande: Direkt am Ufer der Seine erzählt das Seine-Museum die Geschichte des Flusses, seiner Menschen und seiner berühmten Flutwelle Le Mascaret; Avenue Winston-Churchill, 76490 Rives-en-Seine, Tel. +33 2 35 95 90 13, museoseine.fr
  • Restaurant: Les Rives de la Courtille: Ganz aus Holz, mit Balkonen und Terrassen, entstand dieser Nachbau der historischen Sommerhäuser auf der Île des Impressionistes im Weiler Fournaise und eröffnet beim Apéro oder Essen herrliche Ausblicke auf die Seine; 3, Rue du Bac, 78400 Chatou, Tel. +33 1 34 80 92 62, lesrivesdelacourtille.fr
  • Unterkünfte: Entlang der Radroute gibt es 91 Unterkünfte, die auf Radtouristen eingestellt sind: Campingplätze, Gästehäuser (chambres d’hôtes), Pensionen und Hotels; laseineavelo.fr
  • Accueil Vélo: Das französische Qualitätssiegel „Accueil Vélo“ weist auf Unterkünfte, Fahrradverleiher und/oder -reparateure, Restaurants, Tourismusbüros und Sehenswürdigkeiten, die weniger als fünf Kilometer von der Route „La Seine à Vélo“ entfernt sind, hin.

Beitragsbild: Das Schloss von Saint-Germain-en-Laye. Foto von Hilke Maunder

Buchtipp: Normandie - Abseits der ausgetretenen Pfade

50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade

Die Netflix-Serie „Lupin“ hat die Normandie zu einem touristischen Hotspot gemacht. Bei den 50 Tipps in diesem Buch treffen Sie garantiert keine Massen, sondern erleben die zahlreichen Facetten einer Normandie, die hinter jeder Biegung neue Erlebnisse und Überraschungen bereithält. Und vor allem eines ist: „insolite“, wie die Franzosen sagen – ursprünglich, authentisch und wunderschön.

Die Landpartie durch die andere Normandie beginnt im steten Auf und Ab der Vélomaritime, führt zu den Leinenfeldern des Vallée du Dun, zu zottigen Bisons im Hinterland von Dieppe und tief hinein ins Bauernland des Pays de Bray, Heimat des ältesten Käses der Normandie. Im Tal der Seine schmücken Irisblüten auf hellem Reet die Giebel alter „chaumières“, und Störche brüten im Marais Vernier. Über die Höhen vom Perche geht es hin zur Normannischen Schweiz mit ihren Schluchten und Bergen, die Gesicht zeigen und die Erdgeschichte offenlegen. Die Landpartie durch die Normandie endet am Couesnon, der schuld daran ist, dass heute der Mont-Saint-Michel zur Normandie gehört, und nicht, wie einst, zur Bretagne. Entdecken Sie 50 Juwelen abseits der Massen in den schönsten Ecken der Normandie. Bienvenue!

Über die Autorin: Die Journalistin Hilke Maunder, geboren 1961, berichtet seit drei Jahrzehnten aus Australien und Frankreich. Als Hamburgerin fühlte sie sich in der Normandie sofort zu Hause. Der hohe Himmel, die weiten Landschaften und die reiche Kultur des Landstrichs haben es ihr dort besonders angetan. Zum Prinzip ihrer Reisen gehört es, möglichst nie die gleiche Straße zu nehmen. 50 der Tipps, die sie so entdeckt hat, verrät sie in diesem Buch. 2014 verlieh Frankreich der Autorin die französische Verdienstmedaille des Tourismus.

  • Taschenbuch: 256 Seiten, 220 Fotos, 8 Karten
  • Verlag: 360° medien
  • Auflage: 3. Auflage (15. Juli 2024)
  • Preis: 16,95 €
  • ISBN: 978-3-96855-300-9
  • Bestellmöglichkeit im Buchhandel oder über den Verlagsshop: 360grad-medienshop.de/normandie