07. August 2023
Irland: Ein Hoch auf die Nebensaison
Reisen in der Off Season haben ihren eigenen Charme und sind für viele gerade in wirtschaftlich unruhigen Zeiten eine Alternative, da sich die Reisekosten oft erheblich reduzieren. Das gilt auch für einen Trip nach Irland zwischen Oktober und Mai. Dann bieten sich auch auf der grünen Insel eine ganze Reihe von Vorteilen. Wir haben die wichtigsten fünf zusammengetragen.
1. Sláinte statt Prost
Was stört Deutsche im Urlaub am meisten? Zu viele andere Touristen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine aktuelle Umfrage von t-online. Zu voll, zu touristisch und kaum Chancen mit Einheimischen in Kontakt zu treten, das bemängelt ein Drittel der Befragten. Nun, in den Monaten zwischen Oktober und Mai befinden sich deutlich weniger Touristen auf der grünen Insel. Gleichzeitig verbringen die Iren und ihre Familien in den kälteren Wintermonaten viel Zeit in ihren Pubs. Es gibt also kaum eine bessere Saison für unverfälschte Begegnungen. Dann lässt sich auch die legendäre Gastfreundschaft und die Musikkultur der Iren besser und hautnah in den Pubs zwischen Cork und Derry~Londonderry zu erleben.
Tipp: Drei legendäre Orte, um traditionelle irische Musik live zu erleben, sind das Corner House in Cork, der legendäre Pub De Barras in Clonakilty und das Peadar O'Donnell's in Derry | Londonderry.
2. Weniger ist mehr
Zu den großen Attraktionen Irlands zählt die Tatsache, dass viele der Sehenswürdigkeiten frei zugänglich sind: Die Klippen und Küsten, Schlösser, Kathedralen und großen Steinkreise können das ganze Jahr über besucht und bestaunt werden. Und in der Off Season geht es dort besonders entspannt zu. Die Parkplatzsuche ist einfach, Andrang und Wartezeiten an den Eingängen der Touristen-Highlights wie dem Titanic Museum in Belfast oder der Guinness Brauerei in Dublin reduzieren sich.
Tipp: In der Hauptsaison in der Regel ausgebucht, doch in der Nebensaison sollte es mit der Reservierung im neuen Sterne-Restaurant Terre in Cork klappen. Wer es weniger schick, dafür authentisch und regional mag, reserviert in Galway im Kai einen Tisch, das gerade mit dem Green Star für Nachhaltigkeit vom Guide Michelin ausgezeichnet wurde.
3. Alle Jahreszeiten an einem Tag erleben
Es ist eine oft bewiesene Eigenheit Irlands, dass man dort innerhalb eines Tages alle vier Jahreszeiten erleben kann - egal, zu welcher Jahreszeit. Irland ist nun mal eine Insel und das Wetter mitunter etwas launisch. Insgesamt ist das Winterwetter in Irland aber wesentlich besser als sein Ruf, und dank des Golfstroms bleibt es auch in dieser Jahreszeit oft angenehm mild. Und dann gibt es Orte auf der Insel, die im Winter eine ganz besondere Strahlkraft bekommen. Die schneebedeckten Gipfel der Mourne Mountains in der Grafschaft Down zum Beispiel, die den Schriftsteller C.S. Lewis zu seinen Chroniken von Narnia inspirierten. Oder der Croagh Patrick in der Grafschaft Mayo, den der Schnee zauberhaft funkeln lässt, wenn er einmal auf die Schottergipfel fällt.
Tipp: Wer Glamping-Erlebnisse sucht, verbringt in der Further Space Leitrim Lodge inmitten der Mourne Mountains einzigartige Nächte.
4. Inspiration finden
Geformt von den Gezeiten und den Elementen, üben Irlands Landschaften eine besondere Anziehungskraft aus und inspirierten so manchen Künstler zu mehr Schaffenskraft. Speziell in den raueren Monaten, wenn die die Touristen weniger werden, das Licht sanfter wird und manchmal ein mystischer Nebel übers Land zieht, entfalten Orte wie die durch Game of Thrones berühmt gewordene Dark-Hedges-Allee eine besondere Magie. Auch bekannte Wanderwege wie der The-Cuilcagh-Legnabrocky-Trail zum Stairway to Heaven lassen dann genug Raum, um den Kopf frei zubekommen. Die inspirierende Ruhe und Abgeschiedenheit der irischen Naturlandschaft wusste übrigens schon Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll zu schätzen. Der besuchte 1954 die grüne Insel das erste Mal und schuf in den Folgejahren einen beachtlichen Teil seines Werkes in einem kleinen Cottage im Küstendörfchen Dugort auf Achill Island.
Tipp: Wer auf Bölls Pfaden wandeln möchte, nächtigt nahe des Cottages, in dem der Schriftsteller wohnte. Nur zehn Kilometer entfernt liegt beispielsweise das Home Stay Sona Baile, in dem viele Szenen des Films Banshees Of Inisherin gedreht wurden.
5. Einfach ein guter Deal
In einer Zeit, in der gerade alles teurer wird, ist es für viele sicherlich eine gute Nachricht, dass sich in der Off Season sparen lässt. Die Flugpreise liegen dann oft weit unter denen der Hauptsaison, zudem bieten viele Hotels und B&Bs attraktive Rabatte. Selbst ausgewählte Campingplätze haben in den kälteren Monaten geöffnet. Wobei man in Irland zur Not auch immer einen Stellplatz bei einem freundlichen Landwirt auf einer Wiese findet – egal, zu welcher Jahreszeit.
Tipp: Eine Liste mit den im Winter geöffneten Campingplätzen der grünen Insel findet sich hier.
Ein Urlaub in der Off Season lohnt sich in Irland also aus zahlreichen Gründen, erlebt man doch Highlights inklusive Natur, Kultur und Menschen ganz unverfälscht. Und diese Erlebnisse sind oft diejenigen, von denen wir am meisten zehren und die letztlich unbezahlbar sind!
Beitragsbild: Zwischen Oktober und Mai genießen Urlauber die Schönheit der grünen Insel besonders unverfälscht. Foto: Tourism Ireland
Buchtipp
Ein passendes Buch für den Irland-Trip abseits der touristischen Hot-Spots (nicht nur) in der Nebensaison hat Cornelia Lohs mit ihrem Werk "Irland – 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade" verfasst, das im Juli neu erschienen ist.
Klar, wer zum ersten Mal nach Irland reist, möchte touristische Highlights wie Trinity College, Guinness Storehouse, Ring of Kerry, Cliffs of Moher, Rock of Cashel und das Titanic Museum in Belfast nicht verpassen. Aber wie wäre es bei einem zweiten oder dritten Besuch mal mit der einsamen, aber nicht weniger spektakulären Panoramaküstenstraße Ring of Beara statt des vielbefahrenen Ring of Kerry? Oder den Steilklippen von Dún Aonghasa auf Inishmore im Westen anstelle der gut besuchten Cliffs of Moher? Und wie wäre es mit einem Pint Guinness im ältesten Pub der Insel in den Midlands statt im überfüllten Dubliner Temple-Bar-Viertel?
Irland hat abseits der Touristenmagnete jede Menge zu bieten. Burgen mit dunklen Geschichten, Schlösser, in denen es spuken soll, Moorlandschaften in den Midlands, kleine, teils unbewohnte Inseln vor der Küste, Museen wie das National Famine Museum in Strokestown, das der Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts gewidmet ist oder das Freilichtmuseum Glencolmcille Folk Village, das eine Zeitreise ins alte Irland ermöglicht. Ob Geschichte, Kultur oder Natur – garantiert gibt es den einen oder anderen Ort abseits der ausgetretenen Pfade, den Sie auch als Irland-Fan noch nicht kennen.
Über die Autorin: Cornelia Lohs verdankt ihre Liebe zu Irland ihrem amerikanischen Mann mit irischen Wurzeln. Dank unzähliger Reisen durch das Land kennt sie die grüne Atlantikinsel mittlerweile fast so gut wie ihre Heimat. Die vielreisende Heidelberger Journalistin und Autorin verfasst Reiseführer und -bücher, fotografiert und schreibt Reportagen und Features für Print- und Onlinemedien.
Bibliografische Angaben:
- Autorin: Cornelia Lohs
- Taschenbuch: 256 Seiten
- Verlag: 360° medien, 1. Auflage (Juli 2023)
- ISBN: 978-3-96855-327-6
- Preis: 16,95 € Bestellung (innerhalb Deutschlands versandkostenfrei): https://360grad-medienshop.de/Irland oder im Buchhandel.