17. April 2024
Litauen: Wie Vilnius sich von Vorurteilen befreit
Die Deutschen sind humorlos, die Franzosen romantisch, in Belgien gibt's nur Pommes – und in Osteuropa trinken alle Wodka unter grauem Himmel. Vorurteile wie diese gibt es für jede Nation der Welt und nur selten stimmen sie mit der Realität überein, weder bei Menschen noch bei Orten. Sich davon zu befreien, ist harte Arbeit. Die litauische Hauptstadt Vilnius versucht es mithilfe von Satire.
Stereotypen halten sich hartnäckig
Viele der osteuropäischen Länder und Städte werden mit Stereotypen konfrontiert, die aus der Zeit des Kalten Krieges stammen. Für Litauens Hauptstadt Vilnius ergab eine Umfrage, dass jeder zehnte Deutsche glaubt, Litauen sei stark mit Russland assoziiert. Erwartungen wie diese werden durch die Popkultur, Filme und die Darstellung osteuropäischer Einwanderer in den Medien geprägt. Dabei entspricht das Bild nicht der Realität. Das zeigt zum Beispiel die selbstironische Werbekampagne "Expectations vs. Reality" der Tourismusagentur Go Vilnius, die man unter www.govilnius.lt/erwartungen-vs-wirklichkeit anschauen kann. Sie spielt mit gängigen Klischees und überrascht die Zuschauenden am Ende mit der Wirklichkeit: Statt grauem Himmel und heruntergekommenen Gebäuden gibt es Sonnenschein, Konzerte, moderne Hochhäuser und viele Parks.
Jannik Schümann liebt Vilnius
Einer, der Vilnius kennen und lieben gelernt hat, ist der deutsche Schauspieler Jannik Schümann. Während der Dreharbeiten für die Fernsehserie Sisi, in der er als Kaiser Franz die männliche Hauptrolle spielt, hatte er viel Zeit, die Stadt zu entdecken. "Ich muss zugeben, dass ich Vilnius vor meinem ersten Besuch nicht auf dem Radar hatte", sagt Schümann. Doch als er dort ankam, sei das "geradezu magisch" gewesen. "Es war Sommeranfang: Überall, wo ich hinsah, lächelten die Menschen, und auf den Straßen herrschte reges Treiben." In den Stadtteil Užupis, in dem er gewohnt habe, habe er sich direkt verliebt. Mit den Kopfsteinpflasterstraßen, bunten Gebäuden und skurrilen Kunstwerken wirke dieser wie aus einem Märchen. Ein paar Meter weiter beginnt zudem die Altstadt – eine der am besten erhaltenen Altstädte Europas und Unesco-Weltkulturerbe. Auch Schümann hat sie verzaubert: "Mit ihrem einzigartigen Charme hat mich die Stadt schnell in ihren Bann gezogen und alle Vorurteile, die ich vielleicht hatte, über den Haufen geworfen." Vilnius sei ein verstecktes Juwel, das er jetzt weiterempfehlen würde. Diese Begeisterung teilen andere: Der World Happiness Report hat Litauen kürzlich zum glücklichsten Land der Welt für Menschen unter 30 Jahren gekürt. Und jeder zweite Deutsche, der schon in Vilnius war, würde laut einer Umfrage gerne wiederkommen.
Beitragsbild: Vilnius versucht, sich von osteuropäischen Klischees zu befreien. Foto: djd | Vilnius | AHOY
BUCHTIPP: Baltikum - Litauen, Lettland, Estland; 60 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade
Man traut sich kaum, es zu schreiben: Dass es im Herzen Europas, an der Ostsee, drei Länder gibt, die noch nicht überlaufen sind. Wo man mit dem Camper unter Kiefern am Meer stehen und über dem Lagerfeuer kochen kann – ganz legal, versteht sich. Wo jeder Reisende seinen eigenen Lieblingssee zum Paddeln finden kann. Wo kreativ gestaltete Museen auf Besucher und herzhafte Nationalgerichte auf Testesser warten. Wo die Wälder voller Pilze und Beeren sind und manchmal ein Bär hindurchstreift. All das und noch viel mehr kann man in Litauen, Lettland und Estland entdecken. Neben kilometerlanger Ostseeküste und den drei sehenswerten Metropolen Vilnius, Riga und Tallin sind auch die Nationalparks, die Moorgebiete und Seenlandschaften eine Reise wert. Dieses Buch vereint 60 handverlesene Tipps von zwei Baltikumfans: die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sowie herrliche Landschaften, idyllische Wanderwege, interessante Orte und spezielle Ausstellungen abseits der klassischen Routen. Alles ausgewählt nach dem Motto: „Da müssen wir nochmal hin!“
Über die Autoren: Mehr als drei Jahre waren Autorin Laura Kaiser und Fotograf Christoph Schaarschmidt auf Weltreise. Dabei haben sie oft die Touristenpfade verlassen und dort ein kleines Paradies entdeckt. Seitdem wollen sie andere Reisende davon begeistern, mehr als die bekanntesten Sehenswürdigkeiten zu besuchen – auch mit ihren „50 Highlights abseits der ausgetretenen Pfade“ in den kanadischen Rocky Mountains. Nun leben sie in Chemnitz und sind jedes Jahr zu ausgedehnten Streifzügen unterwegs, wiederholt auch im Baltikum. Ihre Texte und Fotos erscheinen in Zeitungen und Magazinen, im Internet sind sie unter „Bildbeilage“ zu finden.
Bibliografische Angaben:
- Taschenbuch: 296 Seiten, 287 Fotos, 8 Karten
- Format: 16,5 x 11,5 cm
- Verlag: 360° medien; 1. Auflage (15.12.2022)
- ISBN: 978-3-96855-308-5
- Preis: 16,95 €
Weitere Informationen und Bestellmöglichkeit (innerhalb Deutschlands versandkostenfrei): https://360grad-medienshop.de/Baltikum
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