12. Oktober 2021
Mission Grün: Neuseeland für kommende Generationen erhalten
Die Māori haben eine tiefe Verbundenheit mit dem Land auf dem sie wohnen, die auf Respekt und Fürsorge für ihre Umwelt beruht. Dies ist schon längst Teil der kollektiven Kultur der neuseeländischen Nation geworden. Der Begriff dafür ist „Kaitiakitanga“ (Kai-tiaki-tanga) und bedeutet „Hüter des Ortes“. Neuseeland ist ein einzigartiges Paradies für Flora und Fauna, weil es sich über Millionen von Jahren in der Isolation entwickelt hat. Wir haben mit einigen der Menschen gesprochen, die die seltenen und bemerkenswerten Arten sowie deren Heimat schützen. Mit großer Leidenschaft setzen sie sich dafür ein, die Arten an dem einzigen Ort, an dem sie existieren, für künftige Generationen zu erhalten und zu erforschen.
Graeme Atkins, Tairāwhiti: Bedeutender Naturschützer kämpft für die seltene Flora und Fauna Neuseelands
Seit 30 Jahren arbeitet Graeme Atkins als Ranger für das Department of Conservation und schützt einige der seltensten Pflanzen sowie bemerkenswertesten Gebiete Neuseelands. Seine Großmutter kannte die Kraft der Pflanzen, und das hatte einen großen Einfluss auf ihn. In der Abgeschiedenheit von Tairāwhiti, einem Teil des Ngāti Porou iwi (ein traditionelles Stammesgebiet), aufzuwachsen, bedeutete für Graeme, von den Erträgen der Erde zu leben. Jedes Haus hatte einen Gemüsegarten. Wenn er von der Schule nach Hause kam, machte er sich ans Jäten. Da Supermärkte oder Ärzte meilenweit entfernt waren, betrachteten die Menschen die natürliche Umgebung als Quelle für Nahrung und Heilmittel.
„80 % unserer Pflanzen wachsen nur in Neuseeland. Ganz zu schweigen von all den Insekten, Eidechsen, Fledermäusen und Vögeln, die sonst nirgendwo leben. Wenn wir einmal besondere Tiere und Pflanzen von hier verloren haben, sind sie für immer verschwunden. Wir haben eine moralische Verantwortung, alles zu tun, damit sie für künftige Generationen erhalten bleiben", erklärt Graeme sein Engagement. Seine Arbeit mit Iwi-Gruppen, Landbesitzern, Wissenschaftlern und Schulkindern hat einen herausragenden Beitrag zum Schutz der einheimischen Pflanzen Neuseelands geleistet. Insbesondere konnte er dadurch zum Schutz der Flora und Fauna an der Ostküste beitragen, einer Region, die relativ wenig erforscht ist.
Atkins wurde bereits für seine bedeutende Arbeit im vergangenen Jahr mit dem renommiertesten Naturschutzspreis Neuseelands ausgezeichnet, dem Loder Cup. Diesen bekam er für seine Leidenschaft für taonga (Schatz) und rongoā (traditionelle Māori-Medizin und medizinische Verwendung von Pflanzen). Außerdem wurde er für den Schutz seltener einheimischer Pflanzen sowie den Einsatz für die Wiederherstellung der Wälder des Raukūmara-Gebirges geehrt.
Bradley Shields, Nelson Tasman: Jugendlicher Vogelkundler entdeckt neue Population in Neuseelands unberührtem Nationalpark
Es ist nicht üblich, eine neue Vogelpopulation zu entdecken, bevor man 18 Jahre alt ist. Aber Bradley Shields ist kein durchschnittlicher Teenager: Als er am Rande eines Sumpfes in der Hadfield's Clearing genannten Gegend von Nelson Tasman Fußabdrücke im Schlamm entdeckte, kam Bradley auf eine Idee. Er stellte Überwachungskameras auf, um herauszufinden, ob seine Vorhersage einer neuen Population zutraf.
Etwa einen Monat später holte er die Kameras ab, und die Aufnahmen bestätigten die Anwesenheit einer bis dahin unbekannten Unterart einer Ralle. Dies ist eine bedeutende Entdeckung, da Rallen in Neuseeland aufgrund ihrer rückläufigen Bestände gefährdet sind und sehr zurückgezogen leben. Die Aufnahmen zeigten auch eine Reihe anderer einheimischer Vögel, die das Gebiet durchstreifen: Weta, Pukeko, Farnvogel und Pāteke (Neuseelandente). "Die Sichtung der Pāteke war aufregend, weil wir einige nicht markierte Exemplare gefunden haben, was bedeutet, dass sie natürlicherweise im Park leben“, erklärt Bradley.
"Neuseeland hat eine einzigartige Tierwelt. Wir haben eine große Anzahl von Arten, die nur hier vorkommen und in ihrer Entwicklung wirklich einmalig sind“, sagt Bradley, dessen Leidenschaft ansteckend ist. Im Alter von etwa 14 Jahren begann er, die bemerkenswerte Tierwelt Neuseelands zu erforschen. Einer seiner Höhepunkte ist der Anblick eines weißen Weka im Abel Tasman National Park. Weka sind flugunfähige einheimische Vögel, die in dieser Gegend häufig vorkommen, aber in der Regel eine braune Grundfarbe haben.
"Hier in der Nelson-Tasman-Region gibt es eine Menge besonderer Dinge. Der Abel Tasman National Park ist einer davon. Es ist ein großartiger Ort und wir haben die einzige Population der Pāteke auf der nördlichen Südinsel."
Ulva Goodwillie, Insel Ulva: Prähistorischer Wald am Ende der Welt: Neuseelands abgelegene Insel Ulva
Es ist das südlichste Vogelschutzgebiet der Welt, und für Ulva Goodwillie ist es auch ihr Namensvetter. „Ich glaube, meine Mutter hat es sehr vermisst, hier zu leben, und deshalb haben die meisten in meiner Familie Namen, die auf irgendeine Weise mit der Insel Ulva zu tun haben", erzählt Ulva Goodwillie. Ulva Island ist eine kleine, etwa 3,5 km lange Insel im Paterson Inlet, einem Teil von Stewart Island/Rakiura. Fast alle 267 Hektar der Insel gehören zum Rakiura-Nationalpark. Diese Insel ist eine der wenigen raubtierfreien Schutzgebiete Neuseelands. Ein perfekter Zufluchtsort für bedrohte Wildtiere. „Wir haben hier den ursprünglichen Urwald, Gondwana. Das ist der Grund dafür, dass hier seltene und bedrohte Vögel und Pflanzen gedeihen können", erklärt Ulva weiter.
„Wir haben eine großartige Vogelwelt, weil der Busch so ursprünglich ist und es mehr als genug Nahrung für alle gibt. Vögel, die sich früher in den Baumkronen aufhielten, kommen immer tiefer hinunter, weil es nichts gibt, was ihr Überleben beeinträchtigen könnte", berichtet die passionierte Naturschützerin. Besucher kommen zwar auf die Insel Ulva, um den tagaktiven Kiwi zu sehen, aber für Ulva ist es die Energie des Ortes, die ihn so besonders macht.
Ulva bietet auf der Insel geführte Wanderungen an, die einen Fokus auf die Besonderheiten der Natur haben. Sie unterstützt damit den Ulva Island Charitable Trust, der zusammen mit dem Department of Conservation an der weiteren Renaturierung von Ulva Island arbeitet. Ihre proaktiven Naturschutzbemühungen haben zusammen mit den Bewohnern von Rakiura einen lebendigen, natürlichen Lebensraum geschaffen. Eine wichtige Rolle spielt auch Detector Gadget, ein Nagetierspürhund, der die Insel frei von eingeschleppten Schädlingen und Raubtieren hält.
Beitragsbild: Hicks Bay in der Horse Shoe Bay, Eastland (Nordinsel). Photo Credit: Tourism New Zealand | Tairawhiti