09. Juni 2021
Mitten in der Pandemie: Auckland ist die lebenswerteste Stadt
Im vergangenen Jahr pausierte die „Economist Intelligence Unit“ (EIU) ihre Rangliste der lebenswertesten Städte wegen der Pandemie. Doch dieses Jahr gibt es erneut einen Gewinner: Neuseelands größte Stadt Auckland steht ganz oben auf dem Treppchen. Den Sieg verdankt sie dem guten Covid-Management der neuseeländischen Regierung.
Die Pandemie hat die gesamte Rangliste der „Economist Intelligence Unit“ (EIU) auf den Kopf gestellt. Vor allem europäische und kanadische Städte rutschten aufgrund der zahlreichen Ausgangssperren und Restriktionen deutlich ab. In der aktuellen Rangliste dominieren neuseeländische und australische Städte, wo – dank schneller Reaktionen der Regierungen – weitestgehend ein normales Leben herrschte. In den Top-Zehn-Städten sind acht Städte aus dem asiatisch-pazifischen Raum – neben Auckland sind dies Osaka, Adelaide, Wellington, Tokio, Perth, Melbourne und Brisbane.
Europäische und kanadische Städte fielen aufgrund der Restriktionen, die das Virusmanagement mit sich brachte, in der Rangliste deutlich zurück. Wien, das bisher die lebenswerteste Stadt der Welt war, sackte auf den zwölften Platz ab. Nur die Schweizer Metropolen Zürich (7) und Genf (8) konnten sich noch Top-Plätze sichern.
Erfolgreiche Corona-Bilanz in Neuseeland
Auckland landete vor allem deswegen auf Platz eins, weil die neuseeländische Regierung besonders erfolgreich bei der Eindämmung der Covid-19-Pandemie war. Die Corona-Bilanz der knapp fünf Millionen Neuseeländer lautet: Knapp 2700 Infektionen und 26 Tote seit Beginn der Pandemie. Auch bei einer Analyse der australischen Denkfabrik Lowy-Institut in Sydney schnitt Neuseeland deswegen schon mit Topnoten ab – als das Land, das bisher am besten mit der Pandemie umgegangen ist.
Die neuseeländische Strategie bestand aus mehreren Elementen: Grenzkontrollen, ein Quarantänesystem, um den „Import“ von Covid-19 zu verhindern, eine Ausgangssperre gepaart mit einem strengen Abstandsgebot, um die Übertragung des Virus innerhalb der Gesellschaft zu stoppen, stringente Tests und flächendeckende Kontaktverfolgung – ein System, das beispielsweise auch in Australien erfolgreich umgesetzt wird.
Offene Schulen, Restaurants und Theater
Insgesamt verbrachten die Neuseeländer sieben Wochen zu Hause – danach kehrten sie weitestgehend in die Normalität zurück: Offene Schulen und Universitäten, volle Restaurants, Cafés und Bars und selbst Theatervorstellungen, Konzerte und Sportveranstaltungen finden seit Monaten wieder in dem Pazifikstaat statt. „Neuseelands harte Ausgangssperre ermöglichte es der Gesellschaft, sich wieder zu öffnen und verhalf den Bürgern von Städten wie Auckland und Wellington dazu, einen Lebensstil zu genießen, der dem Leben vor der Pandemie ähnelte“, hieß es in einer Erklärung der EIU. Die neuseeländische Hauptstadt Wellington landete deswegen auf einem erfolgreichen vierten Platz – vor zwei Jahren rangierte die Stadt noch an 15. Stelle. Aucklands Bürgermeister Phil Goff schrieb in einem Facebook-Post, dass die Neuseeländer Normalheit genossen hätten, während die Pandemie um sie herum gewütet habe. Dazu gehörten vor allem „die einfachen Dinge des Lebens“, so Goff, wie sich mit Freunden und Familie zu treffen, ohne dabei Angst haben zu müssen, sich mit Covid-19 anzustecken.
Vom weitestgehend normalen Alltag während der Pandemie profitierten auch die australischen Metropolen Adelaide, Perth und Brisbane, die allesamt auf der Gewinnerliste stehen. Sydney schaffte es immerhin auf Platz elf. Melbournes achter Platz, den sich die Stadt mit Genf teilt, ist in gewisser Weise aber eine Niederlage für die Melbournians, die die Rangliste über Jahre hinweg angeführt haben. Doch Melbourne verbrachte nach dem allgemeinen Lockdown im April und Mai 2020 auch fast den gesamten Winter auf der Südhalbkugel mit einer strengen Ausgangssperre, nachdem ein erneuter Coronaausbruch die Stadt in die Knie zwang. Auch momentan ist die Stadt – voraussichtlich bis Ende dieser Woche – erneut im Lockdown.
Hamburg war der größte Verlierer
Der größte Gewinner im diesjährigen Index ist allerdings Honolulu. Die hawaiianische Stadt stieg um 46 Plätze auf den 14. Platz, nachdem sie die Pandemie gut im Griff hatte und ein Impfprogramm erfolgreich umgesetzt wurde. Honolulu ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr die Pandemie die bisher eher gut vorhersehbare Rangliste auf den Kopf gestellt hat. So stürzten viele Städte, die bisher als einige der lebenswertesten galten, ab, nachdem die Pandemie die Lebensqualität deutlich einschränkte und das Gesundheitssystem erheblich belastete. Der größte Verlierer war dabei Hamburg, das um 34 Plätze auf Platz 47 zurückfiel. Auch Frankfurt und Düsseldorf rutschten deutlich ab.
Wenig veränderte sich im Schlussfeld der Rangliste: Die syrische Hauptstadt Damaskus bleibt die am wenigsten lebenswerte Stadt der Welt, da die Auswirkungen des Bürgerkriegs in Syrien weiterhin ihren Tribut fordern. Das Schlusslicht bildeten zudem die nigerianische Hauptstadt Lagos, Port Moresby in Papua-Neuguinea und Dhaka, die Hauptstadt von Bangladesch.
Die Top Ten:
- Auckland (Neuseeland)
- Osaka (Japan)
- Adelaide (Australien)
- Wellington (Neuseeland)
- Tokio (Japan)
- Perth (Australien)
- Zürich (Schweiz)
- Genf (Schweiz)
- Melbourne (Australien)
- Brisbane (Australien)
Text: Barbara Barkhausen, Sydney. Beitragsbild: Bernd Hildebrandt auf Pixabay