21. September 2022
Neuseeland: Erhöhte Warnstufe am Supervulkan Taupō
Neuseelands geologische Agentur hat die Warnstufe für den Supervulkan des Landes erhöht. Bei dem Vulkan Taupō, der sich unterhalb des größten gleichnamigen Sees des Landes befindet, wurden fast 700 kleinere Erdbeben gemessen.
Der Taupō hat die Nordinsel Neuseelands in den vergangenen Jahrtausenden gravierend verändert: Die letzte Explosion vor etwa 1800 Jahren hat den größten Ausbruch der Erde in den letzten 5000 Jahren verursacht, zu einer „Super-Explosion“ kam es zum letzten Mal vor rund 25.000 Jahren. Dieser Ausbruch soll Teile der Nordinsel vollständig verändert haben. Die Eruption war die vermutlich stärkste, die die Erde in den letzten 70.000 Jahren erschüttert hat.
Ein Supervulkan wie der Taupō hat eine extrem große Magmakammer. Bei einem Ausbruch kann es deswegen zu einer sogenannten „Super-Explosion“ kommen. Vergleichbares könnte auch in anderen Teilen der Welt passieren – beim indonesischen Vulkan Toba, im Yellowstone-Nationalpark in den USA und in den Phlegräischen Feldern nördlich von Neapel.
Ausbruch auf jeder Stufe möglich
Der Vulkan unter dem See Taupō auf der Nordinsel Neuseelands war in den vergangenen Jahren relativ ruhig gewesen, doch nun haben die Forscher der geologischen Agentur Geonet in den vergangenen Wochen und Monaten fast 700 kleine Erdbeben gemessen. Die Wissenschaftler haben die Warnstufe für einen Ausbruch deswegen von 0 auf 1 angehoben. Das neuseeländische Vulkanwarnsystem basiert auf sechs eskalierenden Stufen, doch Geonet weist darauf hin, dass ein Ausbruch auf jeder Stufe möglich ist.
Beim letzten Ausbruch des Taupō um das Jahr 230 hatte der Vulkan große Mengen an Material in die Atmosphäre gespuckt und ein großes Gebiet der Nordinsel verwüstet. Dies war jedoch noch vor der Besiedlung Neuseelands durch den Menschen gewesen – Tote oder Verletzte dürfte es demnach wohl nicht gegeben haben. Neuseeland hat eine kürzere Menschheitsgeschichte als jedes andere Land der Erde. Obwohl das Datum der ersten Besiedlung umstritten ist, so geht man nach heutigem Verständnis davon aus, dass die ersten Menschen zwischen 1250 und 1300 n. Chr. ins heutige Neuseeland kamen und aus Ostpolynesien stammten. Den Europäern wurde erst 1642 bewusst, dass das Land existierte.
„Vulkanische Unruhen“
Laut Geonet ist dies das erste Mal, dass die Warnstufe auf 1 angehoben wurde. Es ist aber nicht die erste vulkanische Aktivität in Taupō. In den letzten 150 Jahren gab es 17 unterschiedliche Episoden. „Einige davon waren schwerwiegender als das, was wir derzeit in Taupō beobachten“, schrieben die Forscher. „Keine dieser Episoden oder der vielen anderen, die sich über die letzten 1800 Jahre hinweg ereigneten, (...) endete mit einem Ausbruch“, heißt es weiter.
Die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs bleibe weiter sehr gering, doch die Erdbeben und Verformungen des Untergrunds könnten noch Wochen oder Monate andauern, meinten die Forscher. „Vulkanische Unruhen“ – wie die Wissenschaft solche Aktivitäten nennt – treten dann auf, wenn sich Magma oder magmaerhitztes heißes Wasser und Dampf seinen Weg durch den Boden unter einem Vulkan bahnen und Erdbeben, Bodenverschiebungen und Veränderungen in hydrothermalen Systemen hervorrufen.
In der geologisch aktivsten Zone der Erde
Die meisten aktiven Vulkane Neuseelands sind Teil desselben Vulkangebietes – der sogenannten Taupō Volcanic Zone (TVZ). Diese beginnt südwestlich von White Island/Whakaari in der Bay of Plenty und erstreckt sich bis zum Vulkan Ruapehu auf der neuseeländischen Nordinsel. Ein heftiger Ausbruch ereignete sich in dieser Zone zuletzt 2019: Damals explodierte der Vulkan auf White Island. 22 Menschen kamen bei der Eruption ums Leben, nachdem gerade eine Reisegruppe von einem Kreuzfahrtschiff an Land war. 25 weitere Menschen wurden teils schwer verletzt. Bei einem Vulkanausbruch ist die Gefahr groß, an Verbrennungen oder Atemwegsverletzungen zu sterben oder von Gesteinsstücken erschlagen zu werden.
Ein australischer Vulkanologe bezeichnete White Island im Gespräch mit lokalen Medien im Nachhinein als eine „Katastrophe, auf die man warten konnte“. Ray Cas von der Monash University in Melbourne sagte, er habe die Insel zweimal besucht und immer gedacht, dass es zu gefährlich sei, tägliche Reisegruppen zuzulassen (letzteres ist inzwischen nicht mehr erlaubt).
Neuseeland ist anfällig für Vulkanausbrüche und Erdbeben. Das Land befindet sich in der geologisch aktivsten Zone der Erde – dem Pazifischen Feuerring. Hier treffen mehrere Kontinentalplatten aufeinander, die immer wieder die Erdkruste in Bewegung halten.
Barbara Barkhausen, Sydney
Beitragsbild: Lake Taupō. Foto: Krzysztof Golik, Wikimedia | Creative Commons, CC-BY-SA 4.0