Neuseeland: Great Walks feiern 30. Geburtstag

29. April 2022

Neuseeland: Great Walks feiern 30. Geburtstag

Neuseeland verfügt über viele tausende Kilometer an fantastischen Wanderwegen. Die Besten der Besten sind die neun Great Walks, mehrtägige Wanderabenteuer durch die atemberaubendsten Landschaften und zu den einzigartigsten Naturwundern des Landes. In diesem Jahr, am 26. April, feiern die beliebten mehrtätigen Wanderungen des neuseeländischen Department of Conservation (DOC) 30-jähriges Jubiläum. Grund genug sich einige der Wanderwege näher anzusehen.

Im Jahr 1992 wurden die Great Walks vom DOC ins Leben gerufen, um die wertvollen Ökosysteme, durch die die Wege führen, zu schützen. Das DOC hält die Wege instand und stellt sicher, dass sie leicht zu begehen sind. Zum Schutz der Natur wurden besondere Maßnahmen eingeführt: So wird die Zahl der Wanderer durch ein Buchungssystem begrenzt und es gibt Vorschriften für das freie Campen entlang der Wanderwege. Des Weiteren wurden die Bemühungen zur Wiederherstellung der Artenvielfalt entlang dieser Wanderwege in Zusammenarbeit mit iwi-Stämmen, Gemeindegruppen und Unternehmen verstärkt. Durch diese Arbeit konnten bereits Erfolge erzielt werden, wie zum Beispiel die Rettung der neuseeländischen Takahe, eine flugunfähige Vogelart, auf dem Heaphy Track.

Die Möglichkeiten einen Great Walk zu erleben sind vielfältig: Besucher können wandern gehen, laufen, Fahrrad fahren oder paddeln; campen oder in einer Hütte übernachten; die gesamte Strecke oder nur einen Teil davon zurücklegen; an geführten Touren teilnehmen oder auf eigener Faust unterwegs sein – nach jedem Geschmack und Leistungsniveau lässt sich dieses Abenteuer planen. Alle Wanderungen sind von größeren Städten aus zu erreichen, die zahlreiche Unterkunfts-, Transport- und Verpflegungsmöglichkeiten bieten.

Whanganui Journey (Nordinsel)

Whanganui Journey. Foto: Tourism New Zealand | Loic Lassueur
Whanganui Journey. Foto: Tourism New Zealand | Loic Lassueur

Ein "Spaziergang" auf dem Whanganui River: Ein unvergessliches, spirituelles Abenteuer im Kajak oder Kanu, bei dem Besucher durch gewaltige Schluchten und üppige Wälder paddeln. Auch wenn kein Abschnitt der Route zu Fuß zurückgelegt wird, zählt diese zu den Great Walks. Eine Fahrt auf dem Whanganui River ist entweder 87 km oder 145 km lang und dauert zwischen 3 und 5 Tagen an. Für Reisende, die mit Freunden unterwegs sind, eignet sich eine geführte Tour als Gruppenreise, da der breite Fluss die Möglichkeit bietet, nebeneinander zu paddeln.

Eine Fahrt auf dem Whanganui River sorgt für Verbundenheit mit der Natur sowie mit der Kultur der Ureinwohner. Denn der Whanganui River hat für die Māori eine große Bedeutung, da sie ihn als Vorfahren und damit als Lebewesen sehen. Zum Schutz des Flusses hat das neuseeländische Parlament dem Fluss den Status einer juristischen Person verliehen. Auch entlang des Flusses erleben Besucher viele Orte von kultureller Bedeutung. Ein Höhepunkt der Tour ist die Möglichkeit, eine Nacht in der einstigen Māori-Siedlung Tieke Kainga zu verbringen. Dabei erlebt man die Gastfreundschaft der Māori hautnah und kann etwas über traditionelle Bräuche und Traditionen lernen. Es ist wichtig, dass alle Gäste das Tikanga – besondere Verhaltensregeln – respektieren. Zum Beispiel dürfen sich Gäste nicht auf die Tische setzen, nicht rauchen und keinen Alkohol trinken. In der Abenddämmerung kann es schon einmal passieren, dass Neuseelands einziges einheimisches Säugetier, die Kurz- und Langschwanzfledermaus, herumflattert.

Wer diese kulturelle und einzigartige Route erleben möchte, sollte schwimmen können. Für Personen, die sich im Umgang mit Kanus oder Wasser nicht sicher fühlen oder auch für diejenigen, die allein reisen, kann eine geführte Tour eine gute Option sein. Owhango Adventures und Whanganui River Canoes bieten beide unvergessliche Erlebnisse für diese Reise an.

Weitere Informationen zu dem Whanganui Journey finden Sie hier.

Kepler Track (Südinsel)

Sonnenuntergang an der Luxmore Hut. Foto Tourism New Zealand
Sonnenuntergang an der Luxmore Hut. Foto Tourism New Zealand

Der Kepler Track wurde entwickelt, um die schönsten Seiten von Fiordland zu zeigen – hohe Berge, einheimische Wälder, herabstürzende Wasserfälle, riesige von Gletschern ausgehöhlte Täler, fruchtbare Flussebenen, Kalkstein-Formationen sowie eine vielfältige Vogelwelt. Wer den Kepler Track wandert, kann alle Highlights sehen, die diese besondere Ecke der Welt ausmachen. Mit einer Länge von 60 km dauert es ungefähr 3 bis 4 Tage, um den Wanderweg vollständig zu erleben. Der Weg eignet sich für ein mittleres Leistungsniveau.

Für diejenigen, die Neuseelands Vogelwelt bestaunen wollen, ist der Kepler Track am besten geeignet. Auf dem Weg lassen sich unter anderem Schmuckvögel, Meisen, graue Grasmücken, Fächerschwänze und Buchfinken entdecken. Außerdem können Wanderer die Keas, die einzigen Bergpapageien der Welt, mit etwas Glück oberhalb der Baumgrenze entdecken. Keas sind niedliche, aber auch neugierige und intelligente Tiere, die sich nicht davor scheuen, ahnungslosen Wanderern Lebensmittel und andere Dinge wie Socken und Sonnenbrillen zu stibitzen.

Vor dem Start dieser Wanderung sollten Wanderer sich mit der Wettervorhersage vertraut machen. Die Strecke liegt in großer Höhe und ist für regelmäßige Schneefälle und wechselhafte Bedingungen bekannt. Bei Unsicherheit kann sich auch an das örtliche Team des Department of Conservation gewendet werden. Dementsprechend ist es auch wichtig, genügend warme Kleidung und Essen einzupacken. Der Anbieter Trips and Tramps bietet des Weiteren geführte Wanderungen auf dem Track an, bei dem Wanderer ohne vorherige aufwendige Planung in Ruhe mit einem erfahrenen Tour-Guide die Natur genießen und ein Abenteuer erleben können.

Weitere Infos zu dem Kepler Track finden Sie hier.

Heaphy Track (Südinsel)

Wandern auf dem Heaphy Track im Kahurangi National Park. Foto: Tourism New Zealand
Wandern auf dem Heaphy Track im Kahurangi National Park. Foto: Tourism New Zealand

Die Route des Heaphy Tracks führt über buschige Wiesen zu üppigen Wäldern, durch Nikau-Palmen und weiter zur Westküste Neuseelands. Einst wurde der Wanderweg von den Māori genutzt, um an der Westküste Pounamu (Jadestein) zu suchen. Der Heaphy Track ist 78,4 km lang und mittelschwer. Eine Wanderung auf der Strecke dauert 4 bis 6 Tage an.

Dieser Wanderweg ist ideal für die Beobachtung der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt sowie für das Bestaunen der Felsen. Mit 500 Millionen Jahren gehören die Felsen am Heaphy Track zu den Ältesten Neuseelands. Mit etwas Glück können Besucher sogar einen Kiwi sehen oder hören. Der Heaphy Track liegt inmitten des Kahurangi-Nationalparks. Dieser beherbergt die Hälfte von Neuseelands 40 Arten fleischfressender Landschnecken, darunter auch die größte fleischfressende Schnecke der Welt, Powelliphanta, die so groß wie eine menschliche Faust wird.

Da es auf der Strecke stark regnen kann, sollten Wanderer wasserdichte Kleidung mitnehmen und auf ansteigende Bäche und Flüsse achten. Besucher können sich vor dem Start beim örtlichen Department of Conservation nach den Bedingungen erkundigen. Zwischen Mai und November ist die Strecke auch für Mountainbiker freigegeben. Daher sollte auf die Mountainbiker Acht gegeben werden, auch wenn diese den Wanderern Vorfahrt gewähren müssen.

Weitere Informationen zu dem Heaphy Track finden Sie hier.

Routeburn Track (Südinsel)

Am Lake Harris. Foto: Tourism New Zealand
Am Lake Harris. Foto: Tourism New Zealand

Der Routeburn Track ist zwar einer der kürzeren der Great Walks, bietet aber eine der eindrucksvollsten Landschaften. Der Wanderweg verbindet den Mount Aspiring National Park mit dem Fiordland National Park und bietet mit seinen hohen Berggipfeln, riesigen Tälern, Wasserfällen und funkelnden Seen das Beste aus beiden Welten. Der Routeburn Track ist 33 km lang und die Dauer der Wanderung beträgt 2 bis 4 Tage.

Die Wanderstrecke ist mit ihren steilen und felsigen Abschnitten anspruchsvoll. Der höchste Punkt des Wanderweges befindet sich auf 1.255 m über dem Meeresspiegel – es handelt sich somit fast mehr um Bergsteigen als um eine Wanderung. Besucher, die diesen Weg trotzdem auf sich nehmen, werden mit unvergesslichen Ausblicken auf die weitläufige Landschaft belohnt. Die Earland Falls sind mit 174 m einer der beeindruckenden Wasserfälle in Fiordland. Auf dem Wanderweg können die Besucher die einheimische Vogelwelt beobachten und die Strecke laufen, die einst die Māori wanderten, um Pounamu (Jade/Grünstein) zu suchen.

Entlang des Weges gibt es steil abfallende Abschnitte und das Wetter kann sich schnell ändern. Deshalb es wichtig, auf alle Unannehmlichkeiten vorbereitet zu sein. Ultimate Hikes bietet geführte Wanderungen auf dieser Strecke an, bei denen Mahlzeiten bereitgestellt werden und für die Unterbringung in privaten Lodges gesorgt wird. 

Weitere Informationen zu dem Routeburn Track finden Sie hier.

Milford Track (Südinsel)

Die Sutherland Falls. Foto Ultimate Hikes | Tourism New Zealand
Die Sutherland Falls. Foto Ultimate Hikes | Tourism New Zealand

Der berühmteste Wanderweg, der Milford Track, gilt als "schönster Wanderweg der Welt" und begeistert Wanderer seit mehr als 150 Jahren. Diese historische Route ist so beeindruckend, dass der berühmte britische Schriftsteller Rudyard Kipling den Wanderweg als "achtes Weltwunder" bezeichnete. Der Milford Track ist 53,5 km lang, mittelschwer und die Wanderung dauert 4 Tage. Die Strecke wird immer von Süden nach Norden begangen, um Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Camping ist nicht gestattet, aber auf der Strecke gibt es drei öffentliche Hütten und drei private Lodges.

Bei der Wanderung des Milford Tracks ist es den Besuchern möglich, Neuseelands Natur auf unvergessliche Art und Weise zu erleben. Zwei Highlights auf der Wanderstrecke sind der MacKinnon Pass, der sich 1.154 m über dem Meeresspiegel befindet und die 580 m hohen Sutherland Falls. Ebenfalls können Besucher auf dem Milford Track die seltene, vom Aussterben bedrohte Art der Blauen Ente beobachten, die nur in Neuseeland vorkommt.

Da es sich um einen der beliebtesten Great Walks des Landes handelt, sind die Hütten in Spitzenzeiten schnell ausgebucht. Außerdem ist der Wanderweg teilweise steil, rutschig, schlammig und schwer zu bewältigen, sodass die Strecke nicht für alle Leistungsniveaus geeignet ist. Es gibt eine Reihe von Angeboten für geführte Wanderungen, darunter Ultimate Hikes und Trips and Tramps. So können sich Wanderer ganz auf die Schönheit der Landschaft konzentrieren. 

Weitere Informationen zu dem Milford Track finden Sie hier.

Beitragsbild: Routeburn Track. Foto: Stewart Nimmo | Tourism New Zealand