Neuseeland: Grenzöffnung für Touristen ab April

24. November 2021

Neuseeland: Grenzöffnung für Touristen ab April

Neuseeland hat sich während der Pandemie fast komplett abgeschottet. Nachdem ein Großteil der Bevölkerung inzwischen geimpft ist, will sich das Land im neuen Jahr nun wieder für den Rest der Welt öffnen. Geimpfte Urlauber dürfen ab Ende April wieder in den pazifischen Inselstaat einreisen. Es gibt jedoch einen Haken: eine siebentägige private Isolation.

Geschlossene Grenzen, ein Quarantänesystem und strenge Lockdowns bestimmten Neuseelands Pandemiemanagement seit März 2020. Diese Maßnahmen erlaubten den Neuseeländern über lange Zeit hinweg ein fast normales Leben – wenn auch ein Leben in der „Blase“, abgeschottet vom Rest der Welt.

Die neuseeländische Regierung zögerte lange Zeit, konkrete Daten zu nennen, ab wann sich das Land wieder für den Rest der Welt öffnen werde: Doch nachdem die Impfkampagne inzwischen mit großen Schritten voranschreitet, hat die Regierung am Mittwoch nun doch endlich konkrete Aussagen gemacht: So will der Inselstaat ab dem 30. April 2022 wieder geimpfte ausländische Besucher empfangen. Damit wird Neuseeland dann nach über zwei Jahren erstmals wieder Urlauber und Geschäftsreisende aus anderen Ländern ins Land lassen.

Sieben Tage Isolation

Auch für Neuseeländer und Menschen mit permanenter Aufenthaltsgenehmigung soll es ab dem neuen Jahr Erleichterungen geben. Sie werden ab Mitte Februar wieder von überall in der Welt einreisen dürfen, ohne eine Woche in einer staatlich organisierten Quarantäne (plus drei Tage Isolation zu Hause) verbringen zu müssen. Aus Australien wird dies bereits ab Mitte Januar möglich sein. Einzige Voraussetzung: Eine vollständige Covid-19-Impfung. Wer nicht geimpft ist oder aus einem Hochrisikoland einreist, wird weiterhin auf die teuren Quarantäneprogramme der Regierung zurückgreifen müssen.

Einen Haken hat das neueste „Angebot” der neuseeländischen Regierung aber auch für geimpfte Reisende: So müssen sie sich auch weiterhin für sieben Tage isolieren, bevor sie sich frei im Land bewegen dürfen – nur muss dies nicht mehr in der staatlich organisierten Quarantäne passieren, sondern kann in einem Privathaus oder einem Hotelzimmer stattfinden. Zudem braucht es einen negativen Covid-Test vor der Abreise, einen weiteren bei der Ankunft sowie einen dritten am Ende der siebentägigen Isolationszeit.

Weitere Informationen zu den Terminen und Reisebedingungen hat die neuseeländische Regierung auf ihrer Website veröffentlicht: https://covid19.govt.nz/alert-levels-and-updates/latest-updates/reconnecting-new-zealand-the-next-steps/ 

„Für viele Menschen hart“

Letzteres mag sich erneut nach strengen Regelungen anhören, doch genau diese haben das Land in den vergangenen eineinhalb Jahren die Pandemie deutlich besser überstehen lassen als die meisten anderen Länder. Knapp über 10.000 Covid-19-Infektionen und 40 Tote beklagt der Inselstaat bisher und das obwohl ein Ausbruch der Delta-Variante im August das Land nochmal zurückwarf. Vor allem die Menschen in der größten neuseeländischen Stadt Auckland mussten über mehrere Monate hinweg mit strengen Restriktionen leben, die erst ab Mitte Dezember wieder gelockert werden sollen.

„Die Schließung unserer Grenze war einer der ersten Schritte, die wir unternommen haben, um unser Land vor Covid-19 zu schützen“, sagte der neuseeländische Minister Chris Hipkins, der extra für die Pandemiebekämpfung abgestellt ist. Sie werde nun eines der letzten Dinge sein, die wieder rückgängig gemacht werden. Gleichzeitig gestand der Minister aber auch ein, wie „hart“ diese Grenzbeschränkungen für viele Menschen waren. Angesichts der reduzierten und teuren Flüge und der begrenzten Quarantäneplätze hatten viele Neuseeländer Probleme, aus dem Ausland in ihre Heimat zurückzukehren.

Impfmandate sicherten den Erfolg

Dass Neuseeland nun wieder eine stufenweise Öffnung erlaubt, hängt mit der inzwischen erfolgreichen Impfkampagne des Landes zusammen. Nachdem der Inselstaat relativ spät und anfangs eher gemächlich impfte, hat der Ausbruch der Delta-Variante den Menschen nun die Dringlichkeit der Impfung vor Augen gehalten. Inzwischen haben über 90 Prozent der berechtigten 4,21 Millionen Neuseeländer ab zwölf Jahren die Erstimpfung erhalten, fast 84 Prozent sind doppelt geimpft.

Letzteres hat das Land auch dadurch erreicht, indem die Regierung für verschiedene Bereiche ein Impfmandat ausgerufen hat. So müssen beispielsweise Angestellte, die in Geschäften arbeiten, in denen Kunden ihre Impfzertifikate vorzeigen müssen, selbst ebenfalls geimpft sein, wenn sie ihren Job nicht verlieren wollen. Betroffen ist davon vor allem das Gastgewerbe, aber auch Angestellte in Fitnessstudios oder Friseursalons müssen sich impfen lassen. Zuvor hatte die Regierung bereits angeordnet, dass Arbeitnehmer im Gesundheitswesen geimpft sein müssen. Die Regelung gilt nur nicht für Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. Sobald 90 Prozent der berechtigten Neuseeländer doppelt geimpft sind, will die Regierung auf Lockdowns möglichst verzichten und zu einer Strategie „der Minimierung und des Schutzes“ übergehen. Dafür soll ein Ampelsystem eingeführt werden, das auf die Anzahl der Infektionen und die Belastung des Gesundheitssystems reagiert.

Jacinda Arderns Beliebtheit gerät ins Wanken

Das strikte Covid-Management der neuseeländischen Regierung, das im Ausland teilweise für Kritik sorgte, wurde von der einheimischen Bevölkerung über lange Zeit unterstützt. Premierministerin Jacinda Ardern konnte bei der letzten Wahl im Oktober 2020 einen Erdrutschsieg für ihre Labour Partei verbuchen. Doch seit dem Ausbruch der Delta-Variante im August, an der die No-Covid-Politik letztendlich scheiterte und die einen langen Lockdown in Auckland zur Folge hatte, regt sich deutlich mehr Kritik an der bisher sehr populären Politikerin. Die letzten Umfragen zeigten einen deutlichen Einbruch: So rutschte ihre Partei in drei unterschiedlichen Umfragen gleich um mehrere Prozentpunkte ab.

Jennifer Curtin, Politikprofessorin an der University of Auckland, hält diese Ergebnisse für ein „Produkt der Lockdown-Müdigkeit”, die sich angesichts der anhaltenden Pandemie und der Restriktionen eingeschlichen hat. „Dies hat dazu geführt, dass die Botschaft, die Ardern letztes Jahr verwendet hatte, nämlich dass wir alle als ‚Team von fünf Millionen‘ zusammenarbeiten, nicht mehr funktioniert“, meinte die Expertin.

Barbara Barkhausen, Sydney