30. März 2020
Zukunft der i-Sites in Neuseeland unsicher
Jeder Besucher in Neuseeland nutzt sie wenigstens einige Male auf seiner Reise: Die Tourist-Informationen mit dem großen grünen „i“ haben Tipps zu Wanderrouten und Informationen zum Wetter, vermitteln Unterkünfte und buchen Freizeitaktivitäten. Darüber hinaus kann man oft auch gleich Souvenirs für zu Hause kaufen und Postkarten an die Daheimgebliebenen schicken.
Die i-Sites sind bekannt und beliebt – und doch sind von den fast 80 Tourist-Informationen in Neuseeland in den vergangenen Jahren immer mehr geschlossen worden, darunter einige regionale Zentren. Der Grund sollen sinkende Besucherzahlen sein – und das, während die Zahl der Reisenden in Neuseeland jährlich zunimmt?
Wichtig zu wissen ist, dass die i-Sites nicht zentral vom neuseeländischen Staat unterstützt werden. Stattdessen finanzieren sie sich durch Buchungsgebühren, Verkäufe und aus Mitteln der einzelnen Distrikte.
Für die Tourismus-Industrie sind die i-Sites nach wie vor wichtig, vor allem weil sie der Besuchererfahrung eine persönliche Note geben.
Die Schließungen sind aber nicht nur hart für die Angestellten. Viele kleinere Tourismus-Anbieter haben ohne die i-Sites keine feste Repräsentanz mehr, da sie keine eigenen Einrichtungen mit Personal unterhalten können. Ihnen fehlt nun ein großer Teil des Marketings, das die i-Sites automatisch mit übernommen haben.
Besonders schlecht aufgestellt ist das Northland. Im Distrikt Kaipara im Norden Neuseelands gibt es seit zehn Jahren keine i-Site mehr, und das selbst finanzierte, von Freiwilligen geführte Besucherzentrum hat im August 2019 schließen müssen.
Das Verschwinden der i-Sites hat ernste Folgen für eine Region: Sie verschwindet damit von der touristischen Landkarte. Für Kaipara lässt sich das statistisch belegen. Im Vergleich zum Far North und Whangarei, die beide ebenfalls im Distrikt Northland liegen, verzeichnet die Region viel geringere Besucherzahlen.
Trotz des Booms von Queenstown und Wanaka kämpfen nun auch die i-Sites von Central Otago um ihre Existenz. WenigerGruppenbuchungen, leicht nachlassende internationale Besucherzahlen und die Zunahme von Onlinebuchungen sind die hauptsächlichen Gründe für ihre Probleme. Nachdem die Einnahmen im ersten Quartal 2019 um mehr als ein Drittel im Vergleich zu 2018 gesunken sind, wird ihre Tragfähigkeit derzeit geprüft.
Das Nachlassen der Besucher und der Buchungen spürt man allerdings in allen i-Sites in Neuseeland. Sollen die Tourist-Informationen deshalb nun alle schließen? Paul Yeo, verantwortlich für die neuseeländischen i-Sites, beruhigt: Zwar hätten in den letzten Jahren fünf oder sechs i-Sites geschlossen werden müssen, es wären aber auch neue eröffnet worden. Und die meisten Besucher würden ihre Reise zwar zuerst online buchen, aber im Verlauf ihrer Reise kämen sie dann doch meist in die i-Sites.
Trotzdem: Die i-Sites werden sich auf eine Veränderung einstellen müssen. Besucher wollen heutzutage mobilen Zugang zu Informationen, sie wünschen sich aber auch ein persönliches Gefühl. „Das Wichtigste für die Besucher: Sie wollen mit echten Menschen reden”, erklärt Paul Yeo.
i-Sites in den Innenstädten und an touristischen Hotspots laufen nach wie vor gut. Herausforderungen sehen sich vor allem die regionalen i-Sites gegenüber, die große Gebiete abdecken. Die erste Lektion: Ein und dasselbe Modell und standardisierte Prozesse funktionieren nicht im ganzen Land gleich gut.
Nachdem die i-Site von Ashburton schließen musste, dachte man im benachbarten Methven die Prozesse neu. Besucher zahlen nun eine Service-Gebühr von 5 NZD für ihre Beratungsleistung, was die i-Site gerettet hat.
Auch das wird sicherlich nicht in jeder i-Site funktionieren. Klar ist aber: Die Touristen schätzen und brauchen die i-Sites, die einen großen Beitrag zu Neuseelands Image als freundliches, hilfsbereites und leicht zu bereisendes Urlaubsland leisten.
(Jenny Menzel)