Arizona: Taliesin West - Scottsdales Weltkulturerbe

11. Februar 2021

Arizona: Taliesin West - Scottsdales Weltkulturerbe

Die Region um Scottsdale ist vor allem für ihre wunderschöne Flora und Fauna bekannt, jedoch auch für die lokale Architektur. Der berühmte Architekt Frank Lloyd Wright schuf hier 1937 ein architektonisches Meisterwerk, welches sogar als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde. Taliesin West war allerdings nicht nur Wrights Winterresidenz, sondern auch zugleich Architekturschule. Frank Lloyd Wrights Ideen und zahlreiche Werke seiner Schüler sind daher auch im gesamten Stadtbild von Scottsdale wiederzufinden.

Die Augenbrauen der Berge

Das Taliesin West in Scottsdale ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern gleichzeitig Rückzugsort und Schule des Stararchitekten gewesen, das heutzutage Besuchern einen persönlichen Einblick in sein Leben erlaubt. Der Künstler, der vor allem für den organischen Ansatz seiner Entwürfe bekannt ist, lebte bei der Gestaltung des Gebäudes seine Vorstellung von gelungener Architektur ungehemmt aus. So wird am Taliesin West Wrights Verständnis von organischer Architektur deutlich, die im Wechselspiel mit ihrer Umgebung steht. Nachdem er mehrere hundert Hektar Land in den damals ländlichen Ausläufen des Nordostens von Scottsdale gekauft hatte, begann Wright, sich eine Landschaft aus flachen Gebäuden vorzustellen, die die unglaubliche Weite der Wüste widerspiegeln sollte. Immer darauf bedacht, natürliche Materialien zu nutzen baute Wright Taliesin West größtenteils aus "Wüstenmauerwerk".

Taliesin West in der Dämmerung. Photo Credit: Taliesin West
Taliesin West in der Dämmerung. Photo Credit: Taliesin West

Hierbei handelt es sich um lokalen Fels in Holzformen, der durch eine Mischung aus Zement und Wüstensand gebunden wird. Durch diese Bauweise hoffte Wright so viel wie möglich von der Wüstenumgebung zu erhalten. Leinwanddächer tauchen die Innenräume des Gebäudes in warmes Licht, während Holzbalken aus Red-Wood den Räumen rote Akzente geben. Im Laufe der Jahre wurde der Komplex ständig verändert und erweitert. So gibt es noch heute ein Redaktionsstudio, Restaurants, drei Säle, eine Werkstatt, Wrights Büro und private Wohnräume sowie Rückzugsorte für Auszubildende und Mitarbeiter. Jedes Gebäude ist durch eine Reihe von Gehwegen, Terrassen, Pools und Gärten miteinander verbunden. Wright selbst entwarf alle Innenmöbel und Designelemente, von denen seine Auszubildenden die meisten selbst vor Ort herstellten. Bis zu seinem Tod im Jahr 1959 verbrachte er jeden Winter in seiner selbstgeschaffenen Heimat in Scottsdale.

„Taliesin“ ist übrigens Walisisch und bedeutet „strahlende Augenbrauen“. Aus der richtigen Perspektive wirkt das Bauwerk nämlich wie die Augenbrauen des hintergründigen Berges, fand der Stararchitekt, und nutzte dieses Detail zu seinen Gunsten. „Hügel und Haus sollten miteinander Leben, jedes freue sich für das andere“ – sagte Wright einst. Diese Hingabe an ein gelungenes Miteinander von Natur und Design steckt in jedem seiner Bauwerke. 2019 wurden acht von Wrights Hauptwerken vom Welterbekomitee offiziell in die Liste der UNESCO-Weltkulturerben aufgenommen, darunter auch das Taliesin West.         

Mit Zeichenblock, Charme und Melone

Frank Lloyd Wright. Photo Credit: Experience Scottsdale
  F. L. Wright. Credit: Experience Scottsdale

Er trug stets Anzug, Krawatte, häufig einen Hut und war immer perfekt gekleidet: Frank Lloyd Wright gehörte ohne Frage zu den schillerndsten Persönlichkeiten der damaligen Designerszene. Schon früh begeisterte sich der in Wisconsin aufgewachsene Architekt für ein enges Bündnis zwischen Architektur und Natur. So schuf er bis 1910 vornehmlich so genannte Prairie Houses, die sich – wie der Name schon sagt – nahtlos in die endlose Landschaft einfügen sollten. Im Laufe seiner 70-jährigen Karriere wurde Wright als einer der produktivsten, unorthodoxesten sowie umstrittensten Meister der Architektur des 20. Jahrhunderts gefeiert und schuf nicht weniger als zwölf der hundert wichtigsten Gebäude der USA dieses Jahrhunderts. Neben seiner Tätigkeit als Architekt und Schriftsteller war er auch als Kunsthändler und Sammler tätig und gründete außerdem mehrere Ateliers, um jungen Künstlern und Architekten sein Schaffen näher zu bringen und Wissen weiterzugeben. So auch in Scottsdale.

Auf den Spuren des Künstlers

Kein anderer prägte Arizonas und insbesondere Scottsdales architektonisches Erscheinungsbild so nachhaltig wie Wright. Abgesehen vom Taliesin West, kann man sich an anderen Orten in Scottsdale auf seine Spuren begeben: Eines der exklusivsten Resorts in Scottsdale, das Sanctuary on Camelback Mountain beispielsweise, genießt nicht nur einen hervorragenden Ruf, sondern lässt sich auch mit Frank Lloyd Wright in Verbindung bringen. Ursprünglich wurde das Gebäude nämlich unter dem Namen „Paradise Valley Racquet Club“ in den 1950er Jahren von Wrights Schützling Hiram Hudson Benedict entworfen. Mit seinen klaren Linien und dem minimalistischen Ansatz spiegelt das Resort die kosmopolitische, weltoffene Seite der Stadt wieder und gilt als Meilenstein in Scottsdales Resort-Architektur.

Auch beim Hotel Valley Ho, das den ganz besonderen Hollywood-Charme der 30er bis 50er Jahre bis heute versprüht, lässt sich der Einfluss des Star-Architekten wiedererkennen. Sein Lehrling Edward L. Varney entwarf den Kern der mittlerweile vollständig renovierten Anlage mit den ebenfalls typisch minimalistischen Elementen. Die Schauspielern Zsa Zsa Gabor war hier übrigens ein gern gesehener Stammgast!

Alle Architektur- und Design-Begeisterten sollten sich außerdem das Scottsdale Museum of Contemporary Art nicht entgehen lassen. Das von dem preisgekrönten Architekten Will Bruder umgestaltete ehemalige Kino mit seinen unverkennbaren klaren Formen befindet sich in Scottsdales beliebtem Viertel Old Town und verfügt über eine der weltweit größten Sammlungen zeitgenössischer Kunst, moderner Architektur und exklusiver Designexponate.  Ein weiteres künstlerisches Wahrzeichen Scottsdales ist der „Spire“: 38 Meter ragt der spiralförmige blaue Turm über Scottsdales Norden. Auch hier befinden sich Besucher auf den Spuren von Frank Lloyd Wright. Dieser hat den Turm nämlich entworfen – obwohl er nach seinem Tod deutlich anders umgesetzt wurde, als er ihn ursprünglich geplant hatte. Doch eines ist sicher: der Turm bleibt im Gedächtnis!