Long Island: Zeit zum Gruseln

05. Oktober 2022

Long Island: Zeit zum Gruseln

Long Island gilt als das Zuhause von Glanz und Glamour: Hier erholen sich Promis in pompösen Hamptons-Villen, die Superreichen treffen sich zum Shoppen und ausgelassenen Feiern und die High Society kommt zum Hummer essen und Champagner schlürfen zusammen. Doch wie so oft gibt es auch eine andere Seite: Die Insel vor den Toren New York Cities ist auch Hüter der so ein oder anderen gruseligen und geheimnisvollen Geschichte.

Die Legenden um Raynham Hall

Raynham Hall. Foto: Discover Long Island
Raynham Hall. Foto: Discover Long Island

Im Jahr 1738 wurde in Oyster Bay ein für die Region typisches Haus erbaut: Zwei Stockwerke, vier Zimmer, ein schöner Garten. Im Jahr 1851 wurde das Grundstück vom wohlhabenden Kaufmann Salomon Townsend erworben, dem es wohl nicht luxuriös genug war. Er ließ einen Anbau errichten, das Haus im viktorianischen Stil umgestalten, teure Tapeten anbringen und exklusive Möbelstücke anfertigen. Auch ein neuer Name musste her: Raynham Hall sollte das neue Anwesen heißen. Im Jahr 1941 war das Vermögen nicht mehr da, das Haus wurde nach reiflicher Überlegung der Familie an eine Ortsgruppe verkauft. Damals wurde ein Gärtner eingestellt, der im Erdgeschoss schlief und auf die Frage, wie er geschlafen habe, soll er vom Lärm der Bewohner im ersten Stockwerk berichtet haben. Diese gab es aber gar nicht – das Haus stand leer. Auch später sollen Leute noch mysteriöse Geräusche gehört haben, so dass sich nun eine Vielzahl von Spukgeschichten um das Haus ranken. Eine davon besagt, Sally Townsend, Salomons Tochter, soll nach Zurückweisungen eines Verehrers an gebrochenem Herzen im Haus verstorben sein. Heute ist Raynham Hall ein Museum mit spannender Ausstellung, welches definitiv einen Besuch wert ist. Wer seltsame Geräusche hört, sollte diesen unbedingt nachgehen – vielleicht trifft man ja auf den Geist von Sally oder Salomon Townsend?

Achtung, hier spukt es: Der Leuchtturm auf Fire Island

Fire Island Lighthouse. Foto: Discover Long Island
Fire Island Lighthouse. Foto: Discover Long Island

Der Leuchtturm von Fire Island ist ein echtes Wahrzeichen – im Jahr 1826 fertiggestellt war er das erste, was viele europäische Einwanderer von den USA sahen. Er ist nicht nur ein besonderer Teil Long Islands Geschichte, sondern auch ein schönes Ausflugsziel. Schwarz-weiß gestreift liegt er an der traumhaften Küste Long Islands inmitten idyllischer Natur. Oben angekommen, haben Besucher einen grandiosen Ausblick. Doch beim Hinaufsteigen der 182 Stufen berichtete bereits der ein oder andere Tourist, er habe seltsame Schritte und Schreie gehört. Der Legende nach stammen diese vom ehemaligen Leuchtturmwärter Nathaniel Smith, der Mitte des 18. Jahrhunderts gemeinsam mit seiner Frau und Tochter im Leuchtturm lebte. Mit Einbruch des Winters erkrankte Nathaniel Smiths Tochter schwer und weil Fire Island damals noch keine Brücke hatte, brauchten die Ärzte ganze drei Tage, um zum Leuchtturm zu kommen – zu spät für das kleine Mädchen, die an der schweren Erkältung starb. Der Trauer um die Tochter, ließ auch die Ehe der Smiths scheitern und so blieb Nathaniel Smith mit gebrochenem Herzen und alleine in seinem Leuchtturm zurück, in dem er wohl noch heute durch die Gegend spukt und verzweifelt auf Hilfe für seine geliebte Tochter wartet.

Dieser Lost Place hat es in sich: Das Pilgrim Psychiatric Center

In den letzten Jahren ein absoluter Trend: „Lost Places“, also verlassene Orte oder leerstehende Gebäude, sind zum Ziel vieler Abenteurer geworden. Sie werden nicht nur besucht, sondern auch fotografiert und gefilmt und gehen auf den verschiedenen Social Media Plattformen viral. Eines davon steht auf Long Island und schafft es in seiner Kategorie häufig unter die Top Ten: Das Pilgrim Psychiatric Center, welches früher unter dem Namen Pilgrim State Hospital bekannt war. Die Psychiatrie wurde im Jahr 1931 eröffnet und verzeichnete im Jahr 1954 bereits 13.875 Patienten – damit war sie die größte Psychiatrie der gesamten USA und auch stark überfüllt. Die Menschen vor Ort waren unter schrecklichen Bedingungen eingepfercht und schlimmen „Behandlungsmethoden“, wie der Lobotomie ausgesetzt. Die Psychiatrie wurde später stark verkleinert und einige Gebäude umfunktioniert oder geschlossen. Einige davon sind heute berühmte Lost Places. Wenn man sie besucht, sieht man noch immer diverse Foltergeräte, alte Rollstühle und OP-Säle.

Amityville – Mord in der Ocean Avenue

Er zählt zu den berühmtesten Horrorfilmen und wurde sogar für den Oscar und den Golden Globe nominiert: „The Amityville Horror“ füllte im Jahr 1979 die Kinos und ließ Zuschauer auf der ganzen Welt erschaudern. Es folgten sieben Fortsetzungen und eine Neuverfilmung im Jahr 2005. Warum all die Faszination? Weil die Geschichte im Kern auf einer wahren Begebenheit beruht, die sich nirgendwo anders als auf Long Island zutrug: Im Jahr 1974 lebte die siebenköpfige Familie DeFeo ein ruhiges Leben in ihrem schönen Haus in der Ocean Avenue im idyllischen Amityville an der Küste Long Islands. Bis zu dem Tag, an dem der älteste Sohn des Ehepaares DeFeo alle sechs Familienmitglieder im Schlaf erschoss. Das Verbrechen sorgte international für Aufsehen und führte dazu, dass das Haus im Anschluss viele Monate leer stand. Ende des Jahres 1975 kaufte dann Familie Lutz das Haus und erlebte eine Vielzahl seltsamer Ereignisse: Nach nur 28 Tagen zogen sie wieder aus, denn sie waren sich sicher: Hier spukt es!

Reid´s Ice Ceam Factory – diese Geschichte ist kein Zuckerschlecken

Anfang des 20. Jahrhunderts sorgte Reid´s Ice Cream Factory in Blue Point auf Long Island für viel Freude bei Groß und Klein, bis es in den 1920er Jahren zur Schließung kam. Von da an stand das Gebäude leer und obwohl es im Jahr 2003 zum Abriss kam, werden die Mythen und Geschichten um die alte Eisfabrik weiter fleißig erzählt. Die erste davon soll sich in den 1970er Jahren ereignet haben: Ein kleiner Junge spielte im verlassenen Fabrikgebäude und kletterte zu hoch – er rutschte aus und stürzte in den Tod. Im Anschluss sollen viele Menschen ihn noch dort haben toben und spielen hören. Ein engagiertes Abrissteam legte sogar seine Arbeit nieder, weil es gehört haben wollte, wie der Junge durch die Gänge lief und dabei die Türen auf- und zuschlug. Die zweite Geschichte, soll sich in den 1950er Jahren ereignet haben und berichtet, dass eine junge und schöne Frau namens Linda sich in der Fabrik mit einem Verehrer traf – das Date schien nicht gut gelaufen zu sein und Linda wurde ermordet. Über die Frage, mit wem Linda sich getroffen haben soll und warum es zum Streit kam, kursieren in Blue Point zahlreiche verschiedene Geschichten.

Beitragsbild: Fire Island Lighthouse. Foto: Sean Mills