12. April 2021
Pittsburgh: Pionier in Sachen Nachhaltigkeit
Wie Pittsburgh „grün“ wurde und neue Standards für die Zukunft setzt
In den letzten 50 Jahren hat Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania die außergewöhnlichste urbane Umwelttransformation der modernen Geschichte erlebt. Geprägt durch Einwanderer und Stahlmagnaten, hat sich die Stadt zum Vorreiter für umweltbewusste Technologien sowie nachhaltiges und „grünes“ Bauen gemausert und macht nebenher mit ambitionierten Plänen zum Ausbau der Rad-Infrastruktur Schlagzeilen. Auch internationale Besucher können Teile dieser „Umwelt-Renaissance“ vor Ort erleben, im Botanischen Garten, in hippen und zugleich historischen Hotels oder neu entstehenden Unterhaltungsflächen entlang der renaturierten Flussufer.
Ein Botanischer Garten heimst Preise für grüne Architektur ein
Der nach ihm benannte Botanische Garten der Stadt Pittsburgh, wurde vom Philanthropen Henry W. Phipps gestiftet, der sich wünschte „etwas zu errichten, das sich als Quelle der Bildung wie auch des Vergnügens für Menschen erweisen würde“. 1893 wurde das aus neun Ausstellungsräumen bestehende gläserne Gewächshaus eröffnet. 125 Jahre später sind die Phipps Conservatory & Botanical Gardens nicht nur bei Einheimischen und Touristen sehr beliebt, sondern auch für Umweltforschungsprojekte weltweit bekannt. Neue Gebäude auf dem Campus werden nach strikten Nachhaltigkeitskriterien erbaut – wie zum Beispiel das Center for Sustainable Landscapes (CSL) aus dem Jahr 2012, welches auch das einzige Gebäude weltweit ist, das gleich fünf der Zertifizierungen für „grünes“ Bauen erhalten hat (Living Building Challenge, LEED® Platin, WELL Platin, SITES Platin und BREEAM Outstanding in Use). Ende 2020 ging der renommierte „Governors Award for Environmental Excellence“ des Pennsylvania Umweltschutzministeriums an Phipps – für den Komplex nachhaltiger Gebäude, welcher neben genannten CSL auch das Nature Lab und das Exhibit Staging Center auf dem Phipps Campus beinhaltet. Das CSL selbst heimste im März 2021 noch den BREEAM Award in der Commercial-in-use-Kategorie ein.
Wie gute Unis und krumme Straßenführung für technologischen Fortschritt sorgen
Die Universitäten der Region sind eine wichtige Kraft bei der Kommerzialisierung neuer Technologien und der Gründung von Startup-Unternehmen. Pittsburghs Universitäten spielen auch eine Rolle bei der Ansiedlung globaler Technologieunternehmen, wobei das Robotics Institute der Carnegie Mellon University an der Spitze der Bewegung für künstliche Intelligenz und deren Forschungsdurchbrüche steht. Informationstechnologien und Robotik sind die aktivsten Sektoren und haben in Pittsburgh schon mehr als 2.400 Arbeitsplätze geschaffen. Zu den Unternehmen mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen (F&E) in der Region gehören: Apple, AutoDesk, Bosch, Disney, Facebook, IBM, Intel, Microsoft und Uber. Und warum werden zuerst in Pittsburgh selbstfahrende Autos getestet? Die hügelige Topographie der Stadt, immer wieder unterbrochen von den drei Flüssen schafft – im Gegensatz zu den meisten anderen US-Städten – unzählige krumme Straßen sowie ungewöhnliche Steigungen und Biegungen, welche die Ingenieure auf jede erdenkliche Straßenführung vorbereiten.
Schon zubetonierte Flächen für mehr Lebensqualität nutzen und Flussufer renaturieren
Wohnen und Arbeiten in Laufweite zum bunten Cultural District in Downtown, den Shops und Restaurants im Strip District und natürlich nahe an den Jogging- und Biking Trails am Wasser? Ein Paradebeispiel wie innerstädtische Bauprojekte nachhaltig entstehen können ist in Pittsburgh das Projekt „3 Crossings“. Das Projekt entsteht auf ehemaligen LKW-Abstellflächen und wird ein Outdoor-Veranstaltungszentrum, Einzelhandels- und Büroflächen sowie Wohnungen umfassen. Es verbindet die historische Nachbarschaft des Strip District mit den Annehmlichkeiten eines revitalisierten Flussufers und Pittsburghs Three Rivers Trail. Als Innovations-Hotspot beherbergt 3 Crossings viele grüne Tech-Unternehmen wie das Forschungs- und Entwicklungszentrum von Uber, das Robotics Institute der Carnegie Mellon University und Astrobotics. Büroräume wie "The Stacks" sind nachhaltig gestaltet, wobei die Entwickler LEED®-Silber-Standards oder höher anstreben.
Historische Gebäude bewahren und neu nur nachhaltig bauen
Viele der ehemaligen Industrieflächen in Pittsburgh haben sich seit den 1990er Jahren in Grüngürtel und Parks verwandelt, bei Gebäuden ist eine neue Nutzung oft eine auch finanzielle Herausforderung. Aber anstatt Abriss heißt es in Pittsburgh oft “Urban Renewal”, dies gilt insbesondere für die Hotelszene. So öffnete das imposante Renaissance Hotel in einem ehemaligen Firmenhauptsitz aus dem Jahr 1906; im Drury Hotel schlafen Gäste in den Räumen der vormaligen Federal Reserve Bank und bewundern die dicken Stahltresortüren, die heute im Keller den Meeting-Bereich schmücken. Das hippe ACE Hotel im East Liberty Viertel war einst das beliebteste YMCA der Stadt und das heutige Hotel Monaco in Downtown diente ab 1908 zunächst als Elektrizitätswerk und später als Anwaltskanzlei.
Pittsburgh beherbergt daneben mehr als 350 LEED®-zertifizierte Gebäude, darunter das erste LEED®-Silber-zertifizierte Studentenwohnheim auf dem Campus der Carnegie Mellon University. Das Frick Environmental Center ist eines der grünsten Gebäude weltweit, das kostenlos und für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Und das David L. Lawrence-Convention-Center kann sich das erste Kongresszentrum der Welt nennen, das eine LEED® -Zertifizierung für ein bestehendes Gebäude erhalten hat.
Vom Auto aufs Rad umsteigen leicht gemacht mit dem 10-Jahres-Bike-Plan
Langfristig hat sich Pittsburgh große Ziele für umweltfreundlichere Mobilitätsalternativen und vor allem sichere Straßen für alle Verkehrsteilnehmer, ob Einheimische oder Besucher, gesetzt: Binnen zehn Jahren sollen insgesamt knapp 200 Kilometer an eigenständigen, abgetrennten Fahrradwegen und nochmals 43 Kilometer Fahrradspuren auf den Straßen neu geschaffen werden. Schon jetzt sind die knapp 40 Kilometer Radwege allein entlang der Flüsse bei Besuchern beliebt und auch wichtige Routen für Pendler. Zusätzlich sollen zahlreiche verkehrsberuhigte Abschnitte für mehr Sicherheit und verbesserte Mobilität für Bewohner mit unterschiedlichen Einkommensniveaus sorgen: So könnten nicht nur Touristen angenehmer bummeln und die multikulturellen Stadtviertel von Pittsburgh mit dem Fahrrad entdecken, auch der tägliche Einkauf wäre für Einheimische dann bequemer zu Fuß oder per Rad zu meistern. Ein erfolgreiches Vorbild ist sich Pittsburgh selbst: Der letzte 10-Jahres-Bike-Masterplan aus dem Jahr 1999 weitete die Fahrradinfrastruktur von anfänglich nur 17 auf beachtliche 150 Kilometer Wegenetz aus.
Weitere Informationen unter www.visitpittsburgh.com/willkommen
Beitragsbild: Conventional Pittsburgh. Photo Credit: JP Diroll Photography